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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Vogel

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Vogel (von Falckenstein, Ernst Friedr. Ed.) – Vogel (Hermann Wilhelm)

fangen gehalten wurde. Er entkam nach der Landschaft Udsche und traf unfern Bundi 1. Dez. mit Barth zusammen. Von Sinder aus kehrte V. 29. Dez. nach Kuka zurück, wo er einige Wochen in Gemeinschaft mit Barth verbrachte. Im Jan. 1855 begab sich V. nach Jakuba, setzte dann seinen Weg nach dem Binue fort, den er in Hamarua (Muri) überschritt, kehrte nach Jakuba zurück, brach nochmals nach dem Binue auf und erreichte Kuana. Im November trat er den Rückweg nach Bornu an und traf 1. Dez. wieder in Kuka ein. So weit reichen V.s eigene Nachrichten. Sicher ist, daß er 1. Jan. 1856 Kuka verließ, um ostwärts nach den Nilländern zu gehen, daß er seinen Weg südlich um den Tsadsee nahm und in Wara ankam, aber Febr. 1856 daselbst ermordet wurde. Die jahrelange Ungewißheit über sein Schicksal rief Unternehmungen zu seiner Rettung hervor, wie die von Neimans, Cuny, Beurmann, Heuglin (mit Munzinger, Stendner, Kinzelbach u. a.). Aufklärung erlangte erst Nachtigal 1873. V.s Schwester, Elise Polko, veröffentlichte «Erinnerungen an einen Verschollenen. Aufzeichnungen und Briefe von und über Eduard V.» (Lpz. 1863).

Vogel von Falckenstein, Ernst Friedr. Ed., preuß. General, s. Vogel von Falckenstein (S. 375 a).

Vogel, Hermann Karl, Astronom und Astrophysiker, geb. 3. April 1842 in Leipzig, besuchte das Polytechnikum zu Dresden und studierte seit 1864 an der Universität Leipzig vorzüglich Physik, Mathematik und Astronomie. 1865 erhielt er Beschäftigung als Hilfsarbeiter an der Leipziger Sternwarte, bekleidete später daselbst die Stelle eines zweiten Observators bis 1870, wo er einem Rufe als Direktor an die Privatsternwarte des Kammerherrn von Bülow zu Bothkamp bei Kiel folgte. Während er seine Thätigkeit auf der Leipziger Sternwarte hauptsächlich der Beobachtung von Nebelgestirnen zuwandte und sich mit Berechnung von Planeten- und Kometenbahnen beschäftigte, widmete er sich in Bothkamp ausschließlich der Astrophysik. Die neu begründete Sternwarte erhielt durch seine Arbeiten bald einen weit verbreiteten Ruf. Seit 1874 bekleidete er die Stelle eines Observators an dem Astrophysikalischen Observatorium zu Potsdam; seit 1882 fungiert er als Direktor dieses Instituts. 1892 wurde er Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften. Zahlreiche Arbeiten von V. finden sich in den «Astron. Nachrichten» und in den Berichten der Akademien zu Leipzig und Berlin. Von umfangreichern Arbeiten sind zu nennen: «Beobachtungen von Nebelflecken und Sternhaufen» (Lpz. 1867), «Bothkamper Beobachtungen» (2 Bde., ebd. 1872 u. 1873), «Untersuchungen über die Spektra der Planeten» (gekrönte Preisschrift, ebd. 1874), «Der Sternhaufen im Perseus» (ebd. 1878). Die letzten größern Arbeiten, Untersuchungen über das Sonnenspektrum, spektroskopische Durchmusterung des nördl. Himmels, Untersuchung über die Eigenbewegung der Sterne im Visionsradius u. a. m., finden sich in den Publikationen des Potsdamer Observatoriums aus den J. 1879‒92 (Leipzig). In den letzten Jahren ist es V. auch gelungen, auf spektroskopischem Wege mehrere Fixsterne als optisch nicht auflösbare Doppelsternsysteme (Algol, Spica) nachzuweisen, womit auch der Grund des auffallenden Lichtwechsels von Algol endgültig festgestellt ist (s. Veränderliche Sterne). Auch wies er zuerst die Linien des Cleveitgases im Spektrum von Fixsternen nach.

Vogel, Hermann Wilhelm, Photochemiker und Spektralanalytiker, geb. 26. März 1834 in Dobrilugk (Niederlausitz), studierte Chemie und Physik am königl. Gewerbeinstitut zu Berlin. Hierauf praktizierte er kurze Zeit in einer Zuckerfabrik, fungierte bis 1860 als Assistent der Professoren Rammelsberg und Dove und bis 1865 als Assistent am Mineralogischen Museum der Universität Berlin. Seit 1884 ist V. Vorsteher des phototechnischen Laboratoriums der Technischen Hochschule in Berlin, seit 1881 Mitglied der kaiserl. Leopoldinischen Carolinischen Akademie der Wissenschaften. Nachdem er «Die Photographie auf der Londoner Weltausstellung» (2. Aufl., Braunschw. 1863) veröffentlicht hatte, begründete er 1863 den Photographischen Verein zu Berlin, 1864 die Fachzeitschrift «Photogr. Mitteilungen», 1869 den Verein zur Förderung der Photographie, 1887 die Deutsche Gesellschaft von Freunden der Photographie. Er leitete 1865 die große internationale photogr. Ausstellung, 1889 die photogr. Jubiläumsausstellung zu Berlin zur Feier des 50jährigen Jubiläums der Photographie, erhielt gleichzeitig den neu begründeten Lehrstuhl für Photochemie an der Gewerbeakademie, fungierte später als Jurymitglied der Weltausstellungen in Paris (1867), Wien (1873), Philadelphia (1876) und Chicago (1893). Inzwischen wurde er als Mitglied der norddeutschen Sonnenfinsternisexpedition 1868 nach Aden, als Mitglied zweier engl. Expeditionen gleichen Zweckes nach Sicilien (1870) und den Nicobarischen Inseln (1875) entsendet und bereiste auf Einladung der National photographic Association of North America zweimal die Vereinigten Staaten (1870 und 1883) bis zum Stillen Ocean. 1887 ging er zur Beobachtung der Sonnenfinsternis vom 19. Aug. nach Rußland. Seine wissenschaftliche Thätigkeit richtete sich auf das Studium der photogr.-chem. Prozesse, auf die ästhetischen Principien der Porträt- und Landschaftsphotographie, die Grundsätze der Beleuchtung und der photogr. Perspektive, Experimentalstudien über Absorptionsspektra im allgemeinen und die Spektren des Sauerstoffs, Stickstoffs und Wasserstoffs (letzteres führte ihn zur Deutung des Siriusspektrums und zur Verwerfung der Lockyerschen Dissociationstheorie) u. s. w. Sein Silberprober (1864) und sein Photometer für Pigmentdruck und Lichtdruck sowie sein Universalspektroskop führten sich dauernd in der Praxis ein. V.s wichtigste Forschungen betreffen jedoch die sog. Beschleuniger (Sensibilisatoren), d. h. die Körper, welche die chem. Wirkungen des Lichts auf Silbersalze erheblich befördern. Umfassende Spektralversuche führten ihn 1873 zur Entdeckung von Stoffen, die vermöge ihrer Fähigkeit, das gelbe, grüne und rote Licht zu absorbieren, photogr. Platten für diese bis dahin für unwirksam gehaltenen Farben empfindlich machen. Er nannte diese Körper optische Sensibilisatoren. Aus dieser Entdeckung entwickelten sich die neuen farbenempfindlichen Verfahren, welche farbige Gegenstände in den richtigen Tonwerten aufzunehmen gestatten und dadurch einen wesentlichen Umschwung in der Photographie nach farbigen Gegenständen hervorriefen. (S. Photographie.) In neuerer Zeit beschäftigte er sich mit Studien über Farbenwahrnehmungen und stellte 1885 sein neues photochromisches Princip auf, auf welchem der nach ihm benannte Naturfarbendruck (s. d.) beruht. Seine Hauptwerke sind: «Lehrbuch der Photographie» (4. Aufl., Bd. 1: «Photochemie»;