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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Voigt; Voigtel; Voigtland; Voigtsberg; Voigts-Rhetz

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Voigt (Johanna) – Voigts-Rhetz

der deutschen Reichstagsakten zu übernehmen. 1860 ging er als ord. Professor der Geschichte nach Rostock und 1866 nach Leipzig, wo er 18. Aug. 1891 starb. Seine Hauptwerke sind: «Die Wiederbelebung des klassischen Altertums oder das erste Jahrhundert des Humanismus» (Berl. 1859; 3. Aufl., hg. von Lehnerdt, 2 Bde., ebd. 1893), selbst ein wahrhaft klassisches Werk, und vor allem «Enea Silvio de’ Piccolomini, als Papst Pius Ⅱ., und sein Zeitalter» (3 Bde., ebd. 1856‒63), ferner «Die Geschichtschreibung über den Zug Karls Ⅴ. gegen Tunis 1535» (Lpz. 1872), «Die Geschichtschreibung über den Schmalkaldischen Krieg» (ebd. 1874), «Moritz von Sachsen 1541‒47» (ebd. 1876), «Die Briefsammlungen Petrarcas und der venet. Staatskanzler Benintendi» (Münch. 1882). Außerdem veröffentlichte er die «Denkwürdigkeiten des Minoriten Jordanus von Giano» (Lpz. 1870).

Voigt, Johanna, Volksdichterin, s. Ambrosius (Bd. 17).

Voigt, Johs., Geschichtschreiber, geb. 27. Aug. 1786 zu Bettenhausen in Sachsen-Meiningen, studierte in Jena erst Theologie, später Geschichte und Philologie. 1809 an das Pädagogium nach Halle berufen, habilitierte er sich 1812 als Privatdocent und folgte 1817 einem Rufe als Professor der histor. Hilfswissenschaften und Archivdirektor nach Königsberg, wo er 23. Sept. 1863 starb. V. schrieb: «Hildebrand als Papst Gregorius Ⅶ. und sein Zeitalter» (Weim. 1815; 2. Aufl. 1846), worin er das Papsttum Gregors Ⅶ. als eine der großartigsten Erscheinungen des Mittelalters und Gregor selbst im Geiste seiner Zeit als großen Reformator der Kirche darzustellen suchte; ferner «Geschichte des Lombardenbundes und seines Kampfes mit Kaiser Friedrich Ⅰ.» (Königsb. 1818), «De lacertarum societate, oder von der Eidechsengesellschaft» (1821), «Geschichte von Marienburg» (Königsb. 1824) und die «Geschichte Preußens von den ältesten Zeiten bis zum Untergange der Herrschaft des Deutschen Ordens» (9 Bde., ebd. 1827‒39), sein bedeutendstes Geschichtswerk; 1823 gab er mit F. W. Schubert die «Jahrbücher oder die Chronik Joh. Lindenblatts (Johannes von der Pusilie)» heraus. Sodann erschienen von ihm der «Codex diplomaticus Prussicus» (6 Bde., Königsb. 1836‒61), die «Westfäl. Femgerichte in Beziehung auf Preußen» (ebd. 1836), der «Briefwechsel der berühmtesten Gelehrten des Zeitalters der Reformation mit Herzog Albrecht von Preußen» (mit Nachtrag, ebd. 1841), «Handbuch der Geschichte Preußens bis zur Reformation» (3 Bde., ebd. 1841‒43), der «Namen-Codex der deutschen Ordensbeamten, Hochmeister u. s. w.» (ebd. 1843), «Geschichte des Tugendbundes» (ebd. 1850), «Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach» (2 Bde., Berl. 1852), die «Geschichte des Deutschen Ritterordens in seinen zwölf Balleien in Deutschland» (2 Bde., ebd. 1857‒59) und, nach archivalischen Quellen, «Die Erwerbung der Neumark, Ziel und Erfolg der brandenb. Politik 1402‒57» (ebd. 1863).

Voigt, Bernh. Friedr., Verlagsbuchhandlung in Weimar, begründet 1812 in Sondershausen von Bernhard Friedrich Voigt (geb. 1787 in Weimar, gest. 17. Febr. 1859), 1822 nach Ilmenau und 1834 nach Weimar verlegt. Die Firma ging über an Voigts Söhne: Karl Voigt (geb. 23. Dez. 1814, gest. 14. Okt. 1877), Heinrich Voigt (geb. 2. April 1828) und August Voigt (geb. 12. Jan. 1831, gest. 3. Aug. 1887), und seit 1877 ist Heinrich Voigt alleiniger Besitzer. Der Verlag, anfangs verschiedene Wissenschaften und Belletristik umfassend, konzentrierte sich auf Landwirtschaft, Gartenbau, Gewerbekunde und Technik; der «Neue Schauplatz der Künste und Handwerke» (Bd. 1‒289; 1817 fg.) bildet eine Reihe Hand- und Lehrbücher fast über jedes Gewerbe, oft mit Atlanten für die Abbildungen und in vielen Auflagen. Hervorzuheben ist auch noch der «Neue Nekrolog der Deutschen» (30 Jahrgänge, 1824‒53; mit 3 Registerbänden).

Voigtel, Richard, Dombaumeister zu Köln, geb. 31. Mai 1829 zu Magdeburg, bezog 1849 die Bauakademie zu Berlin, ging 1853 zur Übernahme eines Kirchenbaues an den Rhein, wo er in persönliche Beziehungen zu dem Dombaumeister Zwirner trat, dessen Stellvertreter er später wurde. Seine erste Arbeit war hier die Konstruktion und Aufstellung des eisernen Daches und des Mittelturms des Kölner Doms. Nach Zwirners Tode (1861) übernahm V., 1862 zu dessen Nachfolger als Dombaumeister ernannt, die Fortführung und Vollendung des Baues. (S. Kölner Dom.)

Voigtland, s. Vogtland.

Voigtsberg, Dorf bei Ölsnitz (s. d.).

Voigts-Rhetz, Konstantin Bernhard von, preuß. General der Infanterie, geb. 16. Juli 1809 zu Seesen im Braunschweigischen, trat 1827 in das 9. Infanterieregiment, wurde 1829 Offizier, besuchte 1833‒35 die Allgemeine Kriegsschule, wurde 1837‒38 zum Topographischen Bureau, 1839 zum Großen Generalstabe kommandiert und 1841 in diesen als Hauptmann versetzt. V. war 1844‒47 Vermessungsdirigent, wurde 1847 als Major zum Generalstabe des 5. Armeekorps versetzt und zeichnete sich dort 1848 gelegentlich der Unterdrückung des Aufstandes in der Provinz Posen aus. Er geriet in Widerspruch mit dem königl. Kommissar in Posen General von Willisen (s. d.) und schrieb deshalb eine «Aktenmäßige Darstellung der poln. Insurrektion» (Pos. 1848), welche Willisen zu einem «Offenen Brief» (Berl. 1848) veranlaßte, auf den V. eine «Antwort» (ebd. 1848) veröffentlichte. Außerdem schrieb V. noch eine «Denkschrift über die polit. Stellung der Provinz Posen zur preuß. Monarchie und die nationale Berechtigung ihrer poln. Bewohner» (Berl. 1849). In den nächsten Jahren war V. bei dem Generalstabe des 1. und des 4. Armeekorps sowie bei dem Großen Generalstabe thätig, wurde 1852 Chef des Generalstabes des 5. Armeekorps. 1855 Oberst, 1858 Commandeur der 9. Infanteriebrigade und Generalmajor. Während der Reorganisation der preuß. Armee bekleidete V. seit Jan. 1859 den wichtigen Posten des Direktors des Allgemeinen Kriegsdepartements im Kriegsministerium, wurde im Juli 1860 Kommandant der Bundesfestung Luxemburg, im Jan. 1863 Generallieutenant, 1864 Oberbefehlshaber der Bundesgarnison in Frankfurt a. M. Der Deutsche Krieg von 1866 rief V. in die bedeutungsvolle Stellung als Chef des Generalstabes der preuß. Ersten Armee (Prinz Friedrich Karl von Preußen); als solcher hatte er wesentlichen Anteil an den Erfolgen bei Münchengrätz, Podol und Jičin, und namentlich bei Königgrätz. Nach dem Frieden zum Generalgouverneur der Provinz Hannover und zum Commandeur des neu formierten 10. Armeekorps ernannt, trat V. nach der Organisation der preuß. Verwaltung Hannovers in die Stellung als kommandierender General daselbst zurück. Während des Deutsch-Französischen Krieges