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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Veteranenvereine - Veurne

Städte, die ihm feindlich gewesen, mit den dazugehörigen Ländereien anwies und so eine Art Militärkolonien begründete. Im Bedarfsfall wurden die V. oft wieder zum Dienste aufgerufen (Evocati). In der Kaiserzeit pflegte man die V. in eigenen Abteilungen noch nach der förmlichen Entlassung eine Zeit lang im Dienste zu behalten (vexilla veteranorum), während die Evocati damals eine besondere Klasse von ausgedienten Mannschaften bildeten, die nicht entlassen wurden, sondern als Elitekorps bei den Fahnen verblieben.

Veteranenvereine, s. Kriegervereine.

Veteranihöhle, 22 km oberhalb Alt-Orsova am linken Ufer der Donau gelegen, wo diese sich durch ein enges Felsenthal, den Engpaß von Kasan, drängt. Die Höhle, welche sich hoch über der berühmten Széchényi-Straße an der Felsenwand des Berges Schukuru befindet, ist sehr geräumig, 15 m hoch und fast völlig dunkel; sie beherrscht die hier nur 260 m breite Donau vollständig. Sie wurde 1691 auf Befehl des Generals Grafen Veterani (daher der Name) vom Freiherrn von Arnau mit 400 Soldaten und 5 Kanonen besetzt und 45 Tage gegen die Türken verteidigt. Vom 11. bis 31. Aug. 1788 behauptete sich hier Major Stein mit 400 Mann und 10 Kanonen.

Veterinär (lat.), tierärztlich; Tierarzt, s. Tierheilkunde.

Veterinärkliniken, Anstalten zur Aufnahme und Behandlung kranker Haustiere. V. bestehen an jeder tierärztlichen Hochschule, außerdem aber noch an etlichen Universitäten, z. B. Leipzig, Jena, Halle, Göttingen, zum Zwecke des Unterrichts für die Studierenden der Landwirtschaft.

Veterinärkunde, gleichbedeutend mit Tierheilkunde (s. d.).

Veterinärpolizei, s. Tierheilkunde.

Veterinärrat, ein neuerdings (z. B. in Mecklenburg) eingeführter Ratstitel für verdiente Tierärzte.

Veterinärschulen, s. Tierärztliche Hochschulen.

Veto (lat., d. i. ich verbiete), im allgemeinen eine Einsprache, wodurch die entgegenstellende Willensäußerung verhindert werden soll, rechtlich gültig und wirksam zu werden. Einen ganz specifischen Sinn gewinnt das V. im öffentlichen Recht, insofern nämlich verfassungsmäßig gewissen Personen das Recht und die Pflicht zusteht, durch Verweigerung ihrer Einwilligung die Beschlüsse eines andern staatsrechtlichen Faktors unwirksam zu machen. Wird dabei durch die eingelegte Verweigerung die Wirksamkeit des Beschlusses für immer versagt, so spricht man von einem unbedingten oder absoluten V.; hat die Verweigerung dagegen nur eine aufschiebende Wirkung und der Beschluß erhält nach wiederholter Annahme durch die betreffende Körperschaft auch ohne weitere Zustimmung des Staatsoberhauptes Gesetzeskraft, so spricht man von einem beschränkten oder suspensiven V. Letzteres, z. B. in Norwegen bestehend, unterwirft die Monarchie im letzten Ende den Beschlüssen der Volksvertretung. Die deutschen Einzelverfassungen halten am absoluten V. fest. In der gegenwärtigen franz. Republik hat der Präsident kein V., sondern nur den formalen Anteil an der Gesetzgebung, daß er die von beiden Kammern angenommenen Gesetze promulgiert. In der Schweiz giebt es in Gestalt des sog. Referendum (s. d.) ein V. des Volks selbst. In den Vereinigten Staaten von Amerika hat der Präsident ebenfalls das Recht des V.; doch wird eine Bill trotzdem Gesetz, wenn sie in beiden Häusern eine Zweidrittel-Majorität findet. In den ersten 40 Jahren 1789‒1829 machten die Präsidenten im ganzen nur achtmal von ihrem Vetorecht Gebrauch, seitdem wurde es häufiger angewandt, und Cleveland hat (1885‒89) 301mal sein V. eingelegt, allerdings meistens gegen Privatpensionsgesetze. Auch die Gouverneure der meisten Einzelstaaten besitzen das Vetorecht. Im Altertum wurde zuerst den röm. Volkstribunen das V. als Einsprache gegen Befehle der Magistrate zugestanden.

Vetranić (spr. -nitsch), Mavro, s. Kroatische Litteratur.

Vetriolo, Bad, s. Levico.

Vetschau, Stadt im Kreis Calau des preuß. Reg.-Bez. Frankfurt, an der links zur Spree gehenden Luckaitze und der Linie Berlin-Görlitz der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 3250 E., darunter 131 Katholiken, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, deutsche und wend. Kirche; je zwei Fabriken für landwirtschaftliche Maschinen und Geräte und für Sackleinwand, Jute- und Flachsspinnerei, Dampfschneidemühle, bedeutende Viehmärkte.

Vetter, s. Geschwisterkinder.

Vetter, J. A., niederländ. General, s. Bd. 17.

Vetterli, Friedrich, Techniker und Erfinder auf dem Gebiet der Handfeuerwaffen, geb. 21. Aug. 1822 im schweiz. Kanton Thurgau, ging als Büchsenmacher zur weitern Ausbildung nach Frankreich und England, trat dann in den Dienst der Schweizerischen Industriegesellschaft zu Neuhausen und wurde Direktor der Waffenfabrik daselbst. Die Schweiz nahm 1868/69 ein von V. konstruiertes Magazingewehr M/1869 als Ordonnanzmodell an, Italien 1870 einen Einlader von V. Für Frankreich änderte V. das Grasgewehr (s. Gras) zur Magazinwaffe um, die als System Gras-Vetterli bezeichnet wurde. (S. Handfeuerwaffen und Taf. Ⅱ, Fig. 1.) V. starb 21. Mai 1882 zu Neuhausen.

Vetturīno (ital.), Lohnkutscher.

Vetverwurzel, s. Andropogon.

Veuillot (spr. wöjoh), Louis, franz. ultramontaner Schriftsteller und Publizist, geb. 11. Okt. 1813 zu Boynes (Loiret), erwarb sich seine Bildung durch Selbstunterricht und begann seine litterar. Thätigkeit als Publizist in ministeriellen Tagesblättern. Seit einer Reise nach Rom (1836) war er der rücksichtsloseste Vertreter des Ultramontanismus in Frankreich und wurde Mitarbeiter, bald Chefredacteur des «Univers» (s. d.). V. war einer der Hauptvertreter der Infallibilität. Er starb 7. April 1883 zu Paris. Seine zahlreichen Schriften, zumeist erbauliche Romane und Heiligengeschichten, sind vielfach ins Deutsche übersetzt. Es seien genannt: «Pèlerinages de Suisse» (1838 u. ö.), «Pierre Saintive» (1840 u. ö.), religiöser Roman in Briefform; «L’honnête femme» (2 Bde., 1814), «Les libres penseurs» (1848), «L’esclave Vindex» (1849), «Le parfum de Rome» (2 Bde., 1861 u. ö.), «Les odeurs de Paris» (1866 u. ö.), «Les couleuvres» (1869), eine Sammlung von Gedichten; «Rome pendant le concile» (2 Bde., 1871), eine Sammlung von Briefen aus Rom von 1869 bis 1870; «Paris pendant les deux sièges» (2 Bde., 1871). Eine Sammlung von Zeitungsartikeln und Schriften V.s erschien als «Mélanges religieux, historiques, politiques et littéraires» (18 Bde., 1857‒76). – Vgl. E. Veuillot, Louis V. (Par. 1883).

Veurne (spr. föhrne), frz. Furnes, Stadt in der belg. Provinz Westflandern, 5 km von der Meeresküste, 7 km von der franz. Grenze, Knoten-^[folgende Seite]