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Udine (Giovanni da) – Uea
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Udine'
Anmerkung: Fortsetzung von Nummer 1)
Baumwollwaren-, Papier- und Metallwarenfabrikation, Gerberei, Brauerei und Töpferei. Die zahlreichen Eisenbahnlinien berühren meist die Hauptstadt. Über
die Geschichte s. Friaul. –
2) Hauptstadt der Provinz und des Distrikts U., in fruchtbarer, weinreicher Gegend, am Kanal Roja, der vom Torre
abzweigt, an den Linien Venedig-Cormons und U.-Pontebba (70 km) des Adriatischen Netzes und an den Anschlußbahnen U.-Portogruaro (61 km) und
U.-Cividale, mit Dampfstraßenbahn nach San Daniele (27 km), ist Sitz des Präfekten, eines Erzbischofs, einer Handels- und Gewerbekammer sowie der
Infanteriebrigade «Bergamo» und hat (1881) 23254, als Gemeinde 32020, nach einer Berechnung (31. Dez. 1894) 37200 E., in Garnison ein Bataillon des 26.
Infanterieregiments und das 15. Kavallerieregiment «Lodi», ein Standbild der Friedensgöttin und bronzenes Reiterstandbild Victor Emanuels II. von Crippu
(1883), zwei riesige Marmorstatuen (Hercules und Cacus) und zwei hohe Säulen, ein Standbild der Justitia und ein Denkmal Garibaldis (1886). Die Stadt
zerfällt in die innere und die äußere, die durch Mauern und Gräben getrennt sind. Die Straßen sind eng und krumm. Im Mittelpunkte liegt auf einem Hügel das
1517 von Giovanni Fontana erbaute Kastell, jetzt Kaserne. Der roman. Dom mit sechseckigem Glockenturm hat im Innern das Reiterstandbild des Grafen
Antonini und ein Standbild des Erzbischofs Zacharias Bricito von Millisini. Die größte Merkwürdigkeit in U. ist der
Campo santo, einer der schönsten Friedhöfe Europas.
Der erzbischöfl. Palast besitzt im Thronsaal die Bildnisse sämtlicher Patriarchen von Aquileja sowie der Erzbischöfe und Bischöfe von U., ferner Fresken von
Tiepolo und Giovanni da Udine. Der Palazzo del Municipio, 1457 im Stil des venet. Dogenpalastes erbaut und nach dem Brande von 1876 durch den Mailänder
Architekten Scala wiederhergestellt, enthält einen riesigen Ajax aus Marmor und Gemälde von Pomponio Amalfio und Grassi, der Palazzo Bartolini die an
Werken über Friaul reiche Bibliothek und das städtische Museum mit röm. Altertümern, Gemälden von Giovanni da Udine, Palma Giovane und Tiepolo sowie
eine Münzsammlung. U. hat eine theol. Lehranstalt, zwei Gymnasien, ein technisches Institut, Akademie, Theater, Findelhaus; bedeutende Seidenindustrie
und starken Handel, besonders mit Flachs und Hanf. – U., das alte Utina oder
Utinum, kommt erst im 10. Jahrh. vor, wurde 1238 durch den Patriarchen von Aquileja, Berthold, zur Hauptstadt des
Friauls erhoben und kam 1420 an Venedig. 1750 wurde es Sitz eines Erzbischofs. Während der franz. Herrschaft war U. Hauptstadt des Depart. Passariano. U.
kam 1814 an Österreich und war 1848 die erste Stadt, die nach dem Aufstand in Venedig von Österreich abfiel und 23. März die Besatzung zum Abzug zwang;
23. April, nach mehrstündiger Beschießung, unterwarf sie sich wieder. 1866 kam U. mit Venetien an Italien.
Udĭne, Giovanni da, ital. Maler, geb. 1487 zu Udine, gest. 1564, war einer der geschmackvollsten
Dekorationsmaler Italiens. Anfangs in Venedig thätig, ließ er sich später in Rom nieder, wo er unter die Schüler Raffaels aufgenommen wurde. Ihm verdankt
man im wesentlichen die auf den antiken Ornamentenstil zurückgehenden phantasievollen Dekorationen der Loggien im Vatikan. In der Farnesina hat er die
Guirlandeneinrahmung für Raffaels Psychedarstellungen gemalt; zu seinen schönsten ↔ Dekorationsmalereien gehören die Grotesken in der
Villa Madama in Rom. Auch in Florenz, in Venedig im Palazzo Grimani und in Udine hat er seine Kunst bethätigt. Der Groteskenstil ist durch ihn zur höchsten
Vollendung ausgebildet worden.
Udoë, Hügellandschaft in Deutsch-Ostafrika, am untern Wami, nahe der Küste, mit waldbedeckten Abhängen,
schönen Wiesengründen und gut bebauten Feldern. Die Bewohner, die Wadoe, fleißige Ackerbauer, schön gebaut,
gelten als Einwanderer und als sprachverwandt mit den Manjema; sie sind noch Menschenfresser, besitzen eine Art staatlicher Organisation und ein
gemeinschaftliches Oberhaupt.
Udong, Mündungsarm des Me-kong (s. d.).
Udschain (im Sanskrit Udschdschajani, engl. Oojyne
oder Ujain), Hauptstadt des Reichs der mahrattischen Fürstenfamilie Sindhia in Ostindien, im Territorium Gwaliar, auf
dem rechten Ufer des Flusses Sipra,an der Eisenbahnlinie Adschmir-Bombay, eine der ältesten und bestgebauten Städte mit (1891) 34691 E., darunter 9476
Mohammedaner. Die bedeutendsten Bauten sind außer mehrern Palästen der Fürstenfamilie die Tempel der Maha-Kali, des Krischna und des Rama sowie die
Mausoleen längs der Sipra. In einem dem Mahadeva geweihten Tempel neben dem prächtigen Mausoleum einer der Gemahlinnen von Madhadschi-Sindhia
ist eine große, in weißem Marmor aufgeführte Gruppe, darstellend den Stier Schiwas mit dem Maule an einem Fruchtkorb. Sie gilt als eins der größten
Kunstwerke von ganz Indien. U. ist in ganz Indien wegen seiner Schulen und Sternwarte berühmt, von welcher die ind. Astronomen ihren ersten Meridian
ziehen. In alter Zeit war es Hauptstadt von Malwa (s. d.) und gilt noch jetzt als eine der sieben heiligen Städte der Hindu.
Udsra, Volksstamm, s. Asra.
Udvarhely (spr. údwahrhelj), Komitat in Siebenbürgen, grenzt im N. an das Komitat Maros Torda, im O.
an Esik, im S. an Haromszék und Groß-Kokel, im W. an Klein-Kokel, und hat 3417,68 qkm und (1890) 110132 meist evang.
magyar. E. (3191 Rumänen, 2131 Deutsche), darunter 37287 Römisch-, 1745 Griechisch-Katholische, 25544 Unitarier, 4171 Griechisch-Orientalische und 768
Israeliten. Das Gebiet ist durchweg waldiges Hochland, das nur den Anbau von Hafer, Gerste, Kartoffeln und Hanf gestattet; die Einwohner treiben meist
Viehzucht und Holzindustrie, auch feinere Kunstschnitzerei. Das Komitat umfaßt drei Stuhlbezirke. Hauptort ist Székely-Udvarhely (s. d.).
Uea oder Wallis, franz. (seit 1887) Inselgruppe im Großen Ocean, unter 176° westl. L. und
13° südl. Br. gelegen, im W. von den Samoa-Inseln, zählt auf 96 qkm 4000 kath. E., welche mit den Bewohnern der Tonga-Inseln große Ähnlichkeit haben. Auf
der 60 qkm großen Hauptinsel U. (auch Uvea, Uwea), welche vulkanischen Ursprungs und von drei stark bewaldeten Bergketten durchzogen ist, gedeiht
besonders Kaffeebaum und Baumwollstaude, während die übrigen sehr kleinen, meist den Korallen ihr Dasein verdankenden Eilande mit Kokospalmen
bestanden sind. Die alten Kratertrichter auf der 1867 durch ein gewaltiges Erdbeben stark heimgesuchten Hauptinsel U. sind zum Teil mit Seen gefüllt. Der
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 37.