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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Waldhund - Waldmüller (Ferd. Georg)

Haselhuhn, das Schneehuhn, das Kragenwaldhuhn und das Prairiehuhn (s. die betreffenden Artikel).

Waldhund (Icticyon venaticus Lund), ein merkwürdiges, über 60 cm lang werdendes Raubtier des tropischen Amerikas, mit kurzem, rotbraunem, hinten und unterhalb ins Schwärzliche übergehendem Pelz. Der W. ist von unklarer systematischer Stellung, da er Charaktere der Hunde und Marder in sich vereinigt, und wird daher auch bald der einen, bald der andern Familie zugeteilt; das richtigste ist vielleicht, ihn als Repräsentanten einer eigenen Familie anzusehen.

Waldis, Burkard, Fabeldichter, geb. nach 1490 in Allendorf an der Werra, wurde 1522 Franziskaner in Riga, trat nach den Erfahrungen einer Romreise 1524 zu Luthers Lehre über und wurde Zinngießer in Riga. Als Agent der Livländischen Konföderation wurde er 1536 vom Deutschordensmeister in Bauske gefangen gesetzt. Durch seine Brüder 1540 befreit, studierte er 1541 in Wittenberg und erhielt 1544 die Pfarrei in Abterode bei Allendorf. Er starb etwa 1557. W.’ lebensvolles niederdeutsch verfaßtes Drama "Die Parabel vom verlorn Sohn" (hg. in den "Neudrucken deutscher Litteraturwerke des 16. und 17. Jahrh.", Nr. 30, Halle 1881), die bedeutendste Gestaltung des viel behandelten Themas, wurde 1527 in Riga gespielt; es hat reformatorische Tendenz. Im Gefängnis zu Bauske übertrug W. den Psalter in deutsche Lieder (gedruckt Frankf. 1553). Gegen Herzog Heinrich von Wolfenbüttel richtete er 1542 deftige Streitgedichte (hg. von Koldewey in den "Neudrucken", Nr. 49, Halle 1883). Er schrieb ferner einen trefflichen "Lobspruch der alten Deutschen" (1543) und modernisierte den "Theuerdank" (Frankf. 1553). Am bekanntesten ist W. durch seinen "Esopus" (Frankf. 1548; neu hg. von Kurz, Lpz. 1862; von Tittmann, ebd. 1882), eine Sammlung von 400 gereimten Fabeln und Schwänken, die ihren Stoff zu drei Vierteln aus dem Fabelbuche des Dorpius, im übrigen aus dem Volksmunde, aus eigenen Erlebnissen des Dichters und aus zerstreuten Quellen entnehmen; an die humorvolle, anschauliche Erzählung schließen sich Nutzanwendungen von praktischer Lebensweisheit, oft polit. und kirchenpolit. Inhalts. Noch Zachariä und Gellert haben den Esopus nachgeahmt. - Vgl. Milchsack, Burkard W. (Halle 1881).

Waldkante, s. Kantholz.

Waldkappel, Stadt in: Kreis Eschwege des preuß. Reg.-Bez. Cassel, im Thal der links zur Werra gehenden Wehra, an der Linie Treysa-Leinefelde und der Nebenlinie Cassel-W. (49,9 km) der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 1144 meist evang. E., Post, Telegraph und Gerberei. W. wurde 1637 von den Kroaten verwüstet und 1854 durch Brand zerstört.

Waldkarde, Pflanzenart, s. Dipsacus.

Waldkatze, soviel wie Wildkatze (s. Katze).

Waldkauz, Baumkauz (Syrnium aluco L., s. Tafel: Eulen, Fig. 5), eine 40-48 cm lange, 100 cm klafternde Eule mit großem Kopf, weiter Ohröffnung, aber ohne Federohren. Das Gefieder ist beim Männchen grau, beim Weibchen braun, Brust und Bauch sind dunkler, die Schultern viel heller gefleckt. Der W. findet sich besonders in Europa von Nordschweden und Lappland an und geht südlich bis Palästina, fehlt aber sonst in Asien und Afrika. Der außerordentlich nützliche, fast nur von Mäusen lebende Vogel legt Ende März oder Anfang April 4-5 weiße runde Eier in Baum-, Felsen- und Mauerlöcher. In der Gefangenschaft hält er sich sehr gut, wird auch zuweilen an Stelle des Uhus bei der Krähenjagd benutzt. Preis etwa 5 M.

Waldkirch. 1) Amtsbezirk im bad. Kreis Freiburg, hat (1895) 21540 E. in 26 Gemeinden. - 2) Hauptstadt des Amtsbezirks W., links an der Elz, in einem sich hier nach der Oberrheinischen Ebene zu verbreiternden Schwarzwaldthal, am Fuß des Kandel (1243 m), an der Nebenlinie Denzlingen-W. (7,1 km) der Bad. Staatsbahnen, Sitz des Bezirksamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Freiburg), hat (1895) 4309 E., darunter 687 Evangelische, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, kath. und evang. Kirche, große Lehr- und Erziehungsanstalt (Realschule mit Pensionat), Gewerbeschule, Musikschule, Wasserleitung, Kanalisation, elektrische Beleuchtung; Baumwoll- und Seidenindustrie, Fabriken für Musikinstrumente, namentlich Orgeln, Drehorgeln und Orchestrions, Edelsteinschleifereien und Kunstmühle. Auf dem Schloßberg (371 m) die Ruine Kastelburg mit schöner Aussicht.

Waldkirchen in Bayern, Markt, s. Bd. 17.

Waldkirsche, s. Kirsche.

Waldklee, s. Klee.

Waldköhlerei, s. Verkohlung.

Waldkult, die bei fast allen Naturvölkern gebräuchliche Verehrung des Waldes als des Sitzes der Waldgeister, die meist in weiblicher Gestalt gedacht wurden. Besondere ausgeprägt war der W. bei den alten Germanen, die den Wald nicht nur als Sitz einzelner Geister (s. Baumkultus) verehrten, sondern die in ihm auch die höhern Götter des Kultverbandes wohnen ließen. Daher fanden die meisten religiösen Feste, die Opfer, die Volks- und Gerichtsversammlungen im Walde statt, der den Germanen oft als Tempel galt. Der heilige Hain der Germanen, der dem höchsten Gott geweiht war, durfte nur gefesselt betreten werden. - Vgl. W. Mannhardt, Wald- und Feldkulte (2 Bde., Berl. 1875-77).

Waldlaubsänger, s. Laubsänger.

Waldleiningen, s. Amorbach.

Waldlerche, soviel wie Heidelerche, s. Lerche.

Waldlindenspanner, s. Frostschmetterling.

Waldmaus, s. Maus

Waldmeister, Pflanzenart, s. Asperula.

Waldmensch, soviel wie Orang-Utan (s. d.).

Waldmichelbach, Flecken im Großherzogtum Hessen, s. Bd. 17.

Waldmohr, Dorf in der bayr. Pfalz, s. Bd. 17.

Waldmüller, Ferd. Georg, Genremaler, geb. 15. Jan. 1793 zu Wien, wurde Schüler von Maurer und Lampi und widmete sich der Miniaturmalerei von Bildnissen; namentlich malte er 1811 in Pest viele ungar. Magnaten, darunter den Grafen Gyulai, Banus von Kroatien, der ibn als Zeichenlehrer seiner Kinder nach Agram nahm. Nach Wien zurückgekehrt, ging er vom Studium der Alten zum volkstümlichen realistischen Genre über und gelangte dadurch in seine natürliche Richtung. Schon sein erstes Bild: Türkische Pfeifenhändler im Kaffeehause (1824), hatte einen entschiedenen Erfolg. Nachdem W. noch eine Reise durch Italien und Deutschland unternommen hatte, blieb er ständig in Wien. Von seinen Bildern besitzt das Hofmuseum in Wien: Das Kind lernt gehen (1822), Zwei rastende Tiroler Jäger (1829), Der Bettelknabe auf der hohen Brücke (1830), Die Klostersuppe (1858); die Nationalgalerie in Berlin: Nach der Schule (1841). Sein Genre ist zum weitaus größern Teile dem Wiener Walde entnommen und behandelt bäuerliche Familienscenen