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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Vogtländer Bergland – Voigt (Georg)

von Reuß, den Titularburggrafen von Meißen, der im Mai 1548 zum Reichsfürsten erhoben wurde; zugleich zog Böhmen die Lehnshoheit über Gera, Schleiz, Greiz, Lobenstein und Burg an sich. Da aber die beiden Söhne Heinrichs Ⅴ. ihre Besitzungen infolge alter Schulden und schlechter Wirtschaft nicht zu behaupten vermochten, so gelang es schon dem Kurfürsten August von Sachsen, dieselben wieder an sein Haus zu bringen, indem er 1559 das Land sich verpfänden ließ und Heinrich Ⅶ. schließlich 1569 zum vollständigen Verzicht auf sein Erbe zwang, welches, nach Erteilung der kaiserl. Belehnung 1575, seit 1577 als Vogtländischer Kreis mit Sachsen vereinigt blieb. Von 1657 bis 1718 bildete das sächsische V. einen Teil des Herzogtums Sachsen-Zeitz, fiel aber mit diesem 1718 an das Kurhaus zurück. – Vgl. Limmer, Entwurf einer urkundlichen Geschichte des V. (4 Bde., Ronneburg 1825‒28); G. Brückner, Landes-und Volkskunde des Fürstentums Reuß j. L. (Gera 1870).

Vogtländer Bergland, s. Elstergebirge.

Vogtländische Eisenbahn, Bahnlinie von Herlasgrün nach Eger (89 km, 1851 eröffnet bis Plauen, 1874 bis Ölsnitz, 1865 Ölsnitz-Eger), sächs. Staatsbahn.

Vogtländische Schweiz, die Umgebung des engen Felsenthals der obern Weißen Elster zwischen Plauen in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau und Greiz im Fürstentum Reuß. Im weitern Sinne dehnt man die Bezeichnung bis in die Umgegend von Berga aus.

Vogtschaft (Vogtei), s. Vögte, Mundium und Schutzgerechtigkeit.

Vogüé (spr. wogüeh), Charles Jean Melchior, Marquis de, franz. Archäolog, geb. 18. Okt. 1829 zu Paris, machte 1853‒54, 1861 und 1862 (mit Waddington) wissenschaftliche Reisen in Syrien und Palästina. Vom Mai 1871 bis 1875 war er Botschafter in Konstantinopel, vom Juni 1875 bis Febr. 1879 in Wien. Er wurde 1868 Mitglied der Akademie der Inschriften. Seine Studien bewegen sich vornehmlich auf dem Gebiete der Religionsgeschichte und orient. Kunst. Auf sein erstes Werk «Les églises de la Terre-Sainte» (1859) folgten: «Le temple de Jérusalem» (1864‒65), «L’architecture civile et religieuse de I<sup>er</sup> au VI<sup>e</sup> siècle dans la Syrie centrale» (2 Bde., 1865‒77), «Inscriptions sémitiques» (mit Übersetzung und Kommentar, 1869‒77) und «Villars d’après sa correspondance et ses documents inédits» (2 Bde., 1888); von Villars veröffentlichte er auch die «Mémoires» (5 Bde., 1884‒93). – Sein Vetter Eugène Marie Melchior, Vicomte de V., gleichfalls Diplomat, geb. 25. Febr. 1848 in Nizza, seit 1888 Mitglied der Akademie, hat sich als eleganter Reiseschriftsteller und durch litterar, und geschichtliche Artikel (besonders über Rußland) in der «Revue des Deux Mondes» seit 1875 einen angesehenen Namen erworben; meist aus diesen Aufsätzen entstanden die Bücher «Syrie, Palestine, mont Athos» (1876; 2. Aufl. 1887), «Histoires orientales» (1879), «Le fils de Pierre le Grand» (1884), «Le roman russe» (1886; 2. Aufl. 1888), «Histoires d’hiver» (1885), «Souvenirs et visions» (1887), «Le manteau de Joseph Olénine» (1890), «Heures d’histoire» (1893), «Notes sur le Bas-Vivarais» (1893), «Devant le siècle» (1896) u. a. V. ist mit Desjardins der Hauptvertreter der romantisch-christl. Erweckung unter der franz. Jugend.

Vohburg, Markt im Bezirksamt Pfaffenhofen des bayr. Reg.-Bez. Oberbayern, rechts an der Donau, an der Linie Regensburg-Ingolstadt-Augsburg der Bayr. Staatsbahnen, hat (1895) 1536 kath. E., Postexpedition, Telegraph, zwei schöne Kirchen, Reste der alten Burg (Zehntstadel) der Markgrafen von V., Krankenhaus; Getreide- und Schweinehandel.

Vohenstrauß. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Oberpfalz, hat 440,27 qkm und (1895) 24041 (11649 männl., 12392 weibl.) E. in 48 Gemeinden mit 266 Ortschaften, darunter 1 Stadt. – 2) Marktflecken und Hauptort des Bezirksamtes V., 15 km von der böhm. Grenze, in 560 m Höhe, an der Nebenlinie Neustadt an der Waldnab-V. (25,2 km) der Bayr. Staatsbahnen, Sitz des Bezirksamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Weiden), Rent- und Forstamtes, hat (1895) 1785 E., darunter 768 Evangelische, Postexpedition, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Simultankirche, 1892 restauriert, Distriktskrankenhaus, Sparkasse, Wasserleitung, Kanalisation, elektrische Straßenbeleuchtung; Dampfsägewerk, Vieh- und Jahrmärkte. Bei V. das Schloß Friedrichsburg, ehemals Residenz der Linie Pfalz-Neuburg-Veldenz des Wittelsbacher Hauses und 7 km südwestlich der Markt und die Ruine des Schlosses Leuchtenberg, ehemals Sitz der Herzöge von Leuchtenberg.

Vöhl, preuß. Marktflecken, s. Bd. 17.

Vöhrenbach, Stadt im bad. Kreis und Amtsbezirk Villingen, an der Breg im Schwarzwald und der Bregthalbahn (Donaueschingen-Furtwangen, Nebenbahn), hat (1895) 1721 E., darunter 80 Evangelische, Post, Telegraph, kath. Kirche, Gewerbe-, Musik- und Strohflechtschule; Fabrikation von Uhren, Musikinstrumenten (Orchestrions) und Möbeln.

Vohwinkel, Dorf im Kreis Mettmann des preuß. Reg.-Bez. Düsseldorf, an den Linien Schwerte-Hagen-Elberfeld-Düsseldorf-M.-Gladbach, Remscheid-Hasten-Elberfeld-Ohligs-Köln, V.-Kupferdreh-Steele-Hagen (72,9 km) und der Nebenlinie Hilden-Ohligs-V. (27,2 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes des Kreises Mettmann und eines Katasteramtes, hat (1895) 7740 E., darunter etwa 2100 Katholiken, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, höhere Knaben- und Mädchenschule; mechan. Webereien, Färberei, Fabriken für Maschinen und Tapeten, Ziegeleien und Kalksteinbrüche.

Voies étroites Genève, s. Schweizerische Eisenbahnen.

Voigt, Christian Gottlob von, sachsen-weimar. Staatsminister, geb. 23. Dez. 1743 zu Allstedt, studierte zu Jena die Rechte, war 1766‒70 Accessist an der Bibliothek zu Weimar, 1770‒77 Amtmann in seiner Vaterstadt und wurde dann als Regierungsrat nach Weimar berufen, wo er den Adelsstand erhielt und Staatsminister wurde. Er lebte im engsten Verein mit Musäus, Wieland, Herder, Schiller und mit Goethe und starb 22. März 1819. – Vgl. Goethes Briefe an Christian Gottlob von V. (hg. von O. Jahn, Lpz. 1868).

Voigt, Georg, Historiker, Sohn des folgenden, geb. 5. April 1827 zu Königsberg i. Pr., widmete sich daselbst zuerst jurist., dann histor. Studien. Durch seinen Vater wurde er in der mittelalterlichen, besonders archivalisch-urkundlichen Sphäre heimisch gemacht. Auf seine wissenschaftliche Richtung wirkten besonders die Schriften Niebuhrs und Rankes ein. 1855 wurde V. Kustos an der Universitätsbibliothek zu Königsberg und folgte 1858 einem Rufe als Honorarprofessor nach München, um daselbst unter der Oberleitung Sybels die Herausgabe