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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ulme; Ulmenspier; Ulmer Ried; Ulmer Wettspiel; Ulmin; Ulminsäure; Ulmus; Ulna; Ulodendron; Ulpianus; Ulrich; Ulrich

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Ulme (im Bergbau) – Ulrich (Herzog von Württemberg)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Ulme'

ganz pyramidenförmiger Krone wird als Ulmus fastigiata bezeichnet. Die Bergulme, durch beiderseits sehr scharfhaarige, dünnere, aber meist größere Blätter und längliche Früchte, deren Kern in der Mitte des ebenfalls nicht gewimperten Flügels liegt, von voriger unterschieden, ist die in Deutschland gemeinste Ulmenart und durch ganz Mittel- und einen großen Teil von Nordeuropa verbreitet. Die Rinde der ältern Stämme und Äste ist seicht langrissig. Beide Ulmenarten tragen die Blüten in dichten halbkugeligen Büscheln. Die Flatterulme unterscheidet sich durch die langgestielten, lockere, unregelmäßige Büschel bildenden Blüten und die kleinen länglichen Früchte, deren Kern in der Mitte des gewimperten Flügels liegt. Die Blätter sind am Grunde meist sehr schief herzförmig, oberseits glatt und kahl, unterseits weißhaarig. Die Rinde des Stammes blättert sich in flachen, dünnen Stücken. Heimisch ist sie besonders in Mitteleuropa.

Die Abbildung auf Tafel Laubhölzer: Waldbäume Ⅲ, zeigt in Fig. 4 eine Bergulme als Baum, außerdem: 1 blühende Triebspitze, 2 Einzelblüte, 3 Stempel, 4 Frucht (von der Seite und von vorn im Durchschnitt), 5 Triebspitze mit Fruchtbüschel und jungem Laubtrieb, 6 Trieb mit zwei Blüten und drei Laubknospen, dann von der Flatterulme Fig. 5 blühende Triebspitze, Fig. 6 Einzelblüte, Fig. 7 Stempel, Fig. 8 Einzelfrucht eines Fruchtbüschels.

Alle U. haben ein festes, hartes, schwerspaltiges Holz. Nur das der Feldulme wird vielfach von Wagnern, Tischlern, Drechslern u. s. w. gern verarbeitet, früher zur Herstellung von Kanonenlafetten verwendet; die innere Rinde dieser und auch anderer Arten wird ihres Gerbstoffgehaltes wegen medizinisch als adstringierendes Mittel gebraucht. Die U. sind den Angriffen mancherlei Insekten, namentlich verschiedener Blattläuse ausgesetzt. Sie beanspruchen einen humosen Boden, kommen bei uns namentlich in Buchenwäldern eingesprengt, an Flußufern, Waldrändern, seltener in reinen Beständen vor. Der unmittelbar nach dem Reifwerden gesäte Same keimt in drei bis vier Wochen, die junge Pflanze wird in demselben Jahre noch 10‒20 cm hoch. Überwinterter Same verliert oft die Keimkraft.

Ulme oder Wange, im Bergbau Bezeichnung für die Seitenstöße eines Stollens oder einer Strecke. (S. auch Gang, bergmännisch.)

Ulmenspier Pflanzenart, s. Spiraea .

Ulmer Ried s. Donauried.

Ulmer Wettspiel s. Kegelspiel.

Ulmīn und Ulminsäure, schwarze Produkte der Vermoderung vegetabilischer Substanz, die von ältern Chemikern als bestimmte chem. Verbindungen angesprochen wurden. (S. auch Humus.)

Ulmus (lat.), die Ulme (s. d.).

Ulna (lat.), der Ellbogenknochen; ulnār, was sich auf denselben bezieht.

Ulodendron , s. Lepidodendron.

Ulpiānus, Domitius, röm. Jurist, geb. zu Tyrus in Phönizien, war unter dem Kaiser Septimius Severus, welcher den Juristen hold war, emporgekommen, hatte zusammen mit Paulus im Consilium des Papinian gesessen, verfaßte die meisten seiner Schriften unter Caracalla, wurde unter Heliogabalus praefectus praetorio, während der Minderjährigkeit von Alexander Severus (s. d.), zufolge des Einflusses von dessen Mutter Mammäa, Vorsitzender des Staatsrats, und wurde von den Pratorianern, weil er ihnen nicht geneigt war, vor dem Kaiser, der ihn vergebens mit seinem Mantel deckte, ermordet (228 n. Chr.). Ein Drittel der Pandekten (s. Corpus juris ) besteht aus Stellen, welche aus U.’ jurist. Schriften genommen sind. Sie sind von behaglicher, leicht verständlicher Breite.

Ulrich, Sankt, Hauptort des Grödener Thales (s. Gröden) in Tirol.

Ulrich, Herzog von Württemberg, geb. 1487, Sohn des wahnsinnig gewordenen Grafen Heinrich, kam, da dessen Bruder, der vertriebene Eberhard Ⅱ., keine männlichen Nachkommen hatte, schon 1498 in den Besitz des Herzogtums. Eine ungeschickte Erziehung hatte nicht vermocht, die Wildheit seiner Natur zu zügeln. Um der kaiserl. Hilfe gegen den vertriebenen Herzog Eberhard Ⅱ. (Ⅵ., s. d.) gewisser zu sein, verlobten die Regenten des Landes den jungen Herzog mit der Prinzessin Sabina von Bayern, einer Schwestertochter Kaiser Maximilians Ⅰ., der den Herzog schon im 16. Jahre für volljährig erklärte. Die ersten Jahre seiner selbständigen Regierung waren glücklich. Er nahm teil am Landshuter Erbfolgekriege, der Württemberg bedeutend vergrößerte. Aber die schon zuvor beträchtlichen, jetzt bis auf 1 Mill. Fl. erhöhten Schulden, schwere Abgaben und unfruchtbare Jahre machten die Unterthanen unzufrieden. So erhob sich 1514 der Aufstand des Armen Konrads, infolgedessen der Herzog seinen Ständen im Tübinger Vertrag außerordentliche Rechte und Freiheiten gewährte. 1515 ermordete er Hans von Hutten, den er eines sträflichen Verhältnisses zur Herzogin bezichtigte. Letztere entfloh; der durch die Ermordung seines Standesgenossen empörte Adel und die Herzöge von Bayern, die Brüder seiner Gemahlin, wurden U.s erbittertste Gegner. Als dann U., um die Ermordung seines Burgvogts auf Achalm zu rächen, 1519 die Reichsstadt Reutlingen in Beschlag nahm, waffnete sich gegen ihn der ganze Schwäbische Bund, und in wenigen Wochen war U. von Land und Leuten vertrieben. Der Bund verkaufte das Herzogtum 1529 an Kaiser Karl Ⅴ., und dieser belehnte seinen Bruder Ferdinand damit. U., der im Bauernkriege 1525 einen vergeblichen Versuch zur Wiedereroberung seinem Landes gemacht hatte, suchte Hilfe in Frankreich, bei den Eidgenossen und Landgraf Pbilipp dem Großmütigen. Nach langer Verbannung führte den inzwischen zum Protestantismus übergetretenen Herzog der Landgraf Philipp von Hessen 1534 durch den Sieg bei Lauffen nach Württtemberg zurück. Der durch Vermittelung des Kurfürsten von Sachsen zu Kaaden in Böhmen 1534 geschlossene Vertrag ließ den Herzog im Besitz seines Landes, doch mußte er es als österr. Afterlehn annehmen. Er führte nun die Reformation durch, trat dem Schmalkaldischen Bunde bei und beteiligte sich 1546 am Kriege gegen den Kaiser. Die Niederlage traf auch ihn sehr hart. Durch eine beträchtliche Summe und durch Einführung des Interims erkaufte U. zwar den Frieden mit dem Kaiser; allein jetzt ließ König Ferdinand eine Anklage auf Verletzung der Lehnstreue gegen ihn, als seinen Afterlehnsmann, einleiten, doch starb U. bereits 6. Nov. 1550. – Vgl. Heyd, Herzog U. von Württemberg (3 Bde., Tüb. 1841‒44); Kugler, U., Herzog zu Württemberg (Stuttg. 1865); Ulmann, Fünf Jahre württemb. Geschichte (Lpz. 1867); Stälin, Wirtembergische Geschichte, Bd. 4 (Stuttg. 1873); Wille, Philipp der Großmütige von Hessen und die Restitution U.s von Württemberg (Tüb. 1882); H. von

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 54.