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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Vionville; Viotía; Viotti

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Vionville - Viotti

(s. d.) und Bratsche (s. d.), ist aber größer. Von seinen vier Darmsaiten (C, G, d, a) sind die beiden tiefsten mit Draht übersponnen. Die Noten für das V. werden im Baßschlüssel, die hohen Noten auch im Tenor- oder im Violinschlüssel geschrieben. Erfunden wurde das Instrument nicht erst um 1700 von dem Franzosen Tardieu, wie man früher glaubte, sondern es war schon im 17. Jahrh. in vollkommener Form vorhanden. Als berühmte Violoncellospieler sind zu erwähnen Bononcini, Mara, Schlick, Bernhard Romberg, Kraft, Merk, Knoop, Bohrer, Dotzauer, Kummer, Servais, Schuberth, Davidoff, Grützmacher, Popper, Klengel, H. Becker u. a. Anweisungen zum Violoncellospiel gaben Kauer, Romberg, Schuberth, Dotzauer u. a. - Vgl. J. von Wasielewski, Das V. und seine Geschichte (Lpz. 1889).

Vionville (spr. wiongwíl), Dorf im Kanton Gorze, Landkreis Metz, des Bezirks Lothringen, 19 km westlich von Metz, unweit der franz. Grenze, hat (1890) 378 kath. E., kath. Kirche und ist bekannt durch die Schlacht von Vionville-Mars-la-Tour, 16. Aug. 1870 (s. Karte: Die Kämpfe um Metz). Nach der Schlacht bei Colombey-Nouilly (14. Aug.) glaubte man deutscherseits die Franzosen im Abzuge auf Châlons, vermutete daher westlich von Metz nur noch Trains oder die Nachhut der franz. Armee fassen zu können. Deshalb ging die 6. Kavalleriedivision am 16. früh bei Pagny über die Mosel. Ihre Spitzen stießen südlich von Flavigny auf sehr bedeutende feindliche Kräfte, die bereits durch die schon bis auf die Straße von Vionville-Mars-la-Tour vorgerückte 5. Kavalleriedivision alarmiert worden waren. Die durch die deutschen Reitermassen vollständig überraschten Franzosen suchten zunächst die südlich von Flavigny gegen Rezonville vorgehende preuß. Infanterie (52. Regiment) durch Kavallerie aufzuhalten, wobei eine Gardekavalleriebrigade zerschellte. Ihr folgten das Korps Frossard und Teile des Korps Canrobert, mit welchem die 5. preuß. Infanteriedivision in ein heißes Ringen geriet, das durch den Eingriff der 6. Division gegen Mittag dahin führte, daß V. und Flavigny genommen und die Nordspitze des Bois de V. besetzt wurde. Zwischen beiden Divisionen fuhr die Korpsartillerie des 3. Korps auf, der sich die Batterien der Infanterie und der 6. Kavalleriedivision anschlossen. Die Infanterie des 3. Armeekorps verblutete sich so sehr in der Abwehr gegen die Vorstöße des Feindes, daß General von Alvensleben die Reserve nicht mehr zurückhielt, sondern mit Ausnahme zweier schwacher Bataillone alles aufgelöst in vorderster Linie kämpfen ließ. Die Übermacht des Feindes gestattete ihm, den linken Flügel der Preußen zu umfassen, so daß, als die Vorhut des von Thiaucourt und Pont-à-Mousson unter Voigts-Rhetz anrückenden 10. Armeekorps Trouville und das Gehölz nördlich davon um Mittag erreichte, eine Verlängerung der deutschen Front nach St. Marcel hin nicht mehr angängig war, das 10. Korps vielmehr sich begnügen mußte, die Straße Vionville-Mars-la-Tour zu halten. Um der Infanterie Luft zu machen, ritten Teile der 5. und 6. preuß. Kavalleriedivision mehrfach gegen die feindlichen Linien an. Die Brigade von Bredow (5¾ Eskadrons des 7. Kürassier- und 10. Ulanenregiments) überritt in einer 3000 Schritt langen Attacke, nördlich von der Straße Vionville Rezonville, feindliche Infanterie, nahm vorübergehend 24 Geschütze und wurde erst von weit überlegener feindlicher Kavallerie zurückgeschlagen. Auf dem linken preuß. Flügel scheiterten die Versuche des 10. Armeekorps gegen die franz. Korps Leboeuf und Ladmirault, die sich mittlerweile über St. Marcel-Bouville bis gegen Ville-sur-Yron ausgedehnt hatten, Terrain zu gewinnen, gleichfalls an der feindlichen Übermacht. Als Ladmirault, in dem Bestreben den linken preuß. Flügel zu umfassen, gegen 5 Uhr eine starke Kavalleriemasse bei Ville-sur-Yron zeigte, wurde diese mit Teilen der 5. preuß. Kavalleriedivision handgemein, mußte aber schließlich zurückgehen. Die Schlacht stand so unentschieden bis in die späten Mittagstunden. Auf dem rechten deutschen Flügel flammte sie lebhafter auf und kostete blutige Opfer, als Spitzen des 9. preuß. Korps vom Bois des Ognons aus gegen das nördlich von demselben in Reserve stehende franz. Gardekorps (Bourbaki) vorbrachen. Bei Einbruch der Dämmerung entschloß sich Prinz Friedrich Karl dazu, auf der ganzen Schlachtlinie und zwar mit allen Waffen avancieren zu lassen. Beim 10. Armeekorps gelaugte indes der Befehl zu spät zur Kenntnis des kommandierenden Generals. Die große Artillerielinie des 3. Korps südlich von Flavigny ging aber staffelweise mit einigen Batterien bis dicht an die feindliche Stellung heran und feuerte mit Kartätschen. Eine weitere Durchführung der Maßregel unterblieb indes. Allein die 6. Kavalleriedivision, gegen Rezonville vorgehend, gelangte in den Feind und gab diesem Veranlassung zu glauben, die Angriffsbewegung werde weitern Fortgang haben. Bazaine überschätzte seinen Gegner und hielt sich in der Defensive. Die preuß. Korps besaßen fast keine Munition mehr und waren am Ende ihrer Kräfte; dem Feind aber standen noch starke und frische Reserven zur Verfügung. Da für den 17. Aug. früh der Wiederbeginn der Schlacht mit Sicherheit erwartet wurde, zog man in der Nacht mit Anstrengung aller Kräfte Munitionskolonnen heran. Auch gelang es, das 9. Armeekorps vollständig auf dem rechten Flügel zu vereinigen. Der franz. Angriff unterblieb jedoch. In der Schlacht bei V. kämpften nach und nach im Laufe des Tags 138000 Franzosen mit 476 Geschützen gegen 67000 Deutsche mit 222 Geschützen; der Verlust der Preußen betrug 711 Offiziere, 9 Ärzte, 15079 Mann und 2736 Pferde, der der Franzosen 879 Offiziere, 16128 Mann (einschließlich 2000 Gefangener) und 1 Geschütz. Es sind dies die schwersten Verluste während des ganzen Krieges. (S. Deutsch-Französischer Krieg von 1870 und 1871, I.) - Vgl. Frhr. von der Goltz, Operationen der II. Armee (Berl. 1873); W. von Scherff, Betrachtungen über die Schlacht von V., Bd. 2 der "Kriegslehren in kriegsgeschichtlichen Beispielen der Neuzeit" (ebd. 1894).

Viotía, neugriech. Name Böotiens (s. d.).

Viotti, Giovanni Battista, ital. Violinspieler und Komponist, geb. 23. Mai 1753 zu Fontanette in Piemont, war Schüler von Pugnani in Turin und bereiste mit diesem von 1780 an Deutschland, Polen, Rußland, England und Frankreich, überall durch sein Spiel Staunen und Bewunderung erregend. In Paris spielte er in öffentlichen und Privatkonzerten, wurde Accompagnateur der Königin und 1789 Direktor der Italienischen Oper. 1792 trieben ihn die Revolutionswirren nach London, das er als angeblicher Agent und Spion der revolutionären Propaganda bald verlassen und mit Hamburg vertauschen mußte; von dort kehrte er 1795 nach London zurück. 1801 - 14 war er vorübergehend in Paris. Dann übernahm er 1819 daselbst die Direktion der Großen