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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Verblätterung - Verbrauchssteuern

mentlich in Deutschland zur Ausbildung gelangt ist. Ehemals bildeten die Professoren und Studenten eines Stammes, einer Heimat einen berechtigten Verein, eine Nation, denen die Wahl der Rektoren zukam. Später wurden die vier Fakultäten auf den Universitäten eingerichtet und diesen das Wahlrecht eingeräumt, was die Bedeutung der Nationen sehr schwächte und namentlich ein Ausscheiden der Graduierten veranlaßte, so daß die Nationen nun wirkliche Studentenverbindungen wurden. (S. Landsmannschaften.) Im 18. Jahrh. bildeten sich aus und neben den Landsmannschaften die Orden, die um 1800 verschwanden. Als nach Beendigung der Befreiungskriege die Burschenschaft (s. d.) eine vollständige Umwandlung des V. herbeizuführen suchte, traten zwar einige Landsmannschaften in den neuen Burschenbund ein, andere aber suchten ihren Bestand zu sichern, gaben den landsmannschaftlichen Charakter auf, nannten sich Korps (s. d.) und stellten sich den burschenschaftlichen Bestrebungen entgegen. In den dreißiger Jahren wurden Korps und Burschenschaften fast überall arg bedrückt infolge des Frankfurter Attentats (s. d.). Als nach der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms Ⅳ. (1840) der Druck nachließ, entstanden an verschiedenen Universitäten, namentlich in Göttingen, verschiedene Verbindungen, die sich teils Landsmannschaften, teils Progreßverbindungen nannten. Erstere verschmolzen bald mit den Korps, letztere erstrebten Aufhebung der Sonderstellung der Studenten und ganz besonders Abschaffung des Duells. Auch der Progreß verlor sich wieder, indessen sind bis zum heutigen Tage wiederholte vergebliche Versuche durch schriftliche Agitation und Gründung von «Reformvereinen» zu seiner Wiederherstellung gemacht worden. Die katholischen Verbindungen traten zuerst 1848 in München auf. Etwas früher, 1844, entstand in Halle durch Tholucks Anregung der Wingolf (s. d.), der sich bald auf die meisten übrigen Universitäten ausbreitete. Große Verbreitung fanden auch seit 1860 die akademischen Turnvereine (s. d.). – Von jeher hat es außerdem noch zwanglose Vereinigungen von Studenten gegeben. Seit 1870 sind aber zahllose studentische Verbindungen der verschiedenartigsten Tendenz, sowohl farbentragende wie nichtfarbentragende, entstanden, unter denen der Verein deutscher Studenten (s. d.) eine hervorragende Stellung einnimmt.

Verbände bilden die Korps, die Burschenschaften, die Landsmannschaften, die Turnvereine, die Vereine deutscher Studenten, der Wingolfbund, der Schwarzburgbund, die Reformburschenschaften und die akademischen Gesangvereine. Auch auf den technischen, forstlichen und tierärztlichen Hochschulen und Akademien hat sich das studentische V. eingebürgert, ferner in Österreich, so daß auf ihnen alle Gruppierungen der Couleurverbindungen existieren. In der Schweiz bestehen verschiedene polit. und gesellige Vereine an den Hochschulen.

Verblätterung, s. Gefüllte Blumen.

Verblattung, Überblattung, s. Verknüpfung der Hölzer.

Verbleien, Überziehen metallener, besonders eiserner Gegenstände mit Blei, um sie widerstandsfähiger gegen chem. Agentien zu machen. Der zu verbleiende Gegenstand wird gereinigt und erhitzt in ein mit Chlorzink bedecktes Bleibad getaucht.

V. heißt auch das Ansetzen von Blei in den Läufen und Geschützrohren beim Schießen. V. der Geschützrohre trat früher durch die Verwendung von Geschossen mit Bleimantel oft derart stark auf, daß das Blei aus den Zügen durch besondere Instrumente (Entbleier) entfernt werden mußte.

Verblenden, Verblendung, im Bauwesen das Umkleiden eines Baukörpers mit einem andern bessern oder wetterbeständigern Stoffe, z. B. im Innern durch Marmor-, Bronze- oder Thonplatten, außen durch Marmor, Sandsteine und bessere Ziegelsorten (Verblendsteine, Verblender). Die verschiedenen Arten, wie die Verblendsteine aneinander gefügt und mit dem Baukörper verbunden werden, nennt man den Blendverband. (S. auch Blende, Blendsteine; über die Kosten des V. s. Maurerarbeiten.)

Verblender, Verblendsteine, soviel wie Blendsteine (s. d.).

Verblutung, s. Blutung.

Verbodmung, soviel wie Bodmerei (s. d.).

Verboeckhōven (spr. -buk-), Eugène Joseph, belg. Tiermaler, geb. 8. Juni 1798 zu Warneton in Westflandern, gest. 19. Jan. 1881 in Brüssel, wo er seit 1847 lebte, wurde von seinem Vater, einem in Brüssel ansässigen Bildhauer, in der Zeichen- und Bossierkunst unterrichtet, wobei sich frühzeitig sein Talent für Darstellung der Tiere bekundete. Seine fein und sorgfältig behandelten Tierstücke verschafften ihm einen weit verbreiteten Ruf. Bisweilen verband er sich mit andern Künstlern, z. B. dem ältern De Notter, dessen Städteansichten er mit Tieren und Figuren staffierte. Sieben Tierstücke von ihm besitzt das Museum in Leipzig. V. hat auch radiert und lithographiert; er gab heraus: «Études à l’eau-forte» (Brüss. 1839, 22 Blätter) und zwei Sammlungen Originallithographien, «Études de paysages» (ebd. 1839, 15 Blätter) und «Études d’animaux» (ebd. 1844, 13 Blätter).

Verbolzung, s. Verstärkung der Hölzer.

Verborgenrüßler (Ceutorhynchus), eine über 200 Arten, wovon allein auf Europa gegen 150 kommen, umfassende Gattung der Rüsselkäfer. Die kleinen, wenige Millimeter langen Käfer, welche wegen ihres einförmigen dunkeln Kleides schwer voneinander zu unterscheiden sind, haben einen fadenförmigen, zwischen die Vorderhüften einschlagbaren Rüssel. Ihre Larven schädigen die Schoten, Stengel und Wurzeln der Feld- und Garten-Kruciferen, an denen sie gallenartige Anwüchse veranlassen. Ceutorhynchus sulcicollis Payk. lebt an verschiedenen Kruciferen, Cetorhynchus assimilis Payk. zerstört die jungen Schoten der Raps- und Rübsenpflanzen. Auch eine andere Gattung der Rüsselkäfer (Cryptorhynchus) heißt in wörtlicher Übersetzung des wissenschaftlichen Namens V. Es giebt nur eine Art in Europa, den Erlenrüsselkäfer (Cryptorhynchus lapathi L., s. vorstehende Abbildung), 7‒8 mm lang, schwarzgrau, letztes Drittel der Flügeldecken dicht weiß beschuppt. Die Larve schadet bisweilen den jungen Erlentrieben.

^[Abb.]

Verbotĕnus (lat.), Wort für Wort, wörtlich.

Verbrauch, s. Konsumtion.

Verbrauchssteuern, Aufwandsteuern, Abgaben, die von dem Verbrauch gewisser im Inlande erzeugten und verbrauchten Güter erhoben werden. Als Gegenstände hierfür eignen sich besonders Verbrauchsgüter, die nicht notwendige Lebens-^[folgende Seite]