Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

442

Wagenaar - Wagenspritzen

Riemen hängt. Beim Abwärtsfahren der W. werden häufig Hemmvorrichtungen notwendig. (S. Bremsen, Hemmkette und Hemmschuh.) Der Haupttechniker beim Wagenbau ist der Stellmacher (s. d.). Über Eisenbahnwagen s. Betriebsmittel, über Straßenbahnwagen s. Straßenbahnen.

Geschichtliches. Schon in den ältesten Zeiten wurden Räderfuhrwerke gebraucht. In den Resten der Pfahlbauten aus der Bronzezeit, besonders in denen Italiens, hat man Räder und andere Bestandteile primitiver W. gefunden. Die alten Assyrer, Perser und Ägypter besaßen sowohl Streitwagen (s. d.) als Lastwagen. Bei den Ägyptern kamen schon um 4000 v. Chr. zwei- und vierräderige W. vor; der griechische W. war meist zweiräderig, hinten offen und für zwei Personen eingerichtet; doch erwähnt schon Homer vierräderige W. Die mannigfaltigste Anwendung fand der W. bei den Römern. Ein zweiräderiger, von zwei Pferden gezogener W. diente teils den Kriegern, teils den Magistratspersonen; außerdem hatte man leichte, zweiräderige unbedeckte W. (eine Art Kabriolett) und bedeckte oder auf drei Seiten geschlossene Reisewagen, zwei- und vierräderige Staatswagen, sowie Last- und Wirtschaftswagen.

Die alten Deutschen nahmen W. zum Transport des Gepäcks mit in den Krieg, und die Wagenburg (s. d.) gehörte bei ihnen seit den frühesten Zeiten zur Schlachtordnung. Im Mittelalter kannte man hauptsächlich Bagagewagen, da man es vorzog, zu reiten oder sich in Sänften tragen zu lassen. Erst im 15. Jahrh. kamen, ursprünglich nur für den Gebrauch fürstl. Personen, die Kutschen auf, aus denen in der Folge Postwagen, Diligence, Omnibus, Chaise, Landauer und Coupé entstanden. In verfeinerter Gestalt erschien der zweiräderige Karren als Kabriolett, Gig, Tilbury. Erfindungen der neuern Zeit sind Kremser und Break. In neuester Zeit hat man Motorwagen (s. d., Bd. 17) konstruiert, um die Zugtiere entbehrlich zu machen.

Vgl. Schaffert, Der Wagenbauer, Vorlagensammlung (Ravensb. 1889); Behnke, Sammlung moderner Wagenzeichnungen (Hamb. 1896). Zeitschriften: Chaisen- und Wagenbau (Münch. 1863 fg.); Deutsche Wagenbau-Zeitung (Berl. 1896 fg.). Vgl. auch die Litteratur zum Artikel Stellmacher.

Wagenaar, Jan, holländ. Geschichtschreiber, geb. 28. Okt. 1709 zu Amsterdam, hatte sich dem Handelsstand gewidmet, machte aber dann vorzugsweise histor. Studien zur Aufgabe seines Lebens. Er starb 1. März 1773 als Ratsschreiber seiner Vaterstadt. Sein berühmtestes Werk ist «De vaderlandsche historie vervattende de geschiedenissen der Vereenigde Nederlanden» (21 Bde., Amsterd. 1749‒60; deutsch von Toze, 8 Bde., Lpz. 1756), die bis 1751 reicht. Die von andern besorgte Fortsetzung desselben, «Vervolg van W. Vaderlandsche historie» (48 Bde., Amsterd. 1788‒1810), enthält die Geschichte Hollands bis 1802. Ferner schrieb er eine «Schilderung der Vereinigten Staaten der Niederlande» (12 Bde., Amsterd. 1739) und «Beschreibung von Amsterdam» (3 Bde., ebd. 1760‒67). – Vgl. Bakker, Het leven van J. W. (Amsterd. 1776).

Wagenachskilometer, s. Eisenbahnstatistik.

Wagenborten, s. Bortenweberei.

Wagenburg, eine als Verteidigungsstellung dienende Ansammlung von Fuhrwerken, die dicht aneinander gereiht einen Raum schanzenartig umschließen. In der Zeit der Völkerwanderung und auch noch später im Mittelalter spielte die W. vielfach die Rolle eines taktischen Stützpunktes hinter der Schlachtordnung, bisweilen bildete sie auch den Kern der Schlachtordnung selbst. Mit dem Auftreten der Geschütze verlor die W. ihre Bedeutung.

Wagener, Herm., preuß. Politiker, geb. 8. März 1815 zu Segeletz bei Neuruppin, studierte in Berlin die Rechte und Cameralia, wurde dann Auskultator in Guben, darauf Referendar in Frankfurt a. O. und erhielt 1843 eine Anstellung bei den Meliorationsanlagen in Preußen. 1847 kam er als Konsistorialassessor nach Magdeburg. Als Gegner der liberalen Strömung sah er sich 1848 zum Austritt aus dem Staatsdienst veranlaßt. Die Führer der konservativen Partei übertrugen ihm nun die Gründung und Leitung eines neuen Organs, der «Neuen Preußischen Zeitung» (Kreuzzeitung), eine Aufgabe, der er sich mit Energie und Gewandtheit unterzog. 1854 legte er jedoch die Redaktion nieder, und 1856 trat er auch, mit dem Titel Justizrat, aus seiner Stellung als Rechtsanwalt beim Obertribunal zurück. Seitdem widmete er sich als Abgeordneter der parlamentarischen Thätigkeit und wurde im preuß. Abgeordnetenhause einer der Führer der konservativen Partei. In dem Norddeutschen Reichstage, dem er seit dessen Konstituierung angehörte, verteidigte er mit Entschiedenheit die neue Verfassung. 1866 wurde er zum Geh. Regierungs- und vortragenden Rate im Staatsministerium ernannt, wo er nicht unbedeutenden Einfluß auf Bismarck in socialpolit. Fragen hatte. Er befürwortete das Eintreten des Staates und der Kirche für die sociale Reform, versuchte auch die socialdemokratische Arbeiterbewegung in ihren Anfängen in nationale Bahnen zu leiten, trat jedoch 1873, nachdem er kurz vorher zum Geh. Oberregierungsrat ernannt war, infolge der Enthüllungen Laskers im Abgeordnetenhause über die unrechtmäßigen Manipulationen bei Eisenbahngründungen aus dem Staatsdienst. Er starb 22. April 1889 in Berlin. Unter W.s publizistischen Leistungen ist vor allem das von ihm herausgegebene «Staats- und Gesellschaftslexikon» (23 Bde., Berl. 1858‒67; Supplement 1868) hervorzuheben, eine Encyklopädie von konservativer Tendenz, sodann «Die Politik Friedrich Wilhelms Ⅳ.» (Berl. 1883): «Erlebtes. Meine Memoiren aus der Zeit von 1848 bis 1866 und von 1873 bis jetzt» (ebd. 1884; Nachtrag: «Die kleine, aber mächtige Partei», 1885).

Wagenfeld, preuß. Gemeinde, s. Bd. 17.

Wageningen, alte Stadt in der niederländ. Provinz Geldern, unweit von den Grenzen von Utrecht, durch Kanal mit dem Rhein verbunden, hat 8005 E., schöne Umgebung (Heimenberg mit herrlicher Aussicht über die Betuwe). W. ist Sitz der Reichsschule für Landwirtschaft mit Versuchsstation und Sammlungen. Dampfbahn führt an die Bahnlinie Arnheim-Utrecht.

Wagenkilometer, s. Eisenbahnstatistik.

Wagenladungsgut, s. Güter.

Wagenladungszüge, s. Eisenbahnzüge.

Wagenrennen, ein in Altgriechenland bei den großen Volksfesten beliebtes Wettfahren, das später auch im Cirkus der Römer gern gesehen wurde. (S. Hippodrom, Circensische Spiele, Cirkus, Rennbahn.) Über eine neuere Art des W. s. Trabrennen.

Wagenschmiere, Mischung verschiedener Fett-, Öl- und Harzsorten, die den Reibungswiderstand der Achsen in den Rädern verringert.

Wagenseil, Christoph, s. Meistergesang.

Wagenspritzen, s. Feuerspritzen.