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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Walachen - Walckenaer

Diwane (Senate) der Moldau und W. ein gemeinsames Gesetzbuch («Organisches Statut») ausarbeiteten. Da dies keine tiefgreifenden Reformen enthielt und nur die Adelsherrschaft mit der Leibeigenschaft bestätigte, andererseits aber die nationale rumän. Bewegung in der Litteratur und Journalistik sowie der steigende Wohlstand und Handel neue Ideen in das Land brachten, stießen die Fürsten Alexander Ghika (1834‒42) und Georg Bibesco (1843‒48) bald auf Widerstand. Die revolutionäre Bewegung von 1848, die ganz Europa ergriff, brachte auch in der W. eine mächtige Wirkung hervor. Im Juni mußte Bibesco fliehen. Heliade, Golescu und Tell bildeten eine provisorische Regierung; neben ihnen waren Bratianu, C. Rosetti u. a. von Einfluß. Aber russ. und türk. Truppen unterdrückten die Bewegung. Durch den Vertrag von Balta-Limani wurde 1849 die Landesverfassung auf sieben Jahre suspendiert und für eben diese Zeit Fürst Stirbei (s. Bibesco), der Bruder Georg Bibescos, zum Fürsten ernannt. Stirbei zeichnete sich durch eine tüchtige Verwaltung aus; aber die hergestellte Ordnung, namentlich der Finanzen, ward wieder gestört durch den Ausbruch des Orientkrieges (s. d.). Auf eine neue russ. Occupation 1853‒54 folgte eine österreichische 1854‒57 unter General Graf Coronini sowie teilweise eine türk. Besetzung. Nach dem Rücktritt Stirbeis (Juli 1856) erfolgte die Ernennung des frühern Fürsten Alexander Ghika zum provisorischen Statthalter (Kaimakam), und nach ihm kam eine provisorische Regierung von drei Mitgliedern, mit der Aufgabe, der Pariser Konvention vom 19. Aug. 1858 gemäß das neue Wahlgesetz einzuführen und die neue Fürstenwahl zu leiten. Da die gebildeten Klassen, besonders die Jugend, begeistert waren für eine Union der Fürstentümer, wurde binnen einer Woche durch gleichzeitige Wahl der Diwans ad hoc der moldauische Oberst Alexander Johann Cusa (s. d.) 1859 Herrscher der nunmehr thatsächlich vereinigten Fürstentümer Moldau und W. Über die weitere Geschichte s. Rumänien.

Vgl. Maiorescu, Moldau und W., in Rotteck und Welckers «Staatslexikon» (Bd. 10, 3. Aufl., Lpz. 1864); Neigebaur, Die Donaufürstentümer (3 Hefte, Bresl. 1854‒56); Kremnitz, Rumän. Skizzen (Bukarest 1877); Bergner, Rumänien (Bresl. 1887); für die Vorgeschichte namentlich Engels Geschichte der Moldau und W. (2 Bde., Halle 1804); Rösler, Romänische Studien (Lpz. 1871); Jung, Römer und Romanen (Innsbr. 1877).

Walachen, Volksstamm, s. Rumänen.

Walachisch-Klobouk, Stadt, s. Klobouk (Bd. 17).

Walachisch-Meseritsch. 1) Bezirkshauptmannschaft in Mähren, hat 989,04 qkm und (1890) 79315 (37924 männl., 41391 weibl.) E. in 72 Gemeinden und Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Rožnau, W. und Wsetin. – 2) W., czech. Valašské Mezeřiči, Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts (212,92 qkm, 23067 E.), am Zusammenfluß der Obern und Untern Betschwa, an den Linien Kojetein-Bielitz und Weißkirchen-Wsetin der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn, hat (1890) 3482 czech. E., große Pfarrkirche, Rathaus, großes Schloß, czech. Staats-Obergymnasium, Konvikt für kath. und Alumneum für evang. Studierende, czech. Bürgerschule für Mädchen, Institut der Barmherzigen Schwestern, Fachschule für Holzindustrie, Korbflechtschule, Strafanstalt für Frauen; Woll- und Leinenweberei und Ackerbau.

Walachisch-Orawitza, Dorf bei Deutsch-Orawitza (s. d,).

Walachisch-Szászka, Dorf bei Deutsch-Szászka (s. d.)

Walafried, Strabo oder Strabus genannt, d. h. der Schielende, geb. um 807, seit 842 Abt des Klosters Reichenau, machte sich um die dortige Schule sehr verdient und starb 849. Am bekanntesten ist er durch seine «Glossa ordinaria», die durch das ganze Mittelalter als gewichtige Autorität benutzte kurze Erklärung der Bibel; außerdem verfaßte er zahlreiche lat. Gedichte, meistens auf Heilige und Kirchenfeste.

Walam Olum, s. Bilderschrift.

Walan, eine der Karolinen (s. d.).

Walberan, Dichtung, s. Laurin.

Walch, Jakob, venet. Maler, s. Barbari.

Walch, Joh. Georg, prot. Theolog, geb. 17. Juni 1693 zu Meiningen, studierte in Leipzig und Jena, wurde in Jena Professor der Philosophie, Beredsamkeit und Dichtkunst, 1724 der Theologie, 1754 Kirchenrat und starb 13. Jan. 1775. Bekannt sind besonders seine «Bibliotheca patristica» (Jena 1770; neu hg. von Danz, 1834), das «Philos. Lexikon» (2 Bde., Lpz. 1726; 4. Aufl. 1775) und die «Einleitung in die theol. Wissenschaften» (Jena 1747; 2. Aufl. 1753). Luthers Werke gab W. in 24 Bänden (Halle 1740‒51) heraus. – Vgl. Leben und Charakter des Dr. W. (anonym, von Chr. W. Walch, Jena 1777).

Sein Sohn Christian Wilhelm Franz W., geb. 1726 in Jena, 1750 Professor der Philosophie in Jena, 1753 Professor der Philosophie und 1754 der Theologie in Göttingen, wo er 1784 starb, machte sich durch seine kirchenhistor. Schriften bekannt, durch die «Historia Adoptianorum» (Gött. 1755), die «Historia Protopaschitarum» (Lpz. 1760) und durch den «Entwurf einer vollständigen Historie der Ketzereien» (11 Bde., ebd. 1762‒85).

Dessen Bruder Johann Ernst Immanuel W., geb. 1725 zu Jena, seit 1759 Professor der Beredsamkeit und Dichtkunst, gest. 1778, war ein seiner Zeit berühmter Mineralog und im Besitz einer der reichsten mineralog. Sammlungen.

Walchensee, Alpensee der Nordtiroler Kalkalpen, im bayr. Reg.-Bez. Oberbayern, Bezirksamt Tölz, in 803 m Höhe, bis 196 m tief und von Hochwald und Vorbergen eingeschlossen, hat 26 km Umfang, 16 qkm Flächeninhalt und ist sehr fischreich. Durch die Jachenau fließt sein Wasser ostwärts der Isar zu. – Vgl. Becker, Der W. und die Jachenau (Innsbr. 1897).

Walchĕren, die 22 km lange, bis 18 km breite westlichste und wichtigste der Inseln der niederländ. Provinz Seeland, zwischen den Mündungen der Schelde und der Nordsee gelegen, wird durch Dünen und Deiche geschützt und von einem Kanal durchschnitten (s. Karte: Niederlande). Die Insel ist eben, mit fetter Dammerde bedeckt, liefert Weizen, gute Färberröte, Gartenfrüchte und ernährt große Rindviehherden. Auch treibt man Fischerei. Hauptstadt ist Middelburg, wichtiger der Hafen Vlissingen. Bekannt ist W. durch die brit. Expedition, wobei Lord Chatham die Insel im Sommer 1809 besetzte, doch mußte er sie bereits am 9. Dez. wieder räumen. (S. Französisch-Österreichischer Krieg von 1809.)

Walck., hinter lat. Tiernamen Abkürzung für Charles Athanase, Baron Walckenaer.

Walckĕnaer (spr. -nahr), Charles Athanase, Baron, franz. Gelehrter, geb. 25. Dez. 1771 zu Paris, wanderte während der Revolution nach Schottland aus, wurde 1816 einer der Maires von Paris,