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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wace; Wach; Wachau; Wache; Wachenheim; Wachenhusen

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Wace - Wachenhusen

Wace (spr. wahß, Verkürzung von Wistace = Eustachius), anglo-normann. Dichter, geb. um 1110 auf der Insel Guernsey, wurde in der Isle-de-France (wahrscheinlich zu Paris) ausgebildet und erhielt in Bayeux eine Präbende. Er starb nach 1174. Von Heiligenleben schrieb er: «Leben des heil. Nikolaus» (hg. von Delius, Bonn 1850) und ein Marienleben: «La vie de la vierge Marie, de maître W.» (hg. von Luzarche, Tours 1859). Seine Hauptwerke sind zwei Reimchroniken: «Le roman de Brut» (hg. von Le Roux de Lincy, 2 Bde., Rouen 1836‒38), eine Bearbeitung der «Historia regum Britanniae» Geoffreys of Monmouth, 1155 vollendet und Eleonore, der Gemahlin Heinrichs Ⅱ. von England, gewidmet, und «Le roman de Rou» (hg. von H. Andresen, 2 Bde., Heilbr. 1877‒79), eine Geschichte der Normannen von den ältesten Zeiten bis auf 1106; eine Art Prolog dazu bildet die «Chronique ascendante des ducs de Normandie» (hg. von Pluquet, Rouen 1824), die höchst wahrscheinlich von W. verfaßt ist und über Heinrich Ⅱ. Neues bringt.

Wach, auch Wag, rechter Nebenfluß des Ob im russ.-sibir. Gouvernement Tobolsk, entspringt in Sümpfen des Gouvernements Jenisseisk, hat eine Länge von 811 km und ist auf etwa 500 km schiffbar.

Wach, Adolf, Jurist, geb. 11. Sept. 1843 zu Culm in Westpreußen, studierte in Berlin, Heidelberg, Königsberg und Göttingen, habilitierte sich 1868 in Königsberg, wurde 1869 ord. Professor in Rostock, 1871 in Tübingen, 1872 in Bonn und 1875 in Leipzig. Hier übt er seitdem durch seine Vorträge über Civilprozeß und Strafrecht sowie durch praktische Übungen eine einflußreiche akademische Thätigkeit aus. Seit Einführung der Reichsjustizgesetze 1879 ist W. auch Richter in Civilsachen am Landgericht zu Leipzig. Im Febr. 1895 wurde er königlich sächs. Geheimer Rat. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: «Der ital. Arrestprozeß» (Lpz. 1868), «Vorträge über die Reichscivilprozeßordnung» (2. Aufl., Bonn 1896), «Handbuch des deutschen Civilprozeßrechts» (Bd. 1, Lpz. 1885), «Die Civilprozeßordnung und die Praxis» (ebd. 1886), «Die civilprozessuale Enquete» (Berl. 1887), «Reform der Freiheitsstrafe» (Lpz. 1890). Außerdem veröffentlichte W. zahlreiche Abhandlungen in Zeitschriften, z. B. dem «Archiv für civilistische Praxis» und der «Zeitschrift für deutschen Civilprozeß», und besorgte die 5. und 6. Auflage von Kellers «Röm. Civilprozeß» (Lpz. 1876 u. 1883).

Wach, Karl Wilh., Maler, geb. 11. Sept. 1787 zu Berlin, malte noch als Schüler der Berliner Akademie 1807 sein erstes größeres Bild: Christus mit zwei Aposteln, jetzt in der Kirche zu Parez. 1813 und 1815 folgte er als Landwehroffizier den preuß. Fahnen. Um die Pariser Kunstschütze und Künstler zu studieren, blieb er bis 1817 in Paris, besuchte dort das Atelier von David sowie von Gros und ging darauf nach Italien. 1819 kehrte er nach Berlin zurück, wurde Mitglied des Senats der Akademie der Künste und erhielt bald mit Hirt, Schinkel, Schlesinger und Waagen den Auftrag, das neu erbaute Museum einzurichten, die Restauration der Gemälde zu leiten und neue Ankäufe zu besorgen. Ohne eigentlich zur Schule der Nazarener zu gehören, teilt er deren Trockenheit der Formgebung und Schwächlichkeit der Auffassung. Zu den namhaftesten größern Bildern W.s gehören Die neun Musen am Plafond des neuen königl. Schauspielhauses, die Altarbilder für die Garnison- und Werdersche Kirche in Berlin und das für die prot. Peter-Pauls-Kirche in Moskau. Die Berliner Nationalgalerie besitzt u. a. von ihm ein Ölrundbild: Psyche von Amor überrascht. Er wurde 1841 Vicedirektor der Akademie und starb 25. Nov. 1845.

Wachau, eine durch ihre landschaftliche Schönheit bekannte Gebirgsgegend in Niederösterreich, am linken Ufer der Donau, zwischen Spitz und Krems. Den Mittelpunkt derselben bildet Stadt und Schloß Dürnstein (s. d.).

Wachau, Dorf in der sächs. Kreis- und Amtshauptmannschaft Leipzig, 6 km südöstlich von Leipzig, hat (1890) 363 evang. E. und eine schöne got. Kirche. W. ist der Geburtsort des Satirikers Rabener und war in der Völkerschlacht bei Leipzig (s. d.) 16. Okt. 1813 ein Hauptpunkt des Kampfes.

Wache oder Wacht, eine für den Wachtdienst an einem bestimmten Orte (Wachlokal) bereit gehaltene Truppenabteilung, die während der ganzen Dauer ihres Dienstes (im Frieden meist 24 Stunden) im Dienstanzug und schlagfertig bleibt. Kleinere W. stehen unter dem Befehl eines Unteroffiziers oder Gefreiten, größere werden von einem oder mehrern Offizieren befehligt. Man unterscheidet Ehrenwachen, Sicherheitswachen und Feldwachen. – Sicherheitswachen dienen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit oder zur Bewachung von öffentlichen Gebäuden, Magazinen, Gefängnissen u. dgl. Sie stellen einfache Posten (Schildwachen) aus, die meist alle zwei Stunden abgelöst werden. An den Kasernen sorgen Kasernenwachen für Bewachung der Gebäude und Dienstgegenstände; in den Ställen der berittenen Waffen sind zur Beaufsichtigung der Pferde Stallwachen kommandiert. W. innerhalb der Garnison nennt man Garnisonwachen. Über die im Felddienst vorkommenden W. (Feld-, Außen-, Innenwachen), die Schiffswache und die Ehrenwachen s. diese Artikel.

Die Wachlokale (auch W. oder Wachhäuser genannt) sind oft in künstlerischer Weise ausgestattet worden, teils in Verbindung mit bewachten Thoren (Burgthor zu Wien von P. Nobile, 1822), teils als selbständige Bauten. Namentlich Fr. Schinkel hat mehrere schöne W. entworfen (Königswache [Hauptwache] in Berlin und Dresden).

Wachenheim an der Hardt, Stadt im Bezirksamt Neustadt a. d. H. des bayr. Reg.-Bez. Pfalz, in 138 m Höhe. am Ostfuß der Hardt und an der Linie Neustadt a. d. H.-Dürkheim-Monsheim der Pfälz. Eisenbahnen, hat (1890) 2389 E., darunter 531 Katholiken und 32 Israeliten, Postexpedition, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, evang. und kath. Kirche, Hospital, Wasserleitung, elektrische Beleuchtung; Schaumweinfabrik, vorzüglichen Weinbau und starken Weinhandel.

Wachenhusen, Hans, Schriftsteller, geb. 1. Jan. 1823 zu Trier, studierte moderne Sprachen und Litteratur und war während des Krimkrieges im türk. Hauptquartier für mehrere deutsche Zeitungen thätig. Diese Berichte sammelte er u. d. T. «Von Widdin nach Stambul» (Lpz. 1855) und «Ein Besuch im türk. Lager» (ebd. 1855). Nach Beendigung des Krieges lebte er in Paris, dessen sociales Leben er in den Schriften «Das neue Paris» (Lpz. 1855) und «Die Frauen des Kaiserreichs» (7. Aufl., Berl. 1872) beschrieb. Eine Reise nach Spanien und von hier nach Afrika veranlaßte die interessanten «Reisebilder aus Spanien» (2 Bde., Berl. 1857) und den Roman «Rom