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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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ü. M. – Umbra

bahnen, Sitz eines Amtsgerichtes (Landgericht Lüneburg), eines Handelsvereins, des Landwirtschaftlichen Provinzialvereins für das Fürstentum Lüneburg, hat (1895) 7910 E., darunter 230 Katholiken und 54 Israeliten, in Garnison die 4. Eskadron des 2. hannov. Dragonerregiments Nr. 16, Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, eine Kirche und drei Kapellen: die Gertrudenkapelle, die St. Vitikapelle und die Heilige-Geist-Kapelle, letztere mit einem wertvollen Altarschrein (14. Jahrh.), Realprogymnasium, höhere Mädchenschule, Gasanstalt; bedeutende Zuckerfabrik, Eisengießerei, Fabriken für Tabak, Tuch und Wollwaren, Brauereien, Branntweinbrennereien, Handel mit Landesprodukten, Wolle, Flachs, Korn, Honig und Holz, Vieh- und Pferdemärkte. Ü. ist sehr alt und hieß früher Löwenwold; es wurde 1270 mit Lüneburgischem Stadtrecht beliehen und 1451 in die Hansa aufgenommen. Herzog Ernst der Bekenner führte 1527 die Reformation ein. Im Dreißigiährigen Kriege wurde die Stadt 1626 durch Tilly, 1635 durch Banér hart mitgenommen, 1646 und 1826 durch große Brände heimgesucht. – Vgl. Ringklib und Siburg, Geschichte der Stadt Ü. (Hannov. 1859).

ü. M., bei Höhenangaben Abkürzung für: über dem Meeresspiegel.

Umajjaden, Chalifendynastie, s. Omajjaden.

Uman, schwed. Fluß, s. Umea-elf.

Uman (spr. umánj). 1) Kreis im südl. Teil des russ. Gonverments Kiew, im Gebiet der Sinjucha (zum Südlichen Bug), hat 4307,8 qkm, 279582 E., bedeutenden Getreidebau, 4 Zuckerfabriken, 13 Branntweinbrennereien. – 2) U., poln. Humań, Kreisstadt im Kreis U., an der Umanka und an der Linie Demkowka-U. der Russ. Südwest-Eisenbahn, hat (1894) 24715 E., 5 russ., 1 kath. Kirche, Synagoge, Progymnasien, Schule für Gartenbau und Landwirtschaft, Filiale der Petersburger Kommerzbank; Handel mit Getreide und andern landwirtschaftlichen Produkten, sowie einen schönen Park. U. war eine ukrain. Festung und ist bekannt durch das «Gemetzel von U.» oder die Koliszczysna (s. Hajdamaken) 1768.

Umanak, dän. Distrikt auf Grönland (s. d.).

Umáua, südamerik. Indianerstamm, s. Omagua.

Umballa, engl. Schreibung für Ambala (s. d.).

Umbalthörl, zwei Hochpässe der Hohen Tauern in Tirol zwischen Venediger- und Röthgruppe, verbinden das Virgenthal mit dem Ahrenthal. Der Übergang erfordert 9‒10 Stunden. Der Eierkopf (3043 m) trennt das nördlich gelegene Hintere U. (2826 m) von dem südlich befindlichen und höhern Vordern (2959 m). Beide sind zwar vergletschert, bieten aber der Passage keine Schwierigkeit dar.

Umbecks Fahrt, s. Tabelle zum Artikel Fehn- und Moorkolonien (Bd. 6, S. 629).

Umbella, s. Dolde.

Umbellifēren (Umbelliferae), Doldengewächse, Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Umbellifloren (s. d.) mit gegen 1300 über die ganze Erde verbreiteten Arten, krautartige Gewächse, seltener Sträucher mit meist in zusammengesetzten Dolden stehenden Blüten. Die Blätter, sehr verschiedenartig gestaltet und angeordnet, sind am Grunde meist scheidenartig erweitert. Der Bau der zwitterigen Blüten ist regelmäßig, sie bestehen aus einem oft unscheinbaren, oberständigen, fünfteiligen Kelche, fünf dem Rande des Kelchs eingefügten Blumenblättern von verschiedener Färbung, fünf Staubgefäßen und einem zweifächerigen Fruchtknoten mit zwei Griffeln. Die Frucht ist eine von dem stehenbleibenden Kelchrande und den Griffeln gekrönte Doppelachäne; sie zerfällt bei der Reife in zwei Teilfrüchte, welche an dem sog. Fruchtträger (Karpophor) hängen. Die Samen enthalten reichlich Eiweiß und einen geraden, an der Spitze liegenden Embryo. Nach der verschiedenen Gestalt dieser Früchtchen und besonders der an der Oberfläche sichtbaren Riefen und Ölgänge teilt man die U. in mehrere in der Umgrenzung unsichere Unterabteilungen ein.

Viele Arten der U. werden als Gewürz- oder Arzneipflanzen, oder als Gemüse benutzt und im großen kultiviert. Sie enthalten alle reichliche ätherische Öle und harzartige Stoffe, viele auch starke Gifte.

Umbelliferōn, eine auch synthetisch darstellbare chem. Verbindung von der Zusammensetzung C₉H₆O₃ die sich in der Rinde von Daphne mezereum L. findet und bei der Destillation verschiedener Umbelliferenharze, wie Galbanum und Asa foetida, entsteht. Seiner chem. Konstitution nach ist es als Oxycumarin, C₉H₅O₂(OH), oder als Anhydrid der Umbellsäure, C₉H₈O₄, aufzufassen. Es krystallisiert in feinen, in Wasser schwer löslichen Nadeln, schmilzt bei 224° und zeigt beim Erhitzen einen cumarinähnlichen Geruch.

Umbelliflōren (Umbelliflōrae), Ordnung aus der Gruppe der Dikotyledonen, Abteilung der Choripetalen, charakterisiert durch regelmäßige, zwitterige, meist fünfzählige, zu einfachen oder zusammengesetzten Dolden vereinigte Blüten. Die Frucht besteht in der Regel aus zwei miteinander verwachsenen Fruchtblättern. Die Ordnung der U. umfaßt die Familien der Umbelliferen (s. d.), Araliaceen (s. d.) und Cornaceen (s. d.). (Hierzu Tafeln: Umbellifloren Ⅰ, Ⅱ.) Zur Erklärung vgl. die Artikel Anis, Carum, Foeniculum, Ferula, Archangelica, Mohrrübe, Anthriscus, Coriandrum, Epheu, Cornus.

Umbellularĭa, s. Oktaktinien.

Umberfische (Sciaenidae), Familie der Knochenfische (s. d.) von barschähnlichem Habitus, mit Kammschuppen auf dem Kopf und dem Basalteil der senkrechten Flossen; System der Kopfkanäle und der Seitenlinie sehr stark entwickelt, letztere setzt sich auf die Schwanzflosse fort. Der Kopf ist abgestumpft, seitlich stark gewölbt, mit endständigem Maule. Die Bauchflosse ist brustständig. Die Familie umfaßt 19 Gattungen mit etwa 110 Arten, die sich besonders in tropischen Gegenden nahe der Küste finden und gern in die großen Ströme aufsteigen. Einzelne sind überhaupt Süßwasserbewohner. Die Tiere sind besonders bemerkenswert durch ihre Fähigkeit Töne hervorzubringen, die wie Orgel- oder Glockentöne aus der Tiefe hervorschallen. Nach der Ansicht mancher Forscher bringen die U. die Geräusche durch das Zusammenschlagen ihrer gewaltigen Schlundzähne zu stande, und die große, mit zahlreichen Anhängen versehene Schwimmblase dient als Resonanzboden.

Umbertide, Stadt in der ital. Provinz und im Kreis Perugia (Umbrien), im tiefen Thal des Tiber, an der Linie Florenz-Ancona des Mittelmeernetzes, hat 5216, als Gemeinde 11472 E., Kirche Sta. Croce mit Gemälde von Luca Signorelli.

Umberto, König von Italien, s. Humbert.

Umbilīcus (lat.), der Nabel (s. d.).

Umbra (lat.), der Schatten.

Umbra, eine leber- bis kastanienbraune, sehr feinerdige und milde Mineralsubstanz von der Insel Cypern, die stark an der Zunge klebt, sich etwas rauh