Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Walcker; Wald

462

Walcker - Wald

1817 Generalsekretär der Präfektur der Seine und 1826 Präfekt von Nièvre. 1830 trat er aus dem Staatsdienst und lebte zu Paris, wo er 28. April 1852 starb. In der letzten Zeit seines Lebens bekleidete er das Amt eines Conservateur-Adjoint der großen Bibliothek in der Sektion für geogr. Karten; seit 1840 war er beständiger Sekretär der Akademie der Inschriften, in die er bereits 1815 aufgenommen war. Geschätzt sind von seinen naturhistor. Arbeiten besonders die "Faune Parisienne" ("Insectes", 2 Bde., Par. 1805), die "Histoire naturelle des aranéides" (Heft 1-5, ebd. 1805 fg.) und die "Histoire naturelle des insectes" (3 Bde., ebd. 1836), ebenso mehrere seiner geogr. Werke, wie: "Le monde maritime" (4 Bde., ebd. 1818; 12 Bde., 1819), "Histoire générale des voyages" (21 Bde., ebd. 1826-31), und vor allem "Géographie ancienne des Gaules" (3 Bde., ebd. 1839; 2 Bde., 1862). Daran schließen sich auf dem biogr. Gebiet unter anderm: "Histoire de la vie et des ouvrages de Lafontaine" (Par. 1820; 3. Aufl. 1824), "Histoire de la vie et des poésies d'Horace" (2 Bde., ebd. 1840; 2. Aufl. 1858), "Recueil de notices historiques sur la vie et les ouvrages de membres décédés de l'Académie des Inscriptions" (ebd. 1850) und die "Mémoires touchant la vie et les écrits de la Marquise de Sévigné" (5 Bde., ebd. 1842-52).

Walcker, Eberhard Friedr., Orgelbauer, geb. 3. Juli 1794 zu Cannstatt in Württemberg, erlernte die Orgelbaukunst bei seinem Vater und gründete 1820 in Ludwigsburg eine Orgelbauanstalt. Außer zahlreichen Verbesserungen am Regierwerk, Gebläse und Pfeifenwerk erfand W. eine neue Windlade, die sog. Kegellade (1842), die für die Entwicklung des neuern Orgelbaues wichtig ist und von den ersten deutschen Orgelbauern als die beste und zuverlässigste Windlade angenommen worden ist. W. baute 1833 die 74stimmige Orgel in der Paulskirche in Frankfurt a. M., 1836 die Orgel der St. Petrikirche in Petersburg, 1842 die der St. Olaikirche in Reval, 1847 die der Nicolaikirche in Helsingfors.

Im J. 1854 traten W.s beide ältesten Söhne Heinrich (geb. 10. Okt. 1828) und Friedrich (geb. 17. Sept. 1829, gest. 6. Dez. 1895) und nach dem Tode des Vaters, 4. Okt. 1872, auch die andern Söhne Karl (geb. 6. März 1845), Paul (geb. 31. Mai 1846) und Eberhard (geb. 8. Aug. 1850) in das Geschäft. 1889 wandelte die Firma ihre bisherigen mechan. Kegelladen in pneumatische um und versah sie mit Röhrentraktus. Als die größten von 750 Neubauten, die bis Ende 1895 aus der Werkstätte der Firma hervorgingen, sind zu nennen: die 5manualige und 124 Stimmen zählende Orgel im Dom zu Riga (1883), die 101stimmige Orgel im Münster zu Ulm (1854/89), die 90stimmige im Stephansdom zu Wien, die 89stimmige in der Musikhalle zu Boston. Erwähnt seien ferner: die Orgeln im Gewandhaus in Leipzig, in der Petrikirche in Hamburg, Dom und Petrikirche in Lübeck, Peterskirche in Rom, Heilandskirche in Berlin, Kathedrale in Buenos Aires, Metropolitankirche in Warschau, 34 neue Orgelwerke in Frankfurt a. M., darunter die Domorgel mit 60 Stimmen und 72 Registern (1891) und die Peterskirchenorgel (1895). Die Firma beschäftigt gegenwärtig ungefähr 120 Arbeiter.

Wald, jede mit wildwachsenden Bäumen bestandene größere Fläche. Man setzt dabei ein nicht zu niedriges Alter des Holzes und eine gewisse Form der Bestockung voraus. Die Benutzung des W. für die wirtschaftlichen Zwecke der Menschen ist zeitlich und örtlich verschieden. Sie wächst mit der steigenden Kultur. Der civilisierte Europäer achtet den W. hoch, weil ihm seine Produkte unentbehrlich geworden sind, und weil er die, wenn auch örtlich beschränkte, Einwirkung des W. auf das Klima, die Gesundheit, Wohnlichkeit und Fruchtbarkeit des Landes kennt. Die Erkenntnis dieser Thatsachen verschaffte dem W. in neuester Zeit eingehende Beachtung auch in Nordamerika und in Britisch-Indien. Die Natur hat die Waldungen ohne menschliche Beihilfe erzeugt, würde sie auch als Urwald (s. d.) in denselben jedem Boden, Klima und jeder Lage entsprechenden Baumgeschlechtern forterhalten, wenn sie sich selbst überlassen blieben. Mit dem Wachsen der Bevölkerung muß der W. immer mehr schwinden, weil die Erhaltung zahlreicherer Volksmassen eine Ausdehnung des Ackerbaues verlangt. Ausrodungen sind die nächste Folge davon. Aber auch der W. selbst wird mehr und mehr in Anspruch genommen, er muß bei einem ackerbauenden und industriellen Volke durch seine Rohstoffe an Brenn- und Nutzholz, durch die Beweidung, durch Entnahme von Dungstoff u. s. w. einen reichlichen Beitrag zur Erhaltung der menschlichen Existenz geben. Dadurch wird die Natur in ihrer freien Wirkung gestört, die natürliche Fortpflanzung des W. gefährdet, die Waldmasse vermindert, der Waldzustand verschlechtert, der W. auf die weniger fruchtbaren Örtlichkeiten zurückgedrängt.

Die erste Folge des größern Angriffs der Menschen auf den W. ist eine allmähliche Veränderung der Holzarten, indem, wie sich das fast in ganz Europa herausgestellt hat, die Laubhölzer, wie Eichen, Buchen, Rüstern u. s. w., die zu ihrem gedeihlichen Wachsen eine größere Bodenkraft erfordern, den genügsamen Nadelhölzern Platz machen. Die Fichte hat im Gebirge, die Kiefer in der Ebene die Oberhand erhalten. Die zweite Folge ist, daß die wichtige Funktion, die die W. im Haushalt der Natur haben, gestört wird. Sie sollen das Gleichgewicht der Wärme und der Feuchtigkeit in der Atmosphäre örtlich vermitteln, die Bäche und Flüsse mit Wasser speisen, Schutz gegen die versengende Sonnenhitze gewähren, Stürme brechen, Sturzfluten, Lawinen, Schnee- und Sandtreiben aufhalten und unschädlich machen. (S. Bannwald und Schutzwald.) Mit der Abnahme oder dem Verschwinden des W. zeigen sich in den Ländern aller Zonen die Folgen in der Wasserarmut der Flüsse, Unfruchtbarkeit u. s. w. Palästina, das in alten Zeiten eine zahlreiche Volksmasse nährte, kann jetzt kaum eine sehr spärliche Bevölkerung erhalten, weil es keinen W. mehr hat; die Flüsse Griechenlands und Spaniens sind teilweise versiegt. Der W. der Hochalpen wurde durch die Hand des Menschen, durch Weidevieh vielfach zerstört, häufigere und furchtbarere Sturmfluten und Geröllüberschüttungen verheeren seitdem die Thalgründe. Auch in Skandinavien, Rußland u. s. w. treten mit der Zerstörung des W. ähnliche Nachteile hervor. Die Erkenntnis davon und das Steigen der Holzpreise führte nicht bloß allmählich zu einer bessern Forstwirtschaft, sondern auch zu dem Verlangen, die Waldungen unter besondern Schutz des Staates zu stellen. In Europa nimmt jetzt der W. ungefähr reichlich ein Viertel der Bodenfläche ein, die Verteilung desselben ist jedoch in den verschiedenen Ländern eine sehr verschiedene, und die darüber veröffentlichten statist. Angaben sind meist sehr