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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wakutu; Wakwere; Wal; Wala; Walaam; Walachei

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Wakutu - Walachei

gegen einen unbedeutenden Jahreszins als Erblehn weiter zu besitzen. Der Wunsch, das liegende Eigentum vor Konfiskation zu schützen und überhaupt es der Familie zu bewahren, veranlaßte diese Fiktion, deren überaus häufige Anwendung dem Wakufgebiet allmählich eine ungeheure Ausdehnung gab. Die letztere Art des W. erinnert wegen der erbrechtlichen Übertragbarkeit des Besitzes und des für letztere zu entrichtenden Kanons an die Emphyteuse (s. d.). Die Angelegenheiten der Stiftungsgüter unterstehen im türk. Reich seit Sultan Mahmud (1835), der in die Verwaltung der W. manche Reformen einführte, durch welche frühere Mißbräuche abgestellt wurden, einem besondern Ministerium, welches den Namen Ewkâf Nazâreti führt. Betreffs ihrer Verwaltung durch einen aus der Zahl der Berechtigten von der Behörde zu bestimmenden Vorsteher, den Mutewellì, sowie aller an dem Bestand des W. vorzunehmenden persönlichen und dinglichen Veränderungen (Vererbung, Veräußerung u. s. w.) bestehen gesetzliche Vorschriften, die den Wert dieser Grundstücke gegenüber dem Mülk, dem freien Eigentum, sehr herabdrücken und auf der Entwicklung von Handel und Verkehr schwer lasten. Die Absicht, an die Säkularisation des W. und an dessen Einverleibung in das öffentliche Staatseigentum zu schreiten, hat Sultan Mahmud auszuführen nicht den Mut gefunden. Wohl aber hat der ägypt. Statthalter Mehemed Ali damit den Anfang gemacht, indem er einen großen Teil der Wakufgüter für den Staat einzog und für die Erhaltung der mit denselben dotierten Anstalten auf dem Wege der staatlichen Administration sorgte.

Wakutu, afrik. Volk, s. Khutu.

Wakwere, afrik. Volk, s. Ukwere.

Wal (oder Walu; angelsächs. väl; altnord. valr) bezeichnet im Germanischen die im Kampfe Gefallenen, dann auch Schlachtfeld, Kampfplatz. Die eigentliche Bedeutung ist wohl Umsturz, Umsturzstätte. Selten kommt das Wort W. allein vor, häufig in Zusammensetzungen, wie Walstatt, Walkyre, Walhalla, Walpurga u. a.

Wal, s. Waltiere.

Wala, s. Völuspa.

Walaam, finn. Valamo, eine felsige und durch Naturschönheiten ausgezeichnete Insel im nordwestl. Teil des Ladogasees, umgeben von zahllosen kleinen Inseln. Die Inselgruppe wird dem Kreis Serdobol des finn. Läns Wiborg zugezählt. Auf der Insel befindet sich ein im 13. Jahrh. begründetes und von Wallfahrern viel besuchtes Kloster.

Walachei, das südwestlichste der zum Königreich Rumänien (s. d.) vereinigten Länder Moldau, W. und Dobrudscha, wird begrenzt im N. durch die Karpaten gegen Siebenbürgen und durch die Flüsse Milcov und Sereth gegen die Moldau, im O., S. und W. durch die Donau gegen die Dobrudscha, Bulgarien und Serbien, umfaßt 77300 qkm und zählt etwa 3,9 Mill. E. (S. die Karte: Rumänien, Bulgarien und Serbien.) Den Teil westlich von der Aluta nennt man die Kleine W., mit der Hauptstadt Crajova.

Im Altertum gehörte das Land zu Dacien (s. d.), wurde von den Römern kolonisiert, diente im Mittelalter durchziehenden german., slaw. und türk.-finn. Völkern zum Aufenthalt, bis nach dem Verfall der Kumanenherrschaft im 13. Jahrh. neben dem ungar. Banat von Severin (Szöreny, jetzt Turn-Severin), das 1233‒1526 wenn auch mit Unterbrechungen bestand, hier kleine rumän., durch Auswanderung aus den Siebenbürger Karpaten verstärkte Fürstentümer erscheinen. Seit dem Anfang des 14. Jahrh. heißt das Land, das sich meist unter ungar. Hoheit befand, die W., Ungrovlachia bei den Griechen und Südslawen, lat. Transalpinia oder Vlachia, türk. Kara-Iflak. Es stand unter erblichen Wojwoden und besaß einen einheimischen Adel (s. Bojar). Hauptstädte waren Tirgowischt, später Bukarest. Seit 1359 war die Kirche von dem Konstantinopler Patriarchat organisiert; die Kirchen- und Urkundensprache blieb bis zum 16. Jahrh. slawisch (kirchenslawisch). Für fremde Heere war der Kampf in den Wäldern und Sümpfen des Landes gegen die einheimischen Bogenschützen und Reiter sehr gefährlich, wie denn eine große Niederlage des ungar. Königs Karl Robert gegen den Wojwoden Basarab 1330 das erste große Ereignis der Landesgeschichte bildet. Der Wojwode Vladislav (um 1369) erlangte von Ungarn auch den Besitz der kleinen Herzogtümer von Amlas und Fogaras in Siebenbürgen. Dessen Neffe Mircea (1386‒1418) gewann noch während des Bestehens des Bulgarischen Reichs Silistria und die Dobrudscha und verteidigte sich energisch gegen die Osmanen, schloß aber doch mit dem Sultan Bajazet Ⅰ. 1391 eine Kapitulation ab, worin er sich gegen Gewährleistung der Selbständigkeit seines Fürstentums zur Zahlung eines Tributs verpflichtete. Trotzdem nahm er schon 1396 an der Schlacht bei Nikopolis im christl. Heere teil. Im 15. Jahrh. bemühten sich König Sigismund, Johann Hunyady und König Matthias Corvinus vergeblich, das Land unter ungar. Einfluß zu halten. Die W. kam vielmehr unter dem Fürsten Vlad Tzepesch durch eine neue Kapitulation, die er 1460 mit Mohammed Ⅱ. schloß, unter die Oberhoheit der Türken, die bis 1829 drei Festungen im Lande besaßen, Braila, Giurgiu und Turnu-Magurel, und außer einem Tribut von 26000 Dukaten auch große unentgeltliche Naturallieferungen für Konstantinopel bezogen. Die Wojwoden waren den einheimischen Adelsfamilien der Bassaraba, Brankovan, Ghika, den griech. Kantakuzenos u. a. entnommen, durften ein kleines Heer halten und mußten bei türk. Feldzügen ein Kontingent Reiterei stellen. Die höchsten Ämter waren die des Groß-Spatar (Landesfeldherr), des Groß-Logothet (Kanzler), des Groß-Vistiar (Finanzminister) und des Groß-Wornik (oberster Richter). Michael der Tapfere (1593‒1601) vereinigte für kurze Zeit die W., Moldau und Siebenbürgen. Die kleine W. war 1718‒37 im Besitz Österreichs. Die weitern Schicksale der W. fallen fast völlig mit denen der Moldau (s. d.) zusammen; beide Fürstentümer wurden 1716‒1821 von Fanarioten (s. d.) beherrscht und wurden während der russ.-türk. Kriege wiederholt von den Russen besetzt. Gleichzeitig mit dem Aufstand der griech. Hetärie (s. d.) in den Donaufürstentümern 1821 stellte sich der Oberstlieutenant Theodor Wladimiresco an die Spitze einer nationalen Bewegung gegen die Griechen und Türken und gegen die drückende Adelsherrschaft, wurde aber im Lager der Hetäristen ermordet, worauf die türk. Truppen Alex. Hypsilantis schlugen, was der Herrschaft griech. Familien ein Ende machte. Der Friede von Adrianopel stellte 1829 die Fürstentümer unter russ. und türk. Protektorat, setzte die Lebenslänglichkeit der von den Landtagen gewählten Fürsten fest und entfernte die türk. Garnisonen aus den drei Donaufestungen, worauf der russ. Generallieutenant Graf Kisselew die Verwaltung reorganisierte und die

Im Altertum gehörte das Land zu Dacien (s. d.), wurde von den Römern kolonisiert, diente im Mittelalter durchziehenden german., slaw. und türk.-finn. Völkern zum Aufenthalt, bis nach dem Verfall der Kumanenherrschaft im 13. Jahrh. neben dem ungar. Banat von Severin (Szöreny, jetzt Turn-Severin), das 1233‒1526 wenn auch mit Unterbrechungen bestand, hier kleine rumän., durch Auswanderung aus den Siebenbürger Karpaten verstärkte Fürstentümer erscheinen. Seit dem Anfang des 14. Jahrh. heißt das Land, das sich meist unter ungar. Hoheit befand, die W., Ungrovlachia bei den Griechen und Südslawen, lat. Transalpinia oder Vlachia, türk. Kara-Iflak. Es stand unter erblichen Wojwoden und besaß einen einheimischen Adel (s. Bojar). Hauptstädte waren Tirgowischt, später Bukarest. Seit 1359 war die Kirche von dem Konstantinopler Patriarchat organisiert; die Kirchen- und Urkundensprache blieb bis zum 16. Jahrh. slawisch (kirchenslawisch). Für fremde Heere war der Kampf in den Wäldern und Sümpfen des Landes gegen die einheimischen Bogenschützen und Reiter sehr gefährlich, wie denn eine große Niederlage des ungar. Königs Karl Robert gegen den Wojwoden Basarab 1330 das erste große Ereignis der Landesgeschichte bildet. Der Wojwode Vladislav (um 1369) erlangte von Ungarn auch den Besitz der kleinen Herzogtümer von Amlas und Fogaras in Siebenbürgen. Dessen Neffe Mircea (1386‒1418) gewann noch während des Bestehens des Bulgarischen Reichs Silistria und die Dobrudscha und verteidigte sich energisch gegen die Osmanen, schloß aber doch mit dem Sultan Bajazet Ⅰ. 1391 eine Kapitulation ab, worin er sich gegen Gewährleistung der Selbständigkeit seines Fürstentums zur Zahlung eines Tributs verpflichtete. Trotzdem nahm er schon 1396 an der Schlacht bei Nikopolis im christl. Heere teil. Im 15. Jahrh. bemühten sich König Sigismund, Johann Hunyady und König Matthias Corvinus vergeblich, das Land unter ungar. Einfluß zu halten. Die W. kam vielmehr unter dem Fürsten Vlad Tzepesch durch eine neue Kapitulation, die er 1460 mit Mohammed Ⅱ. schloß, unter die Oberhoheit der Türken, die bis 1829 drei Festungen im Lande besaßen, Braila, Giurgiu und Turnu-Magurel, und außer einem Tribut von 26000 Dukaten auch große unentgeltliche Naturallieferungen für Konstantinopel bezogen. Die Wojwoden waren den einheimischen Adelsfamilien der Bassaraba, Brankovan, Ghika, den griech. Kantakuzenos u. a. entnommen, durften ein kleines Heer halten und mußten bei türk. Feldzügen ein Kontingent Reiterei stellen. Die höchsten Ämter waren die des Groß-Spatar (Landesfeldherr), des Groß-Logothet (Kanzler), des Groß-Vistiar (Finanzminister) und des Groß-Wornik (oberster Richter). Michael der Tapfere (1593‒1601) vereinigte für kurze Zeit die W., Moldau und Siebenbürgen. Die kleine W. war 1718‒37 im Besitz Österreichs. Die weitern Schicksale der W. fallen fast völlig mit denen der Moldau (s. d.) zusammen; beide Fürstentümer wurden 1716‒1821 von Fanarioten (s. d.) beherrscht und wurden während der russ.-türk. Kriege wiederholt von den Russen besetzt. Gleichzeitig mit dem Aufstand der griech. Hetärie (s. d.) in den Donaufürstentümern 1821 stellte sich der Oberstlieutenant Theodor Wladimiresco an die Spitze einer nationalen Bewegung gegen die Griechen und Türken und gegen die drückende Adelsherrschaft, wurde aber im Lager der Hetäristen ermordet, worauf die türk. Truppen Alex. Hypsilantis schlugen, was der Herrschaft griech. Familien ein Ende machte. Der Friede von Adrianopel stellte 1829 die Fürstentümer unter russ. und türk. Protektorat, setzte die Lebenslänglichkeit der von den Landtagen gewählten Fürsten fest und entfernte die türk. Garnisonen aus den drei Donaufestungen, worauf der russ. Generallieutenant Graf Kisselew die Verwaltung reorganisierte und die

Im Altertum gehörte das Land zu Dacien (s. d.), wurde von den Römern kolonisiert, diente im Mittelalter durchziehenden german., slaw. und türk.-finn. Völkern zum Aufenthalt, bis nach dem Verfall der Kumanenherrschaft im 13. Jahrh. neben dem ungar. Banat von Severin (Szöreny, jetzt Turn-Severin), das 1233‒1526 wenn auch mit Unterbrechungen bestand, hier kleine rumän., durch Auswanderung aus den Siebenbürger Karpaten verstärkte Fürstentümer erscheinen. Seit dem Anfang des 14. Jahrh. heißt das Land, das sich meist unter ungar. Hoheit befand, die W., Ungrovlachia bei den Griechen und Südslawen, lat. Transalpinia oder Vlachia, türk. Kara-Iflak. Es stand unter erblichen Wojwoden und besaß einen einheimischen Adel (s. Bojar). Hauptstädte waren Tirgowischt, später Bukarest. Seit 1359 war die Kirche von dem Konstantinopler Patriarchat organisiert; die Kirchen- und Urkundensprache blieb bis zum 16. Jahrh. slawisch (kirchenslawisch). Für fremde Heere war der Kampf in den Wäldern und Sümpfen des Landes gegen die einheimischen Bogenschützen und Reiter sehr gefährlich, wie denn eine große Niederlage des ungar. Königs Karl Robert gegen den Wojwoden Basarab 1330 das erste große Ereignis der Landesgeschichte bildet. Der Wojwode Vladislav (um 1369) erlangte von Ungarn auch den Besitz der kleinen Herzogtümer von Amlas und Fogaras in Siebenbürgen. Dessen Neffe Mircea (1386‒1418) gewann noch während des Bestehens des Bulgarischen Reichs Silistria und die Dobrudscha und verteidigte sich energisch gegen die Osmanen, schloß aber doch mit dem Sultan Bajazet Ⅰ. 1391 eine Kapitulation ab, worin er sich gegen Gewährleistung der Selbständigkeit seines Fürstentums zur Zahlung eines Tributs verpflichtete. Trotzdem nahm er schon 1396 an der Schlacht bei Nikopolis im christl. Heere teil. Im 15. Jahrh. bemühten sich König Sigismund, Johann Hunyady und König Matthias Corvinus vergeblich, das Land unter ungar. Einfluß zu halten. Die W. kam vielmehr unter dem Fürsten Vlad Tzepesch durch eine neue Kapitulation, die er 1460 mit Mohammed Ⅱ. schloß, unter die Oberhoheit der Türken, die bis 1829 drei Festungen im Lande besaßen, Braila, Giurgiu und Turnu-Magurel, und außer einem Tribut von 26000 Dukaten auch große unentgeltliche Naturallieferungen für Konstantinopel bezogen. Die Wojwoden waren den einheimischen Adelsfamilien der Bassaraba, Brankovan, Ghika, den griech. Kantakuzenos u. a. entnommen, durften ein kleines Heer halten und mußten bei türk. Feldzügen ein Kontingent Reiterei stellen. Die höchsten Ämter waren die des Groß-Spatar (Landesfeldherr), des Groß-Logothet (Kanzler), des Groß-Vistiar (Finanzminister) und des Groß-Wornik (oberster Richter). Michael der Tapfere (1593‒1601) vereinigte für kurze Zeit die W., Moldau und Siebenbürgen. Die kleine W. war 1718‒37 im Besitz Österreichs. Die weitern Schicksale der W. fallen fast völlig mit denen der Moldau (s. d.) zusammen; beide Fürstentümer wurden 1716‒1821 von Fanarioten (s. d.) beherrscht und wurden während der russ.-türk. Kriege wiederholt von den Russen besetzt. Gleichzeitig mit dem Aufstand der griech. Hetärie (s. d.) in den Donaufürstentümern 1821 stellte sich der Oberstlieutenant Theodor Wladimiresco an die Spitze einer nationalen Bewegung gegen die Griechen und Türken und gegen die drückende Adelsherrschaft, wurde aber im Lager der Hetäristen ermordet, worauf die türk. Truppen Alex. Hypsilantis schlugen, was der Herrschaft griech. Familien ein Ende machte. Der Friede von Adrianopel stellte 1829 die Fürstentümer unter russ. und türk. Protektorat, setzte die Lebenslänglichkeit der von den Landtagen gewählten Fürsten fest und entfernte die türk. Garnisonen aus den drei Donaufestungen, worauf der russ. Generallieutenant Graf Kisselew die Verwaltung reorganisierte und die