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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Utrechter Sammet – Utzschneider

Der wesentlichste Inhalt dieser Traktate ist folgender: Großbritannien erhielt Gibraltar, Minorca, die franz. Besitzungen an der Hudsonbai, Neufundland und Acadia (unter gewissen Bedingungen), den franz. Teil der westind. Insel St. Christoph, den sog. Assiento (s. d.) im span. Amerika, im Handelsverkehr mit Frankreich die Stellung einer meistbegünstigten Nation. Außerdem mußte Frankreich die sogenannte prot. Erbfolge des Hauses Hannover in Großbritannien anerkennen, sowie auch sich verpflichten, den Prätendenten Jakob Ⅲ. auszuweisen und Dünkirchen zu schleifen. Die Niederländische Republik erhielt eine sog. Barrière gegen Frankreich (s. Barrièretraktat), auch ward die Sperrung der Schelde aufrecht erhalten. Preußen überließ seine Erbrechte auf das Fürstentum Oranien an Frankreich, wogegen es das vormals span. Obergeldern erhielt, und erlangte die Anerkennung seines neuen Königstitels. Der Herzog von Savoyen bekam die Insel Sicilien mit dem Königstitel. Auch Portugal errang Zugeständnisse. Der Bourbon König Philipp Ⅴ. behielt das Hauptland Spanien mit den Kolonien, während die span. Niederlande, Mailand, Neapel und die Insel Sardinien für Kaiser Karl Ⅵ. bestimmt wurden. Lediglich Schaden trug nur das Deutsche Reich davon; die ungünstigen Bestimmungen des Friedens von Ryswijk (s. d.) wurden schließlich bestätigt, nur seine rechtsrhein. Gewinne gab Ludwig ⅩⅣ. zurück. Nachträgliche Abänderungen erlitten die Utrechter Verträge, besonders für Italien, in den nachfolgenden Jahren. (S. Sardinien, Königreich). – Vgl. Histoire du congrès et de la paix d’Utrecht, comme aussi de celle de Rastatt et de Bade (Utr. 1716); K. von Noorden, Histor. Verträge (Lpz. 1884); Ottokar Weber, Der Friede von U. (Gotha 1891).

Utrechter Sammet, soviel wie Möbelplüsch (s. Plüsch).

Utrechter Union, die 23. Jan. 1579 geschlossene engere Union der nördl. Provinzen der Niederlande, die, ohne die Genter Pacifikation (s. d.) aufzugeben, einen festern Kern innerhalb derselben bilden sollte. Die sieben Provinzen sollten auf ewig vereinigt sein, als wären sie nur eine einzige Provinz. In ihren innern Angelegenheiten blieben sie aber fast vollständig unabhängig. Die U. U. galt bis zur Revolution von 1795 als das höchste Staatsgesetz der Republik der sieben vereinigten Niederlande. – Vgl. P. L. Müller, De Unie van Utrecht (2. Aufl., Utrecht 1878).

Ut re mi u. s. w., s. Solmisation.

Utrēra, Bezirksstadt der span. Provinz Sevilla in Andalusien, an den Linien Sevilla-Cadiz und U.-La Roda (111 km, nach Granada und Malaga) der Andal. Bahnen, ist maur. Charakters, von Mauern umgeben, zählt (1887) 15010 E. und hat Handel mit Wein, Öl, Getreide und Kampfstieren.

Utricularĭa L., Helmkraut, Pflanzengattung aus der Familie der Utriculariaceen (s. d.) mit gegen 150 weit verbreiteten Arten, teils im Wasser schwimmende, teils auf sumpfigem Boden wachsende, mit rosettenförmig gestellten Blättern versehene Kräutergewächse. Bei den im Wasser wachsenden Arten sind die Blätter fadenartig verteilt und meist mit eigentümlichen Schläuchen zum Fangen kleiner Wassertierchen versehen (s. Insektenfressende Pflanzen). Die Blütenschäfte sind nackt und tragen an ihrer Spitze eine oder mehrere lebhaft gefärbte Blüten, die aus einem zweiteiligen Kelche, einer zweilippigen maskierten Blumenkrone mit Sporen, zwei Staubgefäßen und einem einfächerigen Fruchtknoten bestehen. Die bekannteste Art ist der in Deutschland in Mooren und Teichen nicht seltene gemeine Wasserschlauch, U. vulgaris L., mit sattgelben Blüten; weniger häufig finden sich bei uns an ähnlichen Standorten U. neglecta Lehm. und das kleine Helmkraut, U. minor L. (s. Tafel: Insektenfressende Pflanzen, Fig. 8).

Utriculariacēen (Utriculariacĕae) oder Lentibulariaceen (Lentibulariacĕae), Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Labiatifloren (s. d.) mit etwa 180 der warmen und gemäßigten Zone angehörigen Arten, sämtlich Wasser- oder Sumpfpflanzen, die sich im Bau ihrer Blüten den Scrophulariaceen anschließen. Die Blätter sind verschiedenartig ausgebildet, je nachdem sie untergetaucht oder auf Sumpfboden wachsen. Mehrere Arten werden wegen ihrer Fähigkeit, kleine Tiere festzuhalten und aufzulösen, zu den Insektenfressenden Pflanzen (s. d.) gerechnet.

Utrikulārdrüsen, s. Gebärmutter.

Utrĭusque juris doctor (lat.) oder Doctor utriusque juris, auch Doctor juris utriusque und Juris utriusque doctor, Doktor beider Rechte (nämlich des röm. und kanonischen Rechts). Abkürzungen dafür sind U. j. d., D. u. j., D. j. u. und J. u. d. Die in England und Amerika gebräuchlichste Abkürzung ist LL. D. (Legum doctor).

Utsch, Stadt, s. Bahawalpur.

Utsch-Aral, Insel, s. Balchaschsee.

Ütsch-Kilisse, Kloster, s. Etschmiadzin.

Utschresdenije, s. Ukas.

Ut supra (lat.), wie oben.

Uttmann, Barbara, verdient um die Einführung des Spitzenklöppelns im sächs. Erzgebirge, wurde 1514 geboren, wie man annimmt zu Elterlein. Sie war an einen reichen Bergherrn zu Annaberg, Christoph U., verheiratet und soll die Klöppelkunst von einer Brabanterin gelernt haben. Als den Zeitpunkt, wo sie ihre Kunst zuerst in Annaberg zu lehren anfing, giebt man das J. 1561 an. Barbara starb als Witwe zu Annaberg 1575. Ein Denkmal von ihr steht auf dem Kirchhof (1834), eine Bronzestatue (von Rob. Henze in Dresden, 1886) auf dem Marktplatz in Annaberg. – Vgl. Finck, Barbara U. (Annab. 1886).

Uttoxeter (spr. öxĕtĕr), Stadt in der engl. Grafschaft Stafford, nahe rechts vom Dove, Station der Linien Macclesfield-Derby und U.-Stoke upon Trent, hat (1891) 5516 E., eine Lateinschule; Korkschneiderei und Eisenwerke.

Utuādo, Stadt auf der span. Antille Portoriko, im Innern am Oberlauf des Rio de Arecibo, hat etwa 2000, mit Distrikt (1887) 31209 E. Anbau von Zucker, Kaffee, Bananen.

Uturguren, s. Hunnen.

Utzschneider, Jos. von, Techniker und bayr. Finanzmann, geb. 2. März 1763 zu Rieden am Staffelsee, studierte in München und Ingolstadt, wurde 1783 zu München Repetitor der Mathematik und Lehrer der Nationalökonomie an der Marianischen Akademie und zugleich mit der Verwaltung des Gutes Schwaiganger betraut. 1784 wurde er Hofkammerrat; dann Geschäftsträger und Salinenadministrator im Fürstentum Berchtesgaden, 1799 bei der Generallandesdirektion angestellt, aber bald als Geh. Referendar in das Finanzdepartement versetzt. Seine Verbesserungspläne mißfielen jedoch einem großen Teile der Stände, und da auch Montgelas sein Gegner war, so sah sich U. 1801