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Usambara-Eisenbahn - Usedom (Insel)
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Usambara'
überall üppig. Dichte, mit mächtigen Gummilianen durchzogene Urwälder von Areca-, Fächer-, Dum- und Raphiapalmen, von Kopal-, Teak- und Wollbäumen
erstrecken sich von dem Fuß bis zum Gipfel der Gebirge. In der östl. Hälfte gedeihen in wahrhaft tropischer Fülle der Mango- und Melonenbaum, die Banane,
Kaffee, Tabak, Reis und Zuckerrohr. Die Hochflächen im westl. Teil sind vorzügliches Weideland, doch auch zum Anbau von Maniok und Getreide sehr
geeignet. Jagdbare Tiere giebt es fast gar nicht, dagegen große Rinderherden bei Mlalo und Wuga. Die Bewohner,
Wasambara oder Waschamba, gehören zum Bantustamm der Wasegua. U. wird
von der Dynastie der Wakilindi (arab. Abkunft) beherrscht; als Sembodja in Masinde, der mächtigste unter ihnen, aber stets deutschfeindlich gesinnt, 1895
starb, wurde Kipanga als Häuptling eingesetzt. Deutsche Plantagenunternehmungen bestehen in den Hochthälern von Handei, in Derema und Nguelo seit
1891/92, in Ngua und Mkolo seit 1894, in Lunguza seit 1896. Von Missionsstationen befindet sich eine deutsche in Hohenfriedberg bei Mlalo und eine
englische in Magila. – Vgl. Baumann, In Deutsch-Ostafrika (Wien 1890); ders., U. und seine Nachbargebiete (Berl. 1891).
Usambara-Eisenbahn, die von der Eisenbahngesellschaft für Deutsch-Ostafrika zu Berlin teilweise fertig gestellte Eisenbahn von
Tanga über Muhesa nach Korogwe am Panganifluß (100 km). Die 43 km lange Anfangsstrecke Tanga-Muhesa wurde 1893–95 erbaut; seitdem ist der Bau ins
Stocken geraten; die Kosten der vollendeten Strecke belaufen sich einschließlich der Ausgaben für Betriebsmittel auf etwa 1460000 M.
Usarāmo, Landschaft in Deutsch-Ostafrika, von dem Indischen Ocean begrenzt, zwischen dem Kingani und Rufiji
und der Landschaft Khutu. Der schmale Küstenstreifen erhebt sich nach Westen zu einer leicht gewellten Hochfläche bis zu 500 m Höhe. Die Küste ist wegen
der vorgelagerten Korallenriffe schwer zugänglich; eine große Bucht befindet sich nur bei Dar es-Salaam und eine bedeutende Reede bei Bagamojo; kleinere
Landungsplätze bei Mbweni, Kondutschi, Tschungu, Kisiju und Sandasi. Das Binnenland ist fast wasserlos. Das Klima gehört wegen der in allen Jahreszeiten
herrschenden Malaria zu den ungesundesten der Kolonie. Die Hochfläche ist zur Trockenzeit dürre Steppe, zur Regenzeit weithin überschwemmt und
versumpft; nur im Liwali trifft man auf eine Oase üppiger Kulturen. Dagegen ziehen sich der Küste entlang Kokospalmen- und Mangohaine und gut angebaute
Reis- und Maisfelder; Kopal wird hier in Menge aus dem Boden gegraben. Die breiten Thalrinnen des Kingani und Rufiji eignen sich streckenweise zur Anlage
von Reis-, Zuckerrohr-, Tabak- und Baumwollplantagen. Die Bevölkerung im Binnenland (Wasaramo) gehört zum
Stamme der Bantu. Die Küste ist überwiegend von Suaheli und Sansibar-Arabern besiedelt. – Vgl. die Karte von Kiepert und Moisel, U., Ukami und die
Uluguru-Berge (3 Blatt, 1 : 500000, Berl. 1897).
Usbeck, ägypt. Getreidemaß, s. Ardéb.
Usbeken (eigentlich Ös-beg, d. h. der Selbstherr), die angesiedelte Bevölkerung Turkestans
von rein türk. Abstammung, im Gegensatz zu den Sart ↔ und Tadschik (s. d.). Die U. bilden den Hauptteil der
Landbevölkerung und die herrschenden Klassen der Städtebewohner. Abgesehen von einzelnen kleinern Geschlechtern gehören sie zu zwei
Geschlechtsgruppen, den Kyrk-pen-jüs (den Vierzig und Hundert) und den Kytai-Kyptschak. U. ist kein Geschlechts- oder Stammname, sondern der Name einer
Dynastie, gestiftet 1248 von Scheibani-Chan, einem Bruder Batu-Chans, der aus den ihm von seinem Bruder überlassenen Provinzen das Reich Turan gründete.
Ihren Namen erhielt die Dynastie von einem seiner Nachfolger Usbek- (Ösbeg-) Chan, unter dem die Macht des Reichs erstarkte. Später verfiel dieses der
Gewalt der Timuriden, die sich hier am längsten behaupteten, bis 1498 Babar aus Westturkestan weichen mußte. Hierauf begründete Scheribek-Chan seine
Herrschaft in Buchara, und seine Nachfolger gewannen auch die Oberhoheit über Chiwa, bis endlich 1802 nach langen Bürgerkriegen der Usbeke Mahmed
Rachim-Chan die souveräne Herrschaft errang. Die Gesamtzahl der U. wird auf 2 Mill. geschätzt. – Vgl. Vámbéry, Das Türkenvolk in seinen ethnolog. und
ethnogr. Beziehungen (Lpz. 1885).
Usboj (Uzboj), vertrocknetes Flußbett, im russ.-centralasiat. Gebiet Transkaspien, s.
Amu.
Usch, poln. Uscz, Stadt im Kreis Kolmar in Posen des preuß. Reg.-Bez. Bromberg, links an der
schiffbaren Netze, gegenüber der Einmündung der Küddow, hat (1895) 2466 E., darunter 809 Evangelische und 89 Israeliten, Post und Telegraph, kath. und
evang. Kirche, Synagoge, sowie Schiffahrt, Flößerei und Lachsfang. In der Nähe die 1830 gegründete Glasfabrik
Friedrichsthal.
Uschas, andere Schreibung für Ushas (s. d.).
Uschebti (richtiger vielleicht Schawabti, «Antworter»), Name der kleinen Figuren, die die
Ägypter dem Toten in das Grab massenhaft beigaben, damit sie, wenn der Verstorbene im Totenreiche zur Feldarbeit aufgerufen würde, anstatt seiner
antworten und für ihn die schwere Arbeit übernehmen sollten. Die ältesten stammen aus dem mittlern Reich; besonders häufig sind sie im neuen Reich und in
der saitischen Zeit. Sie kommen in den verschiedensten Stoffen (Holz, Fayence, Stein) vor.
Uschitze, serb. Stadt, s. Užice.
Üschküb, türk. Stadt, s. Üsküp.
Usebegrün, willkürliche Bezeichnung für Aldehydgrün (s. d.).
Usedom, Insel in der Ostsee, in der preuß. Provinz Pommern (s. Karte:
Mecklenburg und Pommern), schließt mit der Insel Wollin das Pommersche oder Stettiner Haff
von der Ostsee ab, ist von SO. nach NW. 55 km lang und ½ bis 25 km breit. Sie ist 408 qkm groß und durch die Peenemündung vom Festland und durch die
Swinemündung von Wollin getrennt. Ihre Halbinseln schließen das Achterwasser, eine Ausbuchtung der Peene, ein; sie enthält einige Binnenseen. Mit
Ausnahme des Streckelberges und Gallenberges (Sanddünen) ist sie eben und mit Waldungen, Ackerboden, Wiesen und Brüchen bedeckt. Feldbau, Viehzucht
und Fischerei, Schiffahrt und Handel sind die Hauptnahrungsquellen der 33000 Bewohner; auch der Lotsendienst und die Seebäder
(s. Heringsdorf, Ahlbeck, Zinnowitz) bringen viel ein. Die bedeutendsten Orte sind Swinemünde
und U. – Vgl. Gadebusch, Chronik der Insel U. (Anklam 1863);
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 140.