479
Walhallabahn – Walker (Francis Amasa)
Bayern als dauerndes Denkmal deutschen Ruhms und deutscher Größe gegründet wurde. 1816 erhielt Leo von Klenze (s. d.) den Auftrag, Entwürfe anzufertigen, 18. Okt. 1830 erfolgte die Grundsteinlegung, 18. Okt. 1842 fand die Einweihung statt. Die W. erhebt sich 98 m hoch über der Donau, auf einem mächtigen Unterbau als ein dorischer, dem Parthenon zu Athen nachgebildeter Marmortempel von 75:35 m Grundfläche und 21 m Höhe. Die Giebelgruppen schuf Schwanthaler. Das Innere des Gebäudes, ein Saal ion. Stils (54,5 m lang, 15,5 m breit, 17 m hoch), ist in drei Abteilungen gesondert, von denen die mittlere zwei sitzende, die beiden andern je zwei stehende Siegesgöttinnen von Rauch enthalten. An der Wand finden sich marmorne Reliefdarstellungen aus dem Leben der alten Deutschen von J. M. Wagner sowie die Büsten (101) oder, wenn beglaubigte Porträte fehlen, die in Goldschrift auf Marmortafeln (64) ausgeführten Namen der «Walhalla-Genossen», deren Reihen, in Gruppen geteilt, durch Siegesgöttinnen getrennt werden. – Vgl. König Ludwigs Ⅰ. Schrift: W.s Genossen (Münch. 1842); Adalb. Müller, Donaustauf und W. (24. Aufl., Regensb. 1894); Schratz, Kurze Geschichte und Beschreibung der W. und des Markts Donaustauf (4. Aufl., ebd. 1896).
Walhallabahn, 1887 genehmigte, 1889 eröffnete schmalspurige Nebenbahn von Stadtamhof nach Donaustauf (9 km) in Bayern, im Betrieb der Lokalbahn-Aktiengesellschaft (s. d.) in München. (S. Deutsche Eisenbahnen.)
Walheim, preuß. Ort, s. Bd. 17.
Wali, Statthalter, türk. Titel, der Vorsteher eines Ejalet (s. d.).
Walĭdeh (auch Valideh), im Arabischen soviel wie Erzeugerin, in den islamitischen Sprachen bei höherer Diktion für Mutter gebraucht; Sultan W. (Sultanin W.) oder W. Sultan ist der Titel der Mutter des Sultans (s. Favoritsultanin).
Walk. 1) Kreis im mittlern Teil des russ. Gouvernements Livland, hauptsächlich im Gebiet der Aa, hat 6030,2 qkm, 123877 E., meist Letten; Acker-, besonders Flachsbau, Viehzucht, einige Brauereien und Branntweinbrennereien. – 2) W., lett. Walka, esthn. Walka-lin, Kreisstadt im Kreis W., an der Peddel und an den Linien Petersburg-Riga und W.-Pskow der Baltischen Eisenbahn, hat (1893) 4815 E., Post und Telegraph, eine russ., eine evang. Kirche, eine Synagoge, ein lettisches Lehrerseminar; Handel mit Flachs (zwei Flachsmärkte), Hanf und Leinsamen.
Walken, ein Arbeitsverfahren, mittels dessen durch Aufeinanderhäufen lose vereinigte Tierhaare oder aus solchen durch Spinnen und Weben hergestellte Gewebe verfilzt und dadurch befestigt und verdichtet werden (s. Filzfabrikation, Tuchfabrikation und Appretur). Während in der Filz- und Filzhutfabrikation das W. oder Filzen noch jetzt großenteils durch Handarbeit geschieht, dienen hierzu in der Tuchfabrikation ausschließlich Maschinen. Dieselben wirken teils durch Stoß, teils durch Druck, und man unterscheidet hiernach Stoßwalken (Walkhämmer) und Druckwalken (Kurbelwalken, Walzenwalken). Das W. wird entweder bei gewöhnlicher oder erhöhter Temperatur ausgeführt (Kaltwalken, Warmwalken). Im erstern Fall füllt man den das Gewebe aufnehmenden Walktrog mit kaltem Wasser oder feuchtet auch nur den Stoff mit solchem an; im zweiten Fall verwendet man lauwarmes Wasser. Das für feine Tuche gebräuchlichere Kaltwalken erfordert längere Zeit als das Warmwalken; dafür ist aber die Verfilzung vollständiger und gleichmäßiger, während ein auf warmem Wege gewalkter Stoff zwar auf der Oberfläche dicht, im Innern jedoch nur in geringem Grade verfilzt und daher lockerer und dünner ist. Die zum W. dienende, das Haar geschmeidig machende Flüssigkeit wird durch Auflösen verschiedener Stoffe, namentlich von Walkerde (s. d.), in Wasser hergestellt.
Walkenried, Dorf im braunschw. Kreis Blankenburg, an der Wieda, am südl. Abhang des Harzes und an der Linie Ottbergen-Nordhausen der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Braunschweig), hat (1895) 1161 E., Post, Telegraph, Reste der prächtigen, 1525 zerstörten, dreischiffigen got. Kirche (13. Jahrh.) und des 1127 gestifteten, 1648 eingezogenen Cistercienserklosters, dessen Kapitelstube als Ortskirche dient. In der Nähe Gipsgruben und der Gipsberg Sachsenstein. – Vgl. Girschner, Die vormalige Reichsabtei W. (Nordh. 1870); Lemcke, Geschichte des freien Reichsstifts W. (Lpz. 1895).
Walker oder Gerber (Polyphylla fullo L.), eine 26‒35 mm lange Maikäferart (s. beistehende Abbildung), deren Flügeldecken auf schokoladenfarbiger Grundfarbe mit vielen, meist beschuppten Flecken, Punkten und Streifen überdeckt sind. Der Käfer liebt sandige Gegenden und lebt besonders auf Kiefern. Seine Larve wird oft durch Vernichtung der Wurzeln von Dünengräsern, die zur Befestigung des Dünensandes angepflanzt werden, schädlich.
^[Abb.]
Walker (spr. wahkĕr), Stadt in der engl. Grafschaft Northumberland, an der Linie Newcastle-Tynemouth der North-Easternbahn, zählt (1891) 11341 E., hat Eisenwerke und chem. Fabriken.
Walker (spr. wahkĕr), Francis Amasa, amerik. Nationalökonom und Statistiker, geb. 2. Juli 1840 in Boston, studierte die Rechte in Worcester, brachte es im Secessionskrieg in der Unionsarmee zum Brigadegeneral, wurde 1869 Direktor des zum Treasurydepartment gehörigen Statistischen Bureaus der Vereinigten Staaten, 1873 Professor der Volkswirtschaftslehre und Geschichte an der Sheffield Scientific School der Yale-Universität in New-Haven, 1881 Präsident des Massachussetts Institute of Technology und stand sowohl dem Ⅸ. als dem Ⅹ. Census der Vereinigten Staaten als Direktor vor. Er starb 7. Jan. 1897 in Boston. W. war Bimetallist, Anhänger der Currency-Schule (s. d.), bekämpfte die altengl. Lehre vom Lohnfonds (s. Arbeitslohn), war Anhänger der Rentenlehre Ricardos und bestritt diejenige von Henry George. Er veröffentlichte: «Ⅸ<sup>th</sup> Census of the United States» (4 Bde., Wash. 1872‒73), «The Indian question» (Boston 1873), «World Fair, Philadelphia 1876, a critical account» (Neuyork 1878), «The wages-question» (ebd. 1876; neue Ausg., Lond. 1891), «Money» (Neuyork 1878; neue Ausg., Lond. 1891), «Money, trade and industry» (Neuyork 1879), «Ⅹ<sup>th</sup> Census of the Unites States» (Wash. 1883‒85), «Political economy» (Neuyork 1883; neue Ausg., Lond. 1888), «Land and its rent» Boston 1883; ferner Lond. 1884),