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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ulmacēen; Ulme

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Ulmaceen - Ulme (Baum)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Ulm'

gestellten Fresken, gegenüber einen schönen got. Brunnen, den sog. Fischkasten, das einzige bekannte steinerne Skulpturwerk des ältern Syrlin (1482); das Ehinger- oder Neubronnerhaus mit prachtvollen Renaissancetäfelungen, jetzt Gewerbemuseum, sowie das Bürglensche, von Schadsche, Fehlsche (früher Knoderersche) u. a. alte Privathäuser mit Säulenhöfen, die Jacksche Apotheke, im Holzstil restauriert, das Kraftsche Haus, das Museum mit altem Sgraffito, den Neuen Bau, jetzt Kameralamt, an der Stelle einer kaiserl. Pfalz 1591 erbaut; die Komturei des Deutschordens, 1712-18 erbaut auf der Stelle des alten Ordensgebäudes (13. Jahrh.), jetzt teils Schwurgericht, teils Artilleriekaserne; das Palais Herzog Heinrichs von Württemberg, seit 1839 Sitz der Kreisregierung, das Kornhaus, die Markthallen, das neue Justizgebäude und der neue Saalbau für Konzerte und Feste. Von Unterrichtsanstalten bestehen ein königl. Gvmnasium mit Elementarschule, königl. Realgymnasium und Realanstalt, eine Gewerbe-, Fortbildungs- und landwirtschaftliche Winterschule, Frauenarbeits-, höhere Mädchen-, Knaben- und Mädchen-Mittelschule; ferner besitzt die Stadt ein städtisches Archiv, eine Bibliothek (36 000 Bände, seltene Werke des 17. und 18. Jahrh.) der Verein für Kunst und Altertum eine reiche Sammlung von Altertümern, alten Bildern, Schnitzwerken, Rommelschen Thonfiguren zur Kostümkunde des 18. und 19. Jahrh. und eine wertvolle Bibliothek. Die Industrie erstreckt sich auf Leinwandbleicherei, Messinggießerei, Fabrikation von Werkzeugen, Hüten, Feuerspritzen und Feuerlöschgerätschaften, landwirtschaftlichen Maschinen, Brauereieinrichtungen, Tabak, Goldleisten und Stärke, sowie Brauereien; berühmt sind die Ulmer Pfeifenköpfe, das Zuckerbrot, Gemüse (Spargel), Gerste und Bier. U. ist einer der bedeutendsten Handelsplätze Württembergs, besonders in Holz und Brettern. Im Aufschwung begriffen ist der Tuch- und Ledermarkt. Außerdem besteht ein lebhafter Produkten- und Speditionsbandel sowie Donauschiffahrt. Die "Ulmer Schachteln" (Schiffe) gehen (mit Aspbalt, Stärke u.s.w.) bis Wien. U. ist Sitz der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft des württemb. Donaukreises.

Befestigung. U. wurde 1841 Bundesfestung und von 1842 ab unter Leitung des prenß. Ingenieurobersten von Prittwitz in Neupreußischer Befestigungsmanier (s.d.) befestigt. Den Brückenkopf bildet Neu-Ulm. Die Hauptfestung auf dem linken Donauufer zieht sich mit langen geradlinigen Fronten von der Donau ober- und unterhalb U. bis auf das Plateau des nördlich, 4½ km vom Strome entfernt liegenden Michelsberges, auf welchem die starke Wilhelmsfeste mit der Wilbelmsburg gewissermaßen eine Citadelle bilden. Vor die Hauptumwallung vorgeschoben liegt ein Gürtel selbständiger Werke. Neu-Ulm hat vier Polygonalfronten und sechs detachierte Forts, welche sich dem Gürtel des linken Ufers anschließen. Seit 1871 ist U. deutsche Reichsfestung, seit 1873 erweitert und mit einem Gürtel detachierter Forts umgeben.

U. wird urkundlich zuerst 854 erwähnt und wurde schon im 12. Jahrh. Freie Reichsstadt des Schwäbischen Kreises, auf dessen Versammlungstagen es den Vorsitz führte. Die Stadt hatte neben der Bevölkerung in ihren eigenen Mauern ein Landgebiet von 640 qkm mit 38 000 E. Gegen Ende des Mittelalters im Besitz großer Rechte, war sie stets eins der Hauptmitglieder der Bündnisse in Schwaben (s. d.). An der Reformation nahm sie Anteil durch Übertritt zum augsburgischen Bekenntnis 3. Nov. 1530. U. kam 1803 an Bayern, 1810 an Württemberg; 1805 wurde es, nachdem die Franzosen unter Napoleon und Ney 14. und 15. Okt. bei dem nahen Elchingen gesiegt, 17. Okt. mit Kapitulation genommen und der österr. General Mack hier mit 26 000 Mann kriegsgefangen.

Vgl. Jäger, U.s Verfassung u.s.w. im Mittelalter (Heilbr. 1831); Grüneisen und Mauch, U.s Kunstleben im Mittelalter (Stuttg. 1840); Haßler, U.s Buchdruckergeschichte (Ulm 1840); ders., U.s Kunstgeschichte im Mittelalter (Stuttg. 1864); Pressel, Ulmisches Urkundenbuch, Bd. 1 (ebd. 1873); ders., U. und sein Münster (Ulm 1877); Fischer, Geschichte der Stadt U. (ebd. 1863); Mauch, Die Baugeschichte der Stadt U. (ebd. 1864); Löffler, Geschichte der Festung U. (2.Aufl., ebd. 1883); Schultes, (Chronik von U. (ebd. 1881; Nachtrag 1886); R. Pfleiderer, Das Münster in U. mit Illustrationen (ebd. 1890); Osiander, Pfleiderer, Seuffer, U., sein Münster und seine Umgebung (ebd. 1890); Nübling, U.s Handel und Gewerbe im Mittelalter (ebd. 1892).

Ulmacēen, Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Urticinen (s. d.) mit gegen 150 Arten, meist Bäume mit einfachen fiedernervigen Blättern und zwitterigen in Büscheln gestellten Blüten, bestehend aus mehrspaltigem unansehnlichem Perigon, 4-12 Staubgefäßen und einem von zwei Narben gekrönten Fruchtknoten, aus dem sich entweder eine Steinfrucht oder eine Flügelfrucht entwickelt. Die U. unterscheiden sich von den Urticaceen (s. d.), zu denen sie häufig gerechnet werden, nur durch die zwitterigen Blüten.

Ulme (Ulmus L.) oder Rüster, Pflanzengattung aus der Familie der Ulmaceen (s. d.) mit 16 in der nördlichen gemäßigten Zone weit verbreiteten Arten, der Mehrzahl nach stattliche Bäume, die am Grunde ungleichseitige gesägte Blätter, vor dem Laubausbruch erscheinende, büschelig angeordnete unscheinbare Zwitterblüten und einsamige, mit einem breiten, netzaderigen Flügelsaum umgebene Nüßchen besitzen. Die bald gestielten, bald festsitzenden Blüten haben eine einfache, glocken- oder kreiselförmige Hülle (ein Perigon) mit drei- bis neunspaltigem Saume und ebenso viele aus der Hülle hervorragende Staubgefäße mit braunvioletten Beuteln, weshalb die Blütenbüschel von weitem fast schwarz aussehen. Blütezeit im März und April, Fruchtreife Ende Mai oder im Juni, bald nach der Entwicklung der Blätter. In Deutschland kommen drei Arten wild vor: Ulmus campestris L., Ulmus montana With. und Ulmus effusa Willd. Die erstgenannte Art, die Feldulme oder Feldrüster (Rotulme), früher oft mit der zweiten verwechselt, hat dicke, fast lederartige, oberseits glatte, unterseits nur in den Nervenwinkeln behaarte Blätter, rundliche Flügelfrüchte, deren Kern (das Nüßchen) in der vordern Hälfte des kahlen, nicht gewimperten Flügels liegt. Hinsichtlich der Form und Größe der Blätter variiert sie außerordentlich, hat daher viele botan. Namen. Ältere Stämme und Äste haben eine dunkle, tief-, aber kurzrissige Borke. Diese Art ist namentlich in der südlichern Hälfte Europas heimisch. Eine Varietät derselben ist die Korkulme (UImus suberosa Mönch), mit korkig geflügelten Zweigen und Ästen und ziemlich dicker, aufgesprungener Korkrinde an den Stämmen. Diese auffallende Korkbildung zeigen mitunter auch andere Ulmenarten, namentlich deren Stockausschläge. Eine zweite Varietät mit

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 53.