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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wagner

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Wagner (Herm.) - Wagner (Otto)

Wagner, Herm., Geograph und Statistiker, Sohn des Physiologen Rudolf W. und Bruder des Nationalökonomen Adolf W., geb. 23. Juni 1840 zu Erlangen, studierte in Erlangen und Göttingen Mathematik und Naturwissenschaften. Seit 1864 am Gymnasium zu Gotha beschäftigt, nahm er Anteil an den Arbeiten des Geographischen Instituts von Justus Perthes; insbesondere übernahm er 1868‒76 die Redaktion des statist. Jahrbuchs im «Gothaer Almanach» und begründete 1872 mit E. Behm eine kritische Übersicht über areal- und bevölkerungsstatist. Daten u. d. T.: «Die Bevölkerung der Erde» (Ⅰ-Ⅸ, Ergänzungshefte zu «Petermanns Mitteilungen»). W. wurde 1876 Professor der Geographie in Königsberg und 1880 in Göttingen. W.s «Wandkarte von Deutschland» (1879) erschien 1892 in 5. Auflage; seit 1879 redigiert er das «Geographische Jahrbuch» (Gotha), worin er über die Entwicklung der Methodik der Geographie berichtet, und gab Guthes «Lehrbuch der Geographie» (5. Aufl., 2 Bde., Hannov. 1882‒83) in neuer Bearbeitung heraus; daraus ging ein eigenes «Lehrbuch der Geographie» (2 Bde., ebd. 1894‒95) hervor. Als Ersatz der Sydowschen Atlanten erschien sein «Methodischer Schulatlas» (7. Aufl., Gotha 1896).

Wagner, Johanna, Sängerin und Schauspielerin, Nichte Richard W.s, geb. 13. Okt. 1828 bei Hannover als Tochter des Regisseurs Albert W. (geb. 1799, gest. 1874), trat schon 1833 in Würzburg auf und wurde nach einem Engagement am Hoftheater zu Bernburg 1844 als Sängerin an der Hofbühne zu Dresden angestellt, wo die Schröder-Devrient eingreifenden Einfluß auf ihre Entwicklung ausübte. 1846 ging sie nach Paris, um bei Garcia Gesangsunterricht zu nehmen, wurde 1849 Mitglied des Hamburger Theaters, 1850 des Hoftheaters in Berlin, wo sie 1853 zur Kammersängerin ernannt wurde. Neben den Opern Glucks und Richard W.s waren es hauptsächlich die Meyerbeers, in denen sie Ausgezeichnetes leistete. Nach ihrer Verheiratung mit dem preuß. Landrat Jachmann (1859) verließ sie 1862 die Opernbühne, wurde Mitglied des königl. Schauspielhauses und 1872 pensioniert. Sie starb 16. Okt. 1894 in Würzburg.

Wagner, Joh. Martin von, Bildbauer, geb. 24. Juni 1777 in Würzburg als Sohn des dortigen Hofbildbauers Johann Peter Alexander W. (geb. 1730, gest. 1809 zu Würzburg), gewann 1802 an der Wiener Akademie den ersten Preis im histor. Zeichnen und 1804 für die Komposition Odysseus den Polyphem berauschend, den ersten Preis der Weimarer Kunstfreunde. Nach einem kurzen Aufenthalt in Paris lebte er von 1804 an in Rom. In diese Zeit fallen seine Gemälde: Rat der griech. Helden vor Troja (Depot der Neuen Pinakothek in München) und Orpheus in der Unterwelt; auch setzte er seine plastischen Studien fort. 1810 von dem Kronprinzen Ludwig von Bayern mit dem Ankauf von Antiken beauftragt, erwarb er 1812 die berühmten äginetischen Skulpturen für München. (Vgl. L. Urlichs, Die Glyptothek Ludwigs Ⅰ. nach ihrer Geschichte und ihrem Bestande, Münch. 1867.) Der Entwurf eines Frieses nach Schillers «Eleusinischem Feste» bewog 1821 den Kronprinzen Ludwig, bei W. den Kentauren- und Lapithenkampf als Relief für die Münchener Reitschule komponieren zu lassen. Es folgte 1822 die Bestellung des 92 m langen Frieses für das Innere der Walhalla (enthaltend Motive aus der deutschen Vorgeschichte), welcher erst 1839 vollständig aufgesetzt war. Später entstanden plastische Entwürfe zur Ausschmückung des Siegesthors in München, darunter die 5 m hohe Bavaria auf einer mit vier Löwen bespannten Quadriga; ferner für das Giebelfeld der Glyptothek eine Marmorgruppe: Minerva als Beschützerin der plastischen Künste (von Schwanthaler ausgeführt). W. starb 8. Aug. 1858 in Rom. – Vgl. Urlichs, Jobann Martin von W. (Würzb. 1866).

Wagner, Jos., Schauspieler, geb. 15. März 1818 zu Wien, war anfangs Schriftsetzer, wandte sich jedoch 1835 dem Theater zu und erhielt ein Engagement an den damals vereinigten Theatern in der Josephstadt und zu Baden. Nach anderthalb Jahren begab sich W. nach Prag, von da nach Preßburg und Pest. Marr zog ihn an das Stadttheater nach Leipzig, wo er seit April 1845 wirkte und seinen Ruf begründete. Nach erfolgreichen Gastspielen in Hamburg, Weimar, Wien (Hofburg) und Berlin (Hoftheater) folgte W. 1848 einem Rufe an letztere Bühne, heiratete 1849 Bertha Unzelmann (s. d.) und ging 1850 nach Wien ans Burgtheater. Er starb 5. Juni 1870 zu Wien. W. war einer der vorzüglichsten Heldenliebhaber; moderne Rollen gelangen ihm weniger.

Wagner, Moritz, Reisender, Geograph und Naturforscher, Bruder des Physiologen Rudolf W., geb. 3. Okt. 1813 zu Bayreuth, besuchte 1833‒36 die Universitäten Erlangen und München. Er bereiste 1836‒38 Algerien, 1842‒45 die Küstenländer des Schwarzen Meers, den Kaukasus, Armenien, Kurdistan und Persien, ferner 1852‒55 zusammen mit Scherzer den größten Teil von Nord- und Centralamerika sowie Westindien. Von 1857 bis 1860 endlich durchforschte W. die amerik. Anden von Panama bis Ecuador. Er wurde darauf Honorarprofessor für Geographie und Ethnologie an der Universität München und beschäftigte sich hauptsächlich mit Tiergeographie und Studien im Sinne der Darwinschen Theorie. Er starb 31. Mai 1887 zu München durch Selbstmord. Von ihm sind außer zahlreichen kleinern Arbeiten in «Petermanns Mitteilungen», der Berliner «Zeitschrift für allgemeine Erdkunde» und den Schriften der königl. Bayrischen Akademie zu München namentlich folgende Werke hervorzuheben: «Reisen in der Regentschaft Algier in den J. 1836, 1837 und 1838» (3 Bde., Lpz. 1841), «Der Kaukasus und das Land der Kosaken» (2 Bde., ebd. 1847), «Reise nach Kolchis» (ebd. 1850), «Reise nach dem Ararat und dem Hochlande Armeniens» (Stuttg. 1848), «Reise nach Persien und dem Lande der Kurden» (2 Bde., Lpz. 1851), «Die Republik Costa-Rica» (ebd. 1856), «Naturwissenschaftliche Reisen im tropischen Amerika» (Stuttg. 1870). Seitdem beschäftigte sich W. fast ausschließlich mit Beiträgen zur Darwinschen Entwicklungslehre. Er publizierte «Die Darwinsche Theorie und das Migrationsgesetz der Organismen» (Lpz. 1868), «Über den Einfluß der geogr. Isolierung und Kolonienbildung auf die morpholog. Veränderungen der Organismen» (Münch. 1871). – Vgl. K. von Scherzer, Moritz W., ein deutsches Forscherleben (in der Beilage zur «Allgemeinen Zeitung», 1888, Nr. 6‒8).

Wagner, Otto, Architekt, geb. 13. Juli 1841 in Wien, besuchte das Polytechnikum und die Akademie daselbst und die Berliner Bauakademie. Bei der Konkurrenz für den Wiener Generalregulierungsplan (18514) erhielt er den ersten Preis. Von der Wiener Künstlergenossenschaft wurde er einstimmig als