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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Urner Alpen – Ursäuren

Kreisen, Wellen- und Zickzacklinien. Besonders beachtenswert sind die sog. Gesichtsurnen, auf denen am Halse primitiv ein menschliches Gesicht mit Augen, Nase, Mund und Ohren dargestellt ist. (S. Tafel: Urgeschichte Ⅳ, Fig. 11 u. 12.) Solche Gefäße, die als Graburnen für die vom Leichenbrand herrührenden Knochenreste dienten, werden hauptsächlich in Westpreußen, Hinterpommern und Posen, dann auch in Schlesien gefunden; sie gehören der mittlern german. Zeit an, etwa den letzten Jahrhunderten v. Chr.

Ähnliche Gesichtsurnen, wenn auch von anderm Typus, hat Schliemann in Troja gefunden; oft sehen die Gesichter hier einer Eule ähnlicher als einem Menschen, so daß manche sie für Idole der Athena Glaukopis (s. Athena) gehalten haben. Dann werden Gesichtsurnen auch in Italien in altetrusk. Gräbern und im Rheinlande gefunden; die letztern sind röm. Arbeit aus der Kaiserzeit. Ein Zusammenhang zwischen diesen verschiedenen, sowohl in chronol. wie in geogr. Hinsicht so weit voneinander stehenden Gruppen wird kaum zu entdecken sein, finden sich doch auch Gesichtsurnen in den Kulturländern Centralamerikas.

Urner Alpen, eine ältere Bezeichnung für die Dammagruppe der Berner Alpen (s. Westalpen).

Urner See, s. Vierwaldstätter See.

Urningsliebe, Trieb zum geschlechtlichen Verkehr mit Personen gleichen Geschlechts; Urninge (männliche, weibliche), Personen, die mit derartiger konträrer Sexualempfindung behaftet sind.

Urobilīn, C₃₂H₄₀N₄O₇, ein rotbrauner Farbstoff, der die braune Farbe des menschlichen Darminhaltes bedingt und in geringer Menge auch im normalen Harn, reichlicher bei Fieber auftritt (Harnfarbstoff). Er entsteht durch Reduktion (Wasserstoffanlagerung) aus Bilirubin und kann so auch künstlich erhalten werden. U. ist charakterisiert durch sein Absorptionsspektrum und durch die grüne Fluorescenz, die seine ammoniakalische Lösung, besonders nach Zusatz von Chlorzink, annimmt.

Urocerĭdae, s. Holzwespen.

Urochrōm, Farbstoff des Harns (s. d.).

Urocissa, Jagdelster, s. Elster.

Urocystis, Pilzgattung, s. Brand (des Getreides).

Urodēlen, Schwanzlurche (s. d.), werden eingeteilt in zwei Unterordnungen: Ⅰ. Kiemenlurche (s. d.) mit zwei Gruppen: a. Perennibranchiata (s. d.) mit den Familien: 1) der Armmolche (Sirenidae), zu denen der nordamerik. Armmolch (s. d., Siren lacertina L., s. Tafel: Urodelen, Fig. 4) gehört, 2) die Olme, mit dem Grottenolm (s. Olm, Proteus anguinus Laur., Fig. 6), 3) die Furchenmolche (Menobranchidae), langgestreckt, mit breitem Kopf, jederseits mit 4 Kiemenspalten; hierher gehört der Axolotl (s. d., Amblystoma mexicanum Cope, Fig. 3a, nebst seiner unter dem Namen Siredon pisciformis Shaw als selbständiges Tier beschriebenen Larve, Fig. 3b); b. Cryptobranchiata (s. d.) mit den Familien 4) der Aalmolche (s. d., Amphiumidae), zu denen der dreizehige Aalmolch (Amphiuma tridactylum Cuv., Fig. 2) gehört und 5) der Fischmolch (Menopomidae), molchförmig, mit 4 Vorder- und 5 Hinterzehen. Zu ihnen zählt der Riesensalamander (s. d., Cryptobranchus japonicus v. d. Hoev., Fig. 1). Ⅱ. Molche (s. d.) mit den Familien: 6) der Wassersalamander (Tritonidae) und der Landsalamander (Salamandridae) mit dem gemeinen Landsalamander (s. d.) oder Feuersalamander (Salamandra maculata Laur., Fig. 5).

Uroërythrīn, Farbstoff des Harns (s. d.).

Urogenitālsystem, die Gesamtheit derjenigen Organe des menschlichen und tierischen Körpers, die der Harnabsonderung sowie den Funktionen der Fortpflanzung dienen. Hierzu gehören die Nieren, die Harnleiter, die Harnblase und Harnröhre mit der Vorsteherdrüse sowie sämtliche Geschlechtsorgane (s. d.).

Urolithiăsis (grch.), Harnsteinbildung; Urōsen, Harnkrankheiten.

Uromastix spinĭpes Merr., Echse, s. Dornschwanz und Tafel: Echsen Ⅲ, Fig. 6.

Uromȳces pisi Schröt., Erbsenrost, s. Erbse.

Uropeltĭdae, s. Schildschwänze.

Uropherīn, s. Bd. 17.

Urosch, Name mehrerer altserb. Herrscher (s. Serbien, Geschichte).

Uroskŏpie (grch.), Untersuchung des Harns (s. d.).

Urotropīn, s. Bd. 17.

Urpferd, s. Hippotherium.

Urphede (Urfehde), im frühern Strafverfahren ein vom Verbrecher bei seiner Haftentlassung dem Richter oder vom freigesprochenen Angeklagten dem Ankläger geleisteter Eid, sich weder am Richter noch sonst an jemandem zu rächen; auch das eidliche Versprechen, das jemand der Obrigkeit abgab, sich innerhalb einer bestimmten Zeit von den ihm untersagten Orten entfernt zu halten, oder im Falle der Landesverweisung nicht zurückzukehren. Der Bruch eines dieser Eide wurde als schweres Verbrechen bestraft.

Urquhart (spr. örkwěrt), David, engl. Schriftsteller und Politiker, geb. 1805 zu Braclangwell (Schottland), studierte in Oxford Mineralogie, Nationalökonomie und die Sprachen und Geschichte des Orients. 1827 begleitete er Lord Cochrane nach Griechenland, besuchte Konstantinopel und kehrte 1831 zurück. Die Ergebnisse dieser Reise legte er in den «Observations on European Turkey» (1831) und «Turkey and its resources» (1833) nieder. Die Schriften machten, nebst den beiden Broschüren «England, France, Russia and Turkey» (1835) und «The Sultan Mahmoud and Mehemed-Ali-Pasha» (1844) das größte Aufsehen. 1834 von einer zweiten Reise in den Orient nach England zurückgekehrt, deckte U. in dem mysteriösen «Portfolio» angeblich die geheimsten Pläne Rußlands auf. Lord Palmerston ernannte ihn im Aug. 1835 zum Gesandtschaftssekretär in Konstantinopel, doch kehrte er schon im nächsten Jahre nach England zurück und eröffnete nun eine rastlose Agitation gegen das polit. System Palmerstons, dem er russ. Tendenzen und Verrat des brit. Interesses vorwarf. Viel Aufsehen machte «La crise, ou la France devant les quatre puissances» (Par. 1840). 1847 wurde er für Stafford ins Unterhaus gewählt. Eine Reise nach Spanien und Nordafrika, die er 1848 unternahm und in «Pillars of Hercules, a narrative of travels in Spain and Marocco» (2 Bde., Lond. 1850) schilderte, bestärkte ihn in seiner Vorliebe für das Orientalische. Bei Gelegenheit der Wirren zwischen den Drusen und Maroniten veröffentlichte er noch «The Lebanon, a history and a diary» (Lond. 1860). Er starb 16. Mai 1877 in Neapel.

Ursache, Ursachlichkeit, s. Kausalität.

Ursa major (lat.), der Große Bär, Ursa minor, der Kleine Bär, Sternbilder, s. Bär.

Ursäuren, s. Ureïde.