Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

58

Umbra – Umlageverfahren

und mager anfühlt und im Wasser sehr lebhafte Entwicklung von Luftblasen zeigt; nach der chem. Zusammensetzung ist sie wesentlich ein mit Eisen- und Manganhydroxyd vermengter Thon; man benutzt sie sowohl im rohen als im gebrannten Zustande als Farbe in der Wasser- und Ölmalerei und als Vergoldergrund zum Braunbeizen des Holzes; was jedoch unter dem Namen kölnische Erde oder kölnische U. in den Handel kommt, ist eine aus Braunkohle bereitete Farbe.

Umbra, s. Hundsfisch.

Umbra, Kern der Sonnenflecken (s. d.).

Umbrechen, s. Fahne (im Buchdruck).

Umbrer (Umbri), einer der in Italien eingewanderten indogerman. Stämme, ist am nächsten den Samniten, entfernter den Latinern verwandt. (S. Italische Völker und Sprachen.) Nach alter Tradition waren sie der erste und älteste dieser Stämme. Ihre in alten Zeiten ausgedehnten Wohnsitze lagen zwischen denen der Etrusker, Samniten und Picener auf dem Kamme und an den östl. Abhängen des Apennin und erstreckten sich zwischen den Flüssen Rubico und Äsis bis an das Adriatische Meer. Um 400 v. Chr. nahmen ihnen die gallischen Senonen die Meeresküste weg, und im Verlauf der Samniterkriege verloren sie durch die in Umbrien geschlagenen Schlachten bei Mevania (308 v. Chr.) und Sentinum (295) ihre Selbständigkeit an die Römer. Die Flaminische Straße, die mitten durch Umbrien geführt wurde, diente mit den an ihr angelegten Kolonien zur Befestigung der röm. Herrschaft. An dem Versuche, diese abzuschütteln, den die italischen Völker im Bundesgenossenkriege (s. d.) machten, nahmen 90 auch die Ü. teil, doch endigte auch für sie dieser Versuch mit Unterwerfung; sie wurden danach röm. Bürger. In der Augusteïschen Einteilung Italiens bildete Umbria, begrenzt westlich durch den obern Tiberlauf, nördlich durch den Rubico, östlich durch das Meer, südlich durch den Äsis, die sechste Region mit den Städten Ariminum (Rimini), Sena-Gallica (Sinigaglia), Spoletium (Spoleto) u. a. Die inschriftlich erhaltenen Denkmäler des umbrischen Dialekts, von denen am wichtigsten die sog. Eugubinischen Tafeln (s. d.) sind, wurden von Aufrecht und Kirchhoff in den «Umbrischen Sprachdenkmälern» (2 Bde., Berl. 1849‒51) und Fabretti im «Corpus inscriptionum italicarum» (Tur. 1867, nebst 3 Supplementen 1872‒78) gesammelt. – Vgl. Savelsberg, Umbrische Studien (Berl. 1873); Bücheler, Umbrica (Bonn 1883).

Umbrĭel, einer der Uranusmonde.

Umbrĭen (ital. Umbria), Landschaft im Königreich Italien, umfaßt die Provinz Perugia (s. d.).

Umbrisch-sabellische und Umbrisch-samnitische Sprache, s. Italische Völker und Sprachen.

Umdreher, Halswirbel, s. Hals.

Umdruck, lithographischer Druck, s. Lithographie.

Umeå, Hauptstadt des Westerbottens Län in Schweden, unweit der Mündung der Umeå-elf in den Bottnischen Meerbusen, hat (1890) 3223 E., einen Hafen und steht mit Stockholm in lebhaftem Dampfschiffverkehr. Nach dem großen Brande, Juni 1888, ist sie sehr regelmäßig aufgebaut. U. ist Sitz eines deutschen Vicekonsuls. In der Nähe Sägemühlen und Eisenwerke.

Umeå-elf oder Uman, Fluß im nördl. Schweden, entspringt in den Lappmarken, nahe der norweg. Grenze, durchfließt mehrere Seen, darunter den Stor Uman, nimmt die ansehnliche Windel-elf auf und mündet 5 km unterhalb der Stadt Umeå, 381 km lang, in den Bottnischen Meerbusen. Das Stromgebiet umfaßt 26970 qkm.

Umeå Län, s. Westerbottens Län.

Umfang des Begriffs, in der Logik das Gebiet seiner Anwendung, oder der Bereich der Gegenstände, die darunter gedacht werden sollen. Der U. des Begriffs hängt von dessen Inhalt (s. d.) in der Art ab, daß der inhaltreichere (bestimmtere, determiniertere) Begriff in der Regel von engerm, der inhaltärmere (abstraktere) von weiterm U. ist.

Umfangmethode, eine Methode der Feldmeßkunst (s. d.).

Umfassung, ein Akt der Offensive, besteht aus einem mit gleichzeitigem Frontalangriff verbundenen Angriff gegen die Flanke des Verteidigers. Die U. ist rein taktischer Natur, d. h. sie führt stets zum direkten taktischen Zusammenstoß. (S. dagegen Umgehung.) Über die U. (Umschließung) einer Festung s. Enceinte.

Umflutkanäle, s. Hochwasser.

Umgehung, s. Strategische Umgehung. Die U. ist strategischer wie taktischer Natur und braucht nicht unmittelbar zu einem taktischen Zusammenstoß zu führen. (S. auch Umfassung.)

Umgeld (Umgelt), auch Ungelt, eine im Mittelalter häufig vorkommende Bezeichnung indirekter Verbrauchsabgaben, besonders solcher von den Getränken, für die jetzt auch der Ausdruck Ohmgeld vorkommt.

Umhausen, Dorf im Ötzthal (s. d.) in Tirol.

Umhauungen, s. Loshiebe.

Umhüllungs-Aponeurosen, s. Aponeurosen.

Umhüllungspseudomorphosen, s. Pseudomorphosen.

Umkehrthermometer, s. Tiefseeforschung.

Umkehrung, in der musikalischen Harmonie die Versetzung einzelner Töne oder ganzer Accorde, so daß, was oben ist, nach unten kommt und umgekehrt. Die Stellungen, die hierbei verwechselt werden, sind aus den acht Stufen der Tonleiter leicht zu entnehmen; so wird z. B. d als zweite Stufe nach oben (c-d) die siebente Stufe nach unten (c h a g f c d) u. s. w.

Umladungsrecht, s. Umschlagsrecht.

Umlageverfahren, das Verfahren zur Bemessung der Jahresbeiträge für ein Versicherungsinstitut, nach welchem diese den Aufgaben des laufenden (oder letztvergangenen) Jahres gleichgesetzt werden. Die früher nicht selten in solcher Weise eingerichteten Sterbe- und Unterstützungskassen erwiesen sich, wenn ihnen nicht sehr bedeutende Reservefonds zur Seite standen, sehr bald als nicht leistungsfähig, da die Ausgaben mit dem Alter der Versicherten sehr schnell steigen, bei kleinern Kassen auch stark schwanken. Es muß also beim U. von vornherein auf die Ansammlung einer starken Rücklage Bedacht genommen werden; diese gehörig zu bemessen, ist nur durch Verlassen des U. und Annahme des Prämienreserveverfahrens (s. d.) möglich. Nur bei großen obligatorischen Versicherungskassen, deren Einrichtungen aus Gesichtspunkten des öffentlichen Rechts zu beurteilen sind, ist das U. unter gewissen Bedingungen brauchbar, aber auch da nur in Verbindung mit einer beträchtlichen Sicherheitsreserve. Unbedenklich konnte daher die Krankenversicherung der Arbeiter auf das U. gegründet werden; doch erst nach weitgehenden Erörterungen entschloß man sich, es für die Unfallversicherung (s. d.) einzuführen.