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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wachhabender; Wachholder; Wachler; Wachlokal; Wacholder; Wacholder

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Wachhabender - Wacholder

und Sahara» (3. Aufl., ebd. 1867). Während des preuß.-neuenburgischen Konflikts war W. in der Schweiz und verfaßte daselbst das «Skizzenbuch aus Neuenburg und der Schweiz» (Berl. 1857) und nahm dann Teil an der Eroberung von Kabylien. Die Kriegsberichte über den Österreichisch-Italienischen Krieg von 1859 sind zusammengefaßt als «Tagebuch vom ital. Kriegsschauplatz» (Berl. 1859) und «Halbmond und Doppeladler» (ebd. 1860). Hierauf nahm er an Garibaldis Zug gegen Neapel und an dem Einmarsch der Piemontesen in Umbrien und die Marken teil und schrieb darüber: «Freischaren und Royalisten» (3. Aufl., Berl. 1867). Der poln. Revolution unter Langiewicz 1863 wohnte W. ebenfalls bei. Diesen Stoff bearbeitete er in dem Roman «Unter dem weißen Adler» (3 Bde., Berl. 1866; 2. Aufl. 1885). Seine Kriegsberichte über den schlesw.-holstein. und Deutschen Krieg von 1866, an dem er im Stabe der preuß. Elbarmee teilnahm, sammelte er in «Vor den Düppeler Schanzen» (Berl. 1864) und «Tagebuch vom österr. Kriegsschauplatz» (6. Aufl., ebd. 1866). Später schilderte er die Weltausstellung von 1867 in «Pariser Photographien» (Berl. 1868) und gab dann eine Schilderung Ägyptens in dem Buche «Vom armen ägypt. Mann» (2 Bde., ebd. 1871). Dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870 und 1871 wohnte er als Korrespondent der «Kölnischen Zeitung» bei; diese Berichte sammelte er in seinem «Tagebuch vom franz. Kriegsschauplatz 1870‒71» (2 Bde., Berl. 1871). Schließlich nahm W. dauernden Wohnsitz in Wiesbaden. W.s größtes und interessantestes Werk sind seine Memoiren, die u. d. T. «Aus bewegtem Leben. Erinnerungen aus dreißig Kriegs- und Friedensjahren» (2 Bde., Straßb. i. Els. 1890‒91; 2. Aufl. 1895) erschienen sind. Außerdem hat er zahlreiche Romane («Rouge et Noir», «Die bleiche Gräfin», «Des Herzens Golgatha», «Bis zum Bettelstab», «Nur ein Weib», «Gräfin von der Nadel», «Um schnödes Geld», «Der Heiduck», «Zigeunerblut», «Die junge Frau», «Die neue Loreley», «Eine Frauenschuld», «Die junge Witwe», «Die Fremde» u. s. w.) verfaßt. Während des Kriegsjubiläums (1895) schrieb W. «Vom ersten bis zum letzten Schuß 1871» (Berlin).

Wachhabender (Wachthabender), der Befehlshaber einer Wache (s. d. und Schiffswache).

Wachholder, Pflanzengattung, s. Wacholder.

Wachler, Joh. Friedr. Ludw., Literarhistoriker, geb. 15. April 1767 zu Gotha, studierte in Jena und Göttingen Theologie und Philosophie und wurde 1788 außerord. Professor an der Universität Rinteln. 1790 wurde er Rektor in Herford, 1794 Professor der Theologie in Rinteln, wo ihm 1797 zugleich die Professur der Geschichte nebst der Aufsicht über die Universitätsbibliothek übertragen wurde. 1801 nach Marburg versetzt, wurde W. 1805 zum Konsistorialrat ernannt und folgte 1815 dem Rufe als Professor der Geschichte und Konsistorialrat nach Breslau. Seine bei den Streitigkeiten über das Turnwesen bewiesene Freimütigkeit bewirkte 1824 sein Ausscheiden aus den Schul- und Konsistorialgeschäften; doch wurde er zum Oberbibliothekar der Universitätsbibliothek ernannt. Er starb 4. April 1838 zu Breslau. Von seinen Schriften sind die wichtigsten: «Versuch einer allgemeinen Geschichte der Litteratur» (3 Bde., Lemgo 1793‒1801), «Handbuch der allgemeinen Geschichte der litterar. Kultur» (2 Bde., Marb. 1804‒5; 3. Aufl., Lpz. 1833), «Vorlesungen über die Geschichte der deutschen Nationallitteratur» (2 Bde., Frankf. 1818‒19; 2. Aufl. 1834), «Philomathie» (3 Bde., ebd. 1818 -22), «Handbuch der Geschichte der Litteratur» (ebd. 1804; 3. Aufl., 4 Bde., Lpz. 1833), «Geschichte der histor. Forschung und Kunst, seit der Wiederherstellung der litterar. Kultur in Europa» (2 Bde., Gött. 1812‒20).

Wachlokal, s. Wache.

Wacholder oder Wachholder (Juniperus L.), eine Gattung von Sträuchern und Bäumen aus der Familie der Nadelhölzer (s. d.), Abteilung der Cupressineen, mit zweihäusigen Blüten und schuppen- oder nadelförmigen, entweder gegenständigen oder dreizählige Wirtel bildenden oder auch vierreihig, dachziegelartig aufeinander gelagerten Blättern. Die Früchte sind beerenartig entwickelte kleine, meist drei Samen enthaltende Zapfen, die durch das gegenseitige Verwachsen und Fleischigwerden der Schuppen des weiblichen Kätzchens entstehen. Die namentlich über Nordamerika, Asien und die Mittelmeerländer verbreiteten Wacholderarten zerfallen in Sade- oder Sevenbäume (s. Sadebaum), mit schuppenförmigen Blättern, nickenden weiblichen Kätzchen und eiförmig-rundlichen Beerenzapfen, und in echte W., mit an der Basis gegliederten, stets nadelförmigen Blättern, aufrechten weiblichen Kätzchen und kugeligen Beerenzapfen. Zu letztern gehört der gemeine W. oder Kranawittstrauch (Juniperus communis L.). Dieser, in ganz Europa und Nordasien vorkommend, wird nur unter günstigen Verhältnissen zu einem 5‒7, höchstens 10 m hohen Baume; in der Regel bleibt er ein 1‒2 m hoher Strauch mit 12 mm langen, linealischen, stechenden Blättern, die in Wirteln zu je drei an den dreikantigen Ästen stehen. Die Kätzchen sind klein, die männlichen vielblütig, eirund, die weiblichen dreiblütig, urnenförmig. Der Beerenzapfen ist im ersten Jahre eirund und von grüner Farbe, im zweiten wird er kugelig, saftig und blauschwarz mit weißem Reif. Das gelbrötliche, im Kerne bläuliche, harte und wohlriechende Holz wird zum Auslegen feiner Arbeiten gebraucht. Aus knorrigen Wurzeln und Stämmen verfertigt man Gartenmöbel und Stöcke. Zum Räuchern benutzt man die trocknen Zweige, Wurzeln und Beeren (Krammetsbeeren). Letztere sind als Küchengewürz brauchbar, geben in ihrem eingedickten Safte (Wacholdermus) ein harn- und schweißtreibendes Mittel und dienen zur Bereitung mehrerer reizender, die Verdauung befördernder Arzneimittel, z. B. des Wacholderbeeröls (s. d.). Offizinell sind außerdem noch die Beeren selbst (Fructus Juniperi). Auch verfertigt man aus ihnen einen besonders im westfäl. Dorfe Steinhagen und dem holländ. Schiedam gut destillierten Branntwein (s. Genever). Zwischen Holz und Rinde setzt sich eine harzige Substanz an, die sonst als deutscher Sandarak verwendet ward. Der spanische W. (Juniperus oxycedrus L.), auf dürren Plätzen in den Ländern des Mittelmeers wachsend, hat beträchtlich größere, rote Früchte. Er wird wie der vorige benutzt und liefert das übelriechende ätherische Huile de Cade (Oleum cadinum), das in der Tierheilkunde, besonders gegen die Räude der Schafe, in Anwendung kommt. Dieses Öl stammt noch von einigen andern südeurop. Arten, wie von Juniperus thurifera L. Von beiden Arten wird das Holz in Spanien als Cedro (s. Ceder) bezeichnet.

Zur Gruppe der Sadebäume gehört der virginische W. (Juniperus virginiana L.), auch rote Ceder genannt, ein 12‒15 m hoher Baum, mit aromatischen, balsamisch duftenden, rautenförmig-länglichen, vierzeilig-dachziegeligen Blättern und