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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Vielfarbenmaschine - Vienne (Departement)

bunden wird. Nach Herstellung der Verbindung muß ferner der Beamte durch ein deutlich wahrnehmbares Schlußzeichen davon benachrichtigt werden können, daß das Gespräch beendigt ist und er die verbundenen Leitungen wieder voneinander trennen soll. Außerdem möchte der Beamte befähigt werden, während des Gesprächs in zwei verbundenen Leitungen sein Telephon so mit diesen Leitungen zu verbinden, daß er vernimmt, ob noch gesprochen wird; natürlich darf dabei das Gespräch nicht gestört werden; ein solches Behorchen ist aus dienstlichen Rücksichten geboten, wenn die Verbindung der beiden Leitungen schon lange besteht, das Schlußzeichen nicht gegeben oder überhört worden sein könnte, eine der beiden Leitungen aber von einer dritten gewünscht wird. Alle diese verschiedenen Verrichtungen sollen möglichst rasch und leicht ausgeführt werden können unter thunlichster Fernhaltung aller den Betrieb störenden und erschwerenden Irrungen. Im kleinern Umfang bietet der Linienwähler von Mix & Genest (s. Telephonanlagen) ähnliche Leistungen wie ein V.

Vielfarbenmaschine, eine Rotationsmaschine von König & Bauer in Kloster Oberzell; sie druckt von gebogenen Galvanos in drei oder fünf Farben; die Bogen werden geschnitten angelegt; jede Form wird zweimal eingefärbt. Die V. eignet sich für Spielkarten, Etiketten, Landkarten, Accidenzien u. s. w.

Vielfraß (Gulo), eine Gattung der Bärenmarder (s. d.) von gedrungenem Körperbau und mit kurzem, buschigem Schwänze. Der nordische V. (Gulo borealis Nilsson; s. Tafel: Bärenmarder, Fig. 1) tritt mit halber Sohle auf, hat starke Füße mit scharfen Krallen, einen breiten Kopf mit stumpfer Schnauze und kurzen, abgerundeten Ohren. Sein dunkelbraunes, aber nicht feinhaariges, zu Pelzen und Decken verwendetes Fell zeigt auf dem Rücken einen schwarzen Sattel (den sog. Spiegel). Ohne den 22 cm langen Schwanz mißt er bis 75 cm. Er findet sich in allen Nordpolarländern. Bei Tag und Nacht geht der V. auf Raub aus, fängt Füchse, Hasen sowie kleine Säugetiere und Vögel und wird sogar den Renntieren gefährlich. Der amerikanische V. oder Wolverene ist nur eine Lokalrasse des nordischen.

Vielfuß, s. Schnurasseln.

Vielgötterei, s. Polytheismus.

Vielheit, s. Größe.

Vielhufer, s. Dickhäuter.

Viel-Körper-Problem, in der Astronomie, s. Störungen.

Viella, Hanptort des Hochthals Aran (s. d.).

Viel Lärm um Nichts, s. Much ado about nothing.

Vielle (frz., spr. wĭell), s. Drehleier.

Vielliebchen, ein Spiel, das darin besteht, daß die in Nüssen oder Krachmandeln vorkommenden Doppelkerne von zwei Personen geteilt gegessen werden, worauf die Beteiligten sich am andern Morgen mit "Guten Morgen, V." begrüßen; wer dies zuerst sagt, gewinnt und erhält ein Geschenk von dem andern. Variationen des Gebrauchs bestehen darin, daß man "J'y pense" oder "Ich denke dran" sagen muß, so oft man etwas aus der Hand seines Mitspielers nimmt, oder stets ein grünes Blatt bei sich tragen muß und ähnliches.

Vielmännerei, s. Polyandrie.

Vielmäuler, s. Saugwürmer.

Vielstimmig oder polyphon ist ein Tonsatz, in dem alle Stimmen melodisch selbständig geführt sind. Demnach ist dieser Satz dem homophonen oder monodischen entgegengesetzt, in dem nur eine Stimme den Charakter der Hauptstimme führt und von den andern, welche die vollen Accorde angeben, begleitet wird. (S. Stimmführung.)

Vielteilige Größe, s. Polynom.

Vielweiberei, s. Polygamie.

Vien (spr. wĭäng), Joseph Marie, Graf, franz. Maler, geh. 18. Juni 1716 zu Montpellier, widmete sich seit 1741 zu Paris unter Natoire der Malerei und ging 1744 nach Rom, wo er unter anderm das jetzt im Louvre befindliche Bild Der eingeschlafene Eremit malte. 1750 nach Paris zurückgekehrt, leitete er 25 Jahre hindurch eine von ihm eröffnete Malerschule, die als Pflanzstätte des franz. Klassicismus (s. David, Jacques Louis) berühmt geworden ist. 1775 wurde er an Stelle Natoires zum Direktor der Französischen Akademie in Rom ernannt; 1781 traf er wieder in Paris ein, wurde 1789 zum Hofmaler des Königs ernannt und von Napoleon durch Ernennung zum Senator ausgezeichnet. Er starb 27. März 1809 in Paris. Außer dem ebenfalls im Louvre befindlichen Bilde Dädalus und Ikarus (1754) und dem Raub der Proserpina (Museum zu Grenoble) schuf V. Darstellungen biblischen Inhalts.

Vienenburg, Dorf im Kreis Goslar des preuß. Reg.-Bez. Hildesheim, an der Einmündung der Radau in die Oker, an der nördl. Abdachung des Harzes und den Linien Halle-Halberstadt-Seesen und Braunschweig-Harzburg der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 3717 E., darunter etwa 720 Katholiken, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, evang. und kath. Kirche; Zuckerfabrik, Kalisalzwerk, Fabriken für Holzstoff, Papier und Superphosphat, Fournierschneiderei, Sägemühle, Getreide- und Mehlhandel.

Vienne (spr. wĭenn), 372 km langer, linker Nebenfluß der Loire, entspringt im N. des Depart. Corrèze, am Mont-Odouze (954 m) des Plateaus von Millevache, fließt in das Depart. Haute-Vienne, wo er in malerischem Lauf rechts die Maude und unterhalb St. Léonard den Taurion erhält, an Limoges vorübergeht, links die Briance empfängt, um, an St. Junien vorbei, im Depart. Charente eine nördl. Richtung einzuschlagen. Unterhalb Consolens tritt er in das Departement V., nimmt links, von Poitiers her, den Clain auf und wird bei Châtellerault für die letzten 74 km schiffbar. An der Grenze des Depart. Indre-et-Loire geht ihm rechts die schiffbare Creuse zu. Er mündet oberhalb Saumur.

Vienne (spr. wĭenn), Departement im westl. Frankreich, besteht aus dem östl. oder obern Poitou, grenzt im NO. an Indre-et-Loire, im O. an Indre, im SO. an Haute-Vienne, im S. an Charente, im W. an Deux-Sèvres und im NW. an Maine-et-Loire, hat auf 6970,37 (nach Berechnung 7023) qkm (1890) 338 114 E. (6241 weniger als 1891), also 48,7 E. auf 1 qkm, darunter nur 259 Ausländer, und zerfällt in 5 Arrondissements (Châtellerault, Civray, Loudun, Montmorillon, Poitiers) und 31 Kantone mit 300 Gemeinden. Hauptstadt ist Poitiers. Das Land ist ziemlich eben, die größte Erhebung (westlich bei Châtellerault) beträgt 171 m, es ist bis auf ein paar große Sand- und Heidestrecken ziemlich fruchtbar und liegt fast ganz im Gebiet der V. und ihrer Zuflüsse; nur im Süden fließt die Charente und im Norden an der Westgrenze die bei Saumur mündende Dive. Abgesehen von dem nicht seltenen plötzlichen Temperaturwechsel ist das Klima mild. Die Erde liefert gutes Eisen, Blei, Marmor, Mühl-, Schleif- und vorzügliche Lithographiesteine. Der Ackerbau lieferte (1895) 1 887 200 hl Weizen, 96 200 hl Roggen, 1 885 200 hl Hafer, 486 300 hl