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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wagensteuer; Wagenverschluß; Wagepiaster; Wagerecht; Wäggis; Wäggithal; Wagharschabad; Waghäusel; Wagl.; Wagmüller; Wagn.; Wagner

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Wagensteuer - Wagner (Adolf)

Wagensteuer oder Wagen- und Pferdesteuer, eine Luxussteuer, die von denen erhoben wird, die für ihren persönlichen Gebrauch Kutschen oder Pferde halten. Die W. besteht schon seit langer Zeit in England, wo sie in mehrern Sätzen von vier- und zweiräderigen Wagen erhoben wird. Die Pferdesteuer traf nicht nur Luxus-, sondern auch Arbeitspferde, wurde aber 1874 aufgehoben. In Frankreich wurde die W. zuerst 1862 eingeführt, jedoch schon 1868 wieder aufgehoben, dann aber in verstärkter Form 1872 wiederhergestellt. Über die Erträge der W. s. Luxussteuern.

Wagenverschluß, s. Warenverschluß.

Wagepiaster, s. Adlerdollar.

Wagerecht, s. Horizontal.

Wäggis, s. Weggis.

Wäggithal, Alpenthal der Siblgruppe der Glarner Alpen, im Bezirk March des schweiz. Kantone Schwyz, erstreckt sich, 16 km lang, vom Schweinalppaß (1572 m) nördlich bis Siebnen (451 m), wo die wilde Wäggithaler Aa durch eine Waldschlucht in die Ebene hinaustritt. Das Thal zerfällt in zwei durch die Klus des Stockerli verbundene Stufen: das Hinter-Wäggithal, ein wald- und weidereiches Hochthal, umschlossen von 2000 bis 2300 m hohen Kalkstöcken und Kegeln der Sihlalpen (Fluhberg, Rädertenstock); die untere Stufe, das Vorder-Wäggithal, schluchtähnlich in Sandstein- und Nagelfluhgebirge eingeschnitten, mit subalpinem Charakter.

Wagharschabad, s. Etschmiadzin.

Waghäusel, Zuckerfabrik im Amtsbezirk Bruchsal des bad. Kreises Karlsruhe, zur Gemeinde Oberhausen (2881 E.) gehörig, an der Linie Mannheim-Karlsruhe der Bad. Staatsbahnen, hat (1895) 217 E., Post, Telegraph und ist bekannt durch das Gefecht vom 21. Juni 1849, in dem die Preußen die bad. Insurgenten unter Mieroslawski schlugen.

Wagl., hinter lat. Tiernamen Abkürzung für Johann Wagler, geb. 1800 in Nürnberg, gest. 1832 als Professor der Zoologie in München.

Wagmüller, Michael, Bildhauer, geb. 14. April 1839 zu Regensburg, besuchte die Gewerbeschule und die Akademie zu München, wo er unberührt durch die akademische Richtung der Schule Schwanthalers unter dem Einfluß eines Lenbach, Makart, Gedon und der übrigen Neuerer der Münchener Kunst in realistisch malerischer Richtung das wurde, was R. Begas vor ihm in Berlin geworden war. Seit 1860 selbständig, bekundete er seine ungewöhnliche Begabung und Richtung schon durch die beiden reizvollen Genrefigürchen, Das nach einem Schmetterling haschende Mädchen und Das vor einer Eidechse zurückschreckende Mädchen, welchen das folgende: Das Mädchen mit einem Kinde spielend, noch deutlichern Ausdruck gaben. Hindernisse durch Kriegsdienst und die Inanspruchnahme des Künstlers für die Ausschmückung der Barockbauten des Königs Ludwig Ⅱ. (hauptsächlich zwei Kolossalbrunnen für Linderhof) waren nicht im stande, seine Entwicklung zu hemmen oder auf eine falsche Bahn zu drängen, da nun insbesondere Porträtarbeit der realistischen Tendenz des Künstlers zu gute kam. Sein Hauptwerk, die Marmorstatue Liebigs in München, mußte er unvollendet zurücklassen, die jedoch auch in der Ausführung durch seinen Schüler Rümann (1883) sich als ein epochemachendes Werk der neuen Schule darstellt. Er starb 26. Dez. 1881 in München.

Wagn., hinter wissenschaftlichen Namen von Tieren Abkürzung für Rudolf Wagner (s. d.).

Wagner, süddeutsch für Stellmacher (s. d.).

Wagner, Adolf, Nationalökonom, Sohn des Physiologen Rudolf W. (s. d.) und älterer Bruder des Geographen Hermann W., geb. 25. März 1835 zu Erlangen, studierte in Göttingen und Heidelberg und wurde 1858 Lehrer der Nationalökonomie an der Handelsakademie in Wien. 1863 nahm er eine Lehrstelle an der kaufmännischen Fortbildungsanstalt zu Hamburg an, wurde 1865 als Professor der Statistik an die Universität Dorpat, 1868 für die staatswissenschaftlichen Fächer nach Freiburg und 1870 nach Berlin berufen. Die wesentlichsten Arbeiten W.s sind: «Beiträge zur Lehre von den Banken» (Lpz. 1857), «Die Geld- und Kredittheorie der Peelschen Bankakte» (Wien 1862), «Die österr. Valuta» (Bd. 1, ebd. 1862), «Die Ordnung des österr. Staatshaushalts» (ebd. 1863), «Die russ. Papierwährung» (Riga 1868), «Die Abschaffung des privaten Grundeigentums» (Lpz. 1870), «System der deutschen Zettelbankgesetzgebung» (Freiburg 1870; 2. Aufl. u. d. T.: «System der Zettelbankpolitik», ebd. 1873), «Die Zettelbankreform im Deutschen Reiche» (Berl. 1875). Der philos. Theorie der Statistik gehört die Schrift an: «Die Gesetzmäßigkeit in den scheinbar willkürlichen menschlichen Handlungen» (besonders über Statistik der Selbstmorde, Hamb. 1864). In der während des Krieges 1870 und 1871 rasch in sechs Auflagen erschienenen Schrift «Elsaß und Lothringen» befürwortete W. mit zuerst damals die Wiedergewinnung des Reichslandes. 1871 übernahm er die Bearbeitung einer neuen Auflage von Raus «Lehrbuch der polit. Ökonomie», von der aber nur ein Band («Finanzwissenschaft», Ⅰ, Lpz. und Heidelb. 1871‒72) dem ursprünglichen Plane entsprechend erschien. Dagegen begann er mit bloß äußerlicher Anknüpfung an das Rausche Werk zuerst in Verbindung mit E. Nasse, später mit Buchenberger, Bücher, Dietzel u. a. die Veröffentlichung eines selbständigen Lehrbuchs, von dem bisher von der Hand W.s erschienen sind: Bd. 1: «Grundlegung» (Lpz. 1876; 3. Aufl. in 2 Bdn., 1892‒93), Bd. 5: «Finanzwissenschaft», Teil 1 (1877; 3. Aufl. 1883), Bd. 6: «Finanzwissenschaft», Teil 2 (1880; 2. Aufl. 1890), Bd. 7: «Finanzwissenschaft», Teil 3 (1889; Ergänzungsheft 1896). In diesem seinem Hauptwerke verfolgt W., wie schon früher in kleinern Schriften (zuerst in dem Vortrag «Über die sociale Frage», Berl. 1872), eine Richtung, die er als «socialrechtliche» bezeichnet und in der er eine kritische und positive Auseinandersetzung mit dem neuern wissenschaftlichen Socialismus (besonders Rodbertus und Marx) erstrebt. Er zeigt sich dabei besonders den «staatssocialistischen» Plänen günstig, so namentlich der Verstaatlichung der Eisenbahnen, für die er schon 1873 auf der Eisenacher Versammlung des Vereins für Socialpolitik (der «Kathedersocialisten») eingetreten war, sowie (in einer in der Tübinger «Zeitschrift» 1881 erschienenen Abhandlung) der Verstaatlichung des Versicherungswesens. Am schärfsten hat er seinen Standpunkt in einer polemischen Erörterung gegen L. von Stein in dem Aufsatz «Finanzwissenschaft und Staatssocialismus» (in der Tübinger «Zeitschrift» 1887) dargelegt; auch die Broschüre: «Mein Konflikt mit dem Freiherrn von Stumm-Halberg» (Berl. 1895) sowie die programmatische Rede beim Antritt seines Rektorats 1895 sind Beiträge zur Erkenntnis seiner Stellung.

Im allgemeinen steht W. in seinen Grundanschauungen mit den neuern Vertretern der histor.