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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Urál

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Ural (Gebirge)

Lebens in einen festen rundlichen Strang (Ligamentum vesicale medium) verwandelt, der vom Scheitel der Harnblase nach dem Nabel verläuft.

Urál (ostjakisch, "Gürtel"), russ. Kammenój Pojas (d. h. Erd- oder Felsengürtel), bei den Alten Montes Hyperborei oder Riphaei, das Gebirge, welches an der Grenze Asiens und Europas von der Karischen Bucht des Eismeers bis zu den Ufern des Aralsees (von 68° 30' bis 45° 30' nördl. Br.) in einer Strecke von 2560 km durch die ganze Breite des Russischen Reiche hinstreicht und die einzige Unterbrechung der ungeheuren Tiefebene Osteuropas und Nordasiens bildet. (S. Karte: Europäisches Rußland, Bd. 14, S. 66, und für den südl. Teil Russisch-Centralasien und Turkestan, Bd. 14, S. 34.) Die mittlere Kammeshöhe des U. ist 360-460 m, seine bedeutendern Gipfel erhöhen sich bis über 1600 m. Der Ostabfall zeigt geringe Vorgebirge, die westl. Seite ist ein weites welliges Hügelland. Das Gebirge wird gewöhnlich in den nördlichen oder wüsten, den mittlern oder erzreichen, den südlichen oder waldreichen U. eingeteilt. Der nördliche oder wüste U., dessen Fortsetzung die Inseln Waigatsch und Nowaja Semlja erfüllen, reicht vom Eismeer bis in die Gegend der Petschoraquellen, ist eine wallähnliche, von niedrigen Vorbergen begleitete Felsenkette mit Gipfeln von 1000 m Höhe, die durch 450 m hohe Einsenkungen und weite Thäler voneinander geschieden sind, mehrfach zerspalten, zertrümmert und kahl: sein Kamm und seine Gipfel sind waldlos, mit Krüppelholz, Moos, Torf, Morästen, Felsblöcken bedeckt oder nackt, fast stets in Wolken und Nebel gehüllt, die unwirtlichste Gegend Europas; in den Thälern findet sich hingegen dichter Nadelwald. In ihm steigt der höchste Gipfel des U., der Töll Pös-is, zu 1656 m empor. Der nördlichste höchste Punkt ist der Konstantinow-kamen, 447 m hoch. Der vielen Passagen wegen darf der U. mit Recht für zugänglich gelten; hierauf stützen sich die Vorschläge einer Verbindung Sibiriens mit dem Petschoragebiet. Der mittlere U., auch der mineralreiche, permische, werchoturische, ostjakische oder Jekaterinburger U. genannt, reicht südwärts bis zu den Quellen und dem Durchbruchsthal der Ufa und ist der schmalste und zugänglichste Teil des ganzen Gebirges. Die Zone seiner Vorberge ist nur schmal; die mittlere Höhe beträgt 6-800 m. Der höchste Gipfel ist der 1593 m hohe Konschakowskij; der Deneschkin mißt 1528 m. Zu erwähnen ist der Berg Blagodat (349 m), hauptsächlich aus Magneteisenstein bestehend, im O. des mittlern U. Bei Jekaterinburg senkt sich das Gebirge bis auf 350 m. Die Gipfel bestehen hier wie im Norden aus kahlen Felsenkämmen, während die Abhänge beider Seiten, je weiter nach Süden, desto dichter mit Wald bedeckt, die Thäler mit Sumpf und Busch erfüllt sind. Der südliche oder waldreiche, baschkirische oder Orenburger U. besteht aus drei südwärts mehr und mehr divergierenden Bergkämmen, dem Uraltau, welcher für die unmittelbare Fortsetzung des U. gilt, im O. den Ilmenischen Bergen, geschieden durch das Thal des Mijaß, im W., geschieden durch die Flußthäler des Aj und U., den Urengaischen Bergen. Der höchste Punkt ist hier der Jaman-tau, 1645 m hoch, und der 1599 m hohe Iremel auf der westl. Kette dieses durch Waldreichtum, malerische Felsen und Gebirgsseen, Mineralschätze und treffliches Weideland ausgezeichneten Gebirgsabschnitts. Zwischen der Sakmara und dem Uralfluß ziehen sich längs des Flusses Guberlja die Guberlinischen Berge (durchschnittlich 250-300 m), deren nördl. Fortsetzungen unter den Namen Kurjuk, Kyrkty und Irendyk bekannt sind. Im S. (jenseits des Uralflusses) läuft der U. in die Mugodscharschen Berge aus, aus krystallinischem Gestein, ferner aus Augitporphyr und andern vulkanischen Gesteinen bestehend. Die Mugodscharschen Berge stehen orographisch im Zusammenhange mit dem Ust-Urt (s. d.), der Wasserscheide zwischen Kaspischem Meer und Aralsee.

Der U. ist in seiner centralen Achse aus Granit und Porphyr gebildet, durch welche krystallinische Schiefer und vulkanische Gesteine gehoben worden sind; dieser Charakter ist ausgeprägter an den Ostgehängen, welche beim Übergang in die große sibir. Ebene sich mit den jüngsten Quartärablagerungen bedecken. Dem Westabhange hingegen schließen sich paläozoische Gesteine an und zwar in schmalen und parallelen Streifen: silurische, devonische und Steinkohlenablagerungen. Darauf folgen in weiterer Ausdehnung permische Ablagerungen und schließlich das Gebiet der Trias. Unter den edeln, im U. sich findenden Gesteinen sind hervorzuheben die Smaragde, die Topase aus den Gruben von Mursinsk, die Berylle aus den Gruben von Jekaterinburg. Auf einer Goldwäscherei des Grafen Polier entdeckte man 1829 den ersten Diamanten; auch findet man Malachitdrusen, Turmaline, Jaspis und andere Edel- und Halbedelsteine, seit 1836 auch Bernstein.

Bei weitem wichtiger ist der Metallreichtum. Die Vorstufen des Gebirges bilden das eigentliche uralische Erzgebirge. Die bedeutendsten Metallschätze liegen größtenteils zwischen 54 und 60° nördl. Br., und zwar hauptsächlich auf der östl. Seite. Hier ist auch der allein kolonisierte Teil des Gebirges und einer der gewerbreichsten und civilisiertesten Distrikte Rußlands. In diesem zum Gouvernement Perm gehörigen mittlern U. wurde 1623 die erste Eisenhütte und 1640 der erste Kupferhammer angelegt. Gold wurde 1745 unweit nordöstlich von Jekaterinburg auf Quarzgängen entdeckt; allein erst 1754 begann der Bergbau daselbst. Seitdem öffnete man zahlreiche Goldgruben, die aber großenteils wieder verlassen wurden, nachdem man 1774 die goldführenden Sandflöze entdeckt hatte, die zur Anlage von Goldwäschereien führten. Der uralische Goldsand bedeckt eine Fläche von 40470 qkm, und man findet ihn sowohl in den Bergadern als in dem Ufersande. 1894 betrug die Ausbeute an Gold in den Uralbergwerken 811 Pud. Ein großes Interesse erweckte früher die Ausbeute an Platin, von dem 1876 noch 1562 kg gefunden wurden; seitdem hat die Ausbeute abgenommen; 1894 wurde 359 Pud gewonnen. Silberhaltige Bleierze bricht man in den Berg- und Hüttendistrikten von Nishnij Tagilsk, Syßertsk und Jekaterinburg. Die Ausbeute an Kupfer hat stark abgenommen. Mehr als vier Fünftel der gesamten Roheisenmasse Rußlands werden auf den uralischen Hüttenwerken, und zwar in den Gouvernements Penn, Orenburg, Wjatka und Wologda gewonnen. An Roheisen wurde gewonnen (1894-95) 18,05 Mill. Pud, an Stahl 3,36, an Gußeisen 33,65 Mill. Pud. Die Ausbeute von Steinkohlen ist gering: 16,20 Mill. Pud. Große Steinsalzbrüche befinden sich bei Ilezk, Salzwerke in den Gouvernements Wologda und Perm. Die Ausbeute an Erzen betrug (1894-95) 68,69 Mill. Pud; davon Eisenerz 61,85, Kupfererz 5,74 Mill., Schwefel-^[folgende Seite]