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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wagner

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Wagner (Paul) - Wagner (Richard)

Beirat in die Verkehrskommission gesandt und mit der ästhetischen Durchbildung der Verkehrsanlagen (Stadtbahn u. s. w.) betraut. Auch die Donauregulierungskommission hat ihn als künstlerischen Beirat berufen. Seine hervorragendsten Bauten sind, neben einer großen Zahl von Privatbauten, die neue Synagoge in Budapest (1872), der Palast der Länderbank, die in Ausführung begriffenen Hochbauten der Verkehrsanlagen und die künstlerische Durchbildung des Nadelwehrs in Nußdorf. W. ist k. k. Oberbaurat, seit 1894 Professor an der k. k. Akademie der bildenden Künste, Mitglied der Kunstkommission des k. k. Unterrichtsministeriums, Ehrenmitglied des Royal Institute of British Architects. Von ihm erschienen: «Einige Skizzen, Projekte und ausgeführte Bauten» (Bd. 1‒2, Tl. 1, Wien 1891‒96), «Moderne Architektur» (ebd. 1896).

Wagner, Paul, Agrikulturchemiker, geb. 7. März 1843 zu Liebenau in Hannover, studierte in Erlangen Pharmacie und widmete sich dann der Agrikulturchemie, wurde Unterrichtsassistent am Agrikulturchemischen Laboratorium in Göttingen, 1872 Vorstand der landwirtschaftlichen Versuchsstation in Darmstadt und 1881 Professor daselbst. W.s Hauptthätigteit ist auf die weitere Ausbildung der Düngerlehre gerichtet. Er schrieb: «Lehrbuch der Düngerfabrikation und Anleitung zur chem. Untersuchung der Handelsdünger» (Braunschw. 1877), «Einige praktisch wichtige Düngungsfragen» (7.Aufl., Berl. 1887), «Die Thomasschlacke» (Darmst. 1887), «Die Steigerung der Bodenerträge durch rationelle Stickstoffdüngung» (2. Aufl., ebd. 1888), «Der Düngewert und die rationelle Verwendung der Thomasschlacke» (ebd. 1888), «Zur Kali-Phosphat-Düngung nach Schultz-Lupitz» (2. Aufl., ebd. 1889), «Anleitung zu einer rationellen Düngung mit Phosphorsäure» (ebd. 1889), «Die Stickstoffdüngung der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen» (Berl. 1892), «Düngungsfragen, unter Berücksichtigung neuer Forschungsergebnisse besprochen» (Heft 1, 3. Aufl., ebd. 1896; Heft 2, ebd. 1896; Heft 3, 2. Aufl., ebd. 1896).

Wagner, Richard, Komponist und Dichter, geb. 22. Mai 1813 in Leipzig als Sohn eines Polizeiaktuars, verlebte nach dem frühen Tode des Vaters seine Jugendzeit in Dresden und studierte dann in Leipzig Philosophie, beim Thomaskantor Weinlig Kontrapunkt. In dieser Zeit entstanden seine ersten Kompositionen: eine Klaviersonate (op. 1, B-dur, in vier Sätzen), eine Polonaise (D-dur), eine (nicht gedruckte) Phantasie für Klavier (Fis-moll), ein Streichquartett, vier Ouverturen (B-moll, D-moll, C-dur mit Schlußfuge, «Polonia») und die C-dur-Sinfonie (zuerst aufgeführt 1832 in Prag, dann in der Leipziger «Euterpe», 1833 im Gewandhaus). 1833 wurde W. Chordirektor am Theater in Würzburg, wo sein Bruder Albert, der Vater der Johanna Wagner (s. d.), Schauspieler und Sänger war, 1834 Musikdirektor am Stadttheater in Magdeburg. Im Nov. 1836 verheiratete er sich in Königsberg, wo er kurze Zeit als Musikdirektor am Stadttheater wirkte, mit der Schauspielerin Minna Planer (gest. 25. Jan. 1866 in Dresden). 1837‒39 war er Kapellmeister am Theater in Riga. 1839 ging er über London nach Paris, wo er drei Jahre (bis 1842) in der größten materiellen Not verlebte, Arrangements und Klavierauszüge bearbeitete und für mehrere Zeitungen schrieb. 1842 wurde W. Kapellmeister an der Hofoper zu Dresden, hatte hier zuerst große Erfolge mit «Rienzi» (1842), dem «Fliegenden Holländer» (1843) und «Tannhäuser» (1845), schrieb «Das Liebesmahl der Apostel» (biblische Scene für Männerstimmen und großes Orchester), bearbeitete Glucks «Iphigenie in Aulis» und führte 1846 Beethovens Neunte Sinfonie auf. Nachdem er sich am Maiaufstand von 1849 beteiligt hatte, mußte W. aus Dresden flüchten, verweilte kurze Zeit in Weimar bei Liszt, dann in Paris und wohnte mehrere Jahre in Zürich. 1855 dirigierte er die Konzerte der Philharmonischen Gesellschaft in London, besuchte 1858 Norditalien, 1860 Paris, wo 1861 der auf Befehl des Kaisers gegebene «Tannhäuser» ausgezischt wurde, und Brüssel. 1860 amnestiert, kehrte er 1861 nach Deutschland zurück, lebte in Wien, Karlsruhe und andern Orten, im Sommer 1862 in Biebrich a. Rh., 1863‒64 in Penzing bei Wien.

Im J. 1864 trat W. in nähere Beziehungen zu König Ludwig Ⅱ. von Bayern und hielt sich ein Jahr lang in München auf. Wie früher Dresden, dann Weimar, so wurde jetzt München, wohin einer seiner fähigsten Anhänger, Hans von Bülow, zur Leitung des nach W.s Vorschlägen reorganisierten Konservatoriums und als Hoftheaterkapellmeister berufen wurde, der Mittelpunkt für die Aufführung seiner Werke. Seinen Wohnort hatte W. seit 1865 in Triebschen bei Luzern, bis er 1872 nach Bayreuth übersiedelte. Hier war der Ort, an dem er für das ihm vorschwebende Kunstideal in der Wirklichkeit einen sichern Boden zu gewinnen trachtete. Obwohl W. vielfach und heftig angefeindet wurde, namentlich von den Fachmusikern, so lenkte doch jetzt der glücklich beendete Deutsch-Französische Krieg von 1870 und 1871 die gehobene patriotische Stimmung ganz besonders auf ihn, weil man in seiner Behandlung alter deutscher Sagen eine neue specifisch deutsche Kunst erblickte. Für die Herstellung eines Bühnenfestspielhauses zur Vorführung ausschließlich deutscher Werke, zunächst von W.s «Ring des Nibelungen», bildeten sich in verschiedenen Städten Wagner-Vereine. Bayreuth, in Deutschlands Mitte liegend, wurde als der passendste Ort erwählt und im Mai 1872 die Grundsteinlegung des Theaters mit einer Festaufführung von Beethovens Neunter Sinfonie (vgl. H. Porges, Die Aufführung von Beethovens Neunter Sinfonie unter Richard W. in Bayreuth, Lpz. 1872) gefeiert. Die ersten Bayreuther Festspiele fanden im Aug. 1876 in Anwesenheit Kaiser Wilhelms Ⅰ., König Ludwigs Ⅱ. u. a. statt und brachten den «Ring des Nibelungen»; später sind auch die meisten andern Musikdramen W.s, im Festspielhause aufgeführt worden. W.s letztes Werk, das Bühnenweihfestspiel «Parsifal», soll auf W.s ausdrücklichen Wunsch nur in Bayreuth aufgeführt werden. – Vgl. J. E. Kloß, Zwanzig Jahre «Bayreuth» (Berl. 1896); Felix Weingartner, Bayreuth 1876‒96 (ebd. 1897); Ferd. Pfohl, Die Nibelungen in Bayreuth (Dresd. und Lpz. 1897).

Die Vorbereitungen für die Wiederholungen des «Parsifal» hatte W. noch geleitet; im Winter 1882‒83 nahm er seinen Aufenthalt in Italien. Ein plötzlich eingetretener Herzschlag endigte sein Leben 13. Febr. 1883 in Venedig; seine Leiche wurde feierlich nach Bayreuth überführt und 18. Febr. in dem von ihm selbst errichteten Erbbegräbnis im Garten seiner Villa Wahnfried beigesetzt.

In zweiter Ehe hatte sich W. vermählt mit Cosima, einer Tochter Liszts und der Gräfin d’Agoult (s. d.). In erster Ehe (1857‒69) war Cosima mit Hans von Bülow verheiratet gewesen; aus