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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Vito al Tagliamento – Vittoria (Stadt)

lappig, in der Jugend unten spinnwebartig-rötlich behaart. V. cordifolia Mchx., die Frosttraube, mit herzförmigen, spitzen, eingeschnitten-gezähnten, auf beiden Flächen glatten Blättern, hält sich niedriger und hat zweihäusige oder polygamische Blüten. Die Beeren werden erst durch die Einwirkung des Frostes genießbar. V. riparia Mchx., die Uferrebe, mit herzförmigen, schwach dreilappigen, eingeschnitten-gezähnten Blättern und resedaartig duftenden grünlichgelben Blüten. V. vulpina Torr. et Gr., die südliche Fuchsrebe, steigt bis in die Spitzen der höchsten Bäume; ihre Blätter sind etwas klein, herzförmig, auf beiden Seiten glänzend. Die Früchte fast aller nordamerik. Vitisarten sind zwar genießbar, haben aber einen stark ausgesprochenen Moschusgeschmack.

Vito al Tagliamento, San, s. San Vito al Tagliamento.

Vito dei Normanni, San, s. San Vito dei Normanni.

Vitoria, span. Stadt, s. Vittoria.

Vitoš, richtig Vitoscha, granitischer Gebirgsstock im Süden der Ebene von Sofia in Bulgarien, ist 2299 m hoch.

Vitragen (frz., spr. witrahschen), s. Rouleaux.

Vitré. 1) Arrondissement im franz. Depart. Ille-et-Vilaine, hat auf 1084,26 qkm (1896) 76885 E., 6 Kantone und 61 Gemeinden. – 2) Hauptstadt des Arrondissements V., malerisch rechts an der Vilaine gelegen, an den Linien Laval-Rennes und Mont-St. Michel-Châteaubriant der Westbahn, mit alten Festungsmauern und Häusern, hat (1896) 7459, als Gemeinde 10584 E., in Garnison das 70. Infanterieregiment, Gerichtshof erster Instanz, Ackerbaukammer, imposante Reste eines Schlosses aus dem 14. und 15. Jahrh. (mit Gefängnis, Museen und Bibliothek), auf der Höhe die got. Kirche Notre-Dame (15. und 16. Jahrh.) mit Schmelzmalereien von Limoges (1542), ein Freies Collège, Civil- und Militärkrankenhaus, Spital; Fabrikation von Strumpfwaren, Leinwand, Blasebälgen.

Vitrescībel (frz.) verglasbar; Vitrifikation, Verglasung; Vitrure (spr. -trühr), Glaskasten.

Vitrīne (frz.), verglaster Schrank, Ausstellungsschrank.

Vitriōl, früher Bezeichnung für alle in Wasser löslichen schwefelsauren Salze schwerer zweiwertiger Metalle, namentlich des Zinks, Mangans, Eisens, Kobalts, Nickels und Kupfers. Die der fünf erstern enthalten beim Krystallisieren aus kalten Lösungen sämtlich 7 Moleküle Wasser, von denen bei 100° nur 6 ausgetrieben werden, und zwar krystallisieren Zink- und Nickelsulfat in rhombischen, dem Magnesiumsulfat isomorphen Formen, Eisen-, Kobalt- und Mangansulfat dagegen in monoklinen isomorphen Krystallen. Sie verbinden sich mit einem Molekül eines Alkalisulfates oder Ammoniumsulfat zu monoklinen isomorphen Doppelsalzen, die nur 6 Moleküle Wasser enthalten. So giebt z. B. der Zinkvitriol, ZnSO₄ | 7 H₂O das Doppelsalz K₂Zn(SO₄)₂ | 6 H₂O. Der Kupfervitriol krystallisiert für gewöhnlich nur mit 5 Molekülen Wasser in triklinen Formen, verliert bei 100° nur 4 Moleküle Wasser, giebt aber Doppelsalze wie die übrigen, z. B. K₂Cu(SO₄)₂| 6 H₂O.

Die V. können in wechselnden Mengen zusammen krystallisieren und bilden dann die sog. Doppelvitriole, deren Krystallform und Wassergehalt von den Mengenverhältnissen der Bestandteile abhängig ist.

Blauer V. ist Kupfervitriol (s. Kupfersulfat); grüner V. Eisenoxydulsulfat (s. Eisensulfate); weißer V. Zinksulfat (s. d.); über das Admonter, Salzburger und Doppelvitriol schlechthin genannte Präparat s. Adlervitriol.

Der Name V. wird auch in der Mineralogie zur Bezeichnung schwefelsaurer Salze gebraucht, wenigstens für die der oben genannten Metalle. Alle diese natürlichen V. sind durch Oxydation der Schwefelverbindungen der betreffenden Metalle entstanden. Das Bleisulfat, das sonst mit den V. nicht viel mehr gemein hat, als daß es ein schwefelsaures Salz ist, sich aber weder in Wasser löst noch mit Krystallwasser verbindet, heißt als Mineral ebenfalls Bleivitriol.

Vitriōlbleierz, Mineral, s. Anglesit.

Vitriōlerz, Mineral, s. Markasit.

Vitriōlküpe, soviel wie Indigküpe (s. Indigo).

Vitriōlöl, s. Schwefelsäure.

Vitrum Antimonĭi (lat.), s. Antimon und Antimonoxysulfüre.

Vitruvĭus (mit dem Beinamen Pollio), lat. Schriftsteller und Kriegsbaumeister unter Cäsar und Augustus. In den 10 Büchern seines dem Augustus gewidmeten Werkes «De architectura» giebt er in der Hauptsache griech., doch auch zum Teil eigene röm. Technik und behandelt neben Tempel-, Staats- und Privatbauten auch die Mechanik (Wasserwerke, Sonnenuhren, Maschinen u. s. f.). Sein Stil ist ungleich, oft schwer verständlich, um so mehr, als die zu den technischen Auseinandersetzungen ursprünglich gehörigen Zeichnungen fehlen. Außer dem Originalwerke ist noch ein aus späterer Zeit stammender Auszug, die «Epitome Vitruvii», auf uns gekommen. Neuere Ausgaben von Belang sind die von Rode (2 Bde., Berl. 1800, mit Kupfern), J. G. Schneider (3 Bde., Lpz. 1801‒7), Stratico (4 Bde., Udine 1825‒30, mit Lexikon und Kupfern), Marini (4 Bde., Rom 1836), Rose und Müller-Strübing (Lpz. 1867), wozu ein «Index Vitruvianus» von Nohl (ebd. 1876) kam. Übersetzungen veröffentlichte Reber (mit Holzschnitten, Stuttg. 1864 fg.) u. a.

Vitry-le-François (spr. frangßäh). 1) Arrondissement im SO. des Depart. Marne in der Champagne, hat auf 1536,94 qkm (1896) 44550 E., 5 Kantone und 123 Gemeinden. – 2) Hauptstadt des Arrondissements V., ehemals Festung, rechts an der Marne, oberhalb der Mündung des Ornain, am Beginn des Rhein-Marne- sowie des Seitenkanals der Marne, an den Linien Châlons-sur-Marne-Nancy, V.-Armainvilliers und V.-Jessains (53 km) der Ostbahn, hat (1896) 7709, als Gemeinde 8400 E., in Garnison Teile des 5., 11 und 12. Kürassier-, 8. und 9. Dragonerregiments, Gerichtshof erster Instanz, Forstinspektion, Sparkasse, große Kirche Notre-Dame (17. Jahrh.), ein Museum (im Stadthause), ein Bronzestandbild Royer-Collards von Marochetti, ein Collège, Spital, Theater; Fabrikation von Strumpfwaren, Handschuhen, Firniß, Ackerbaugeräten und Zucker, Brauerei, Lohgerberei, Mahl- und Schneidemühlen, Wassertransport, Spedition und Handel mit Holz, Mehl, Wolle, Öl und Leder.

Vittorĭa, Stadt im Kreis Modica der ital. Provinz Syrakus auf Sicilien, an der Eisenbahn Syrakus-Licata, hat (1881) 22995, mit dem 10 km südwestlich gelegenen Hafen Scoglitti 23889 E., eine Hauptkirche mit Kuppel; Seiden- und Reisbau, Bienen- und Viehzucht.

Vittorĭa oder Vitoria, Hauptstadt der span. (bask.) Provinz Alava, 499 m ü. d. M., links am Zadorra, linkem Nebenfluß des Ebro, am Abhange