Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Wasserversorgung'
daß sie vor Eisgang geschützt und ein unveränderter Bestand der Ufer und der Sohle des Flusses in der Nähe der Entnahme
gesichert ist. Dieselbe wird durch Gitter gegen den Eintritt von Fischen und größern Schwimmstoffen geschützt: mitunter
läßt man das Wasser zu diesem Zwecke auch eine Kiesschicht passieren, welche zugleich die gröbern Sinkstoffe fernhält und
von Zeit zu Zeit erneuert werden muß. Kleine Wasserläufe werden angestaut, um die nötige Tiefe für die Entnahme zu
gewinnen: oberhalb der Staustelle schlagen sich dann zugleich die Sinkstoffe nieder. Beispiele für die Entnahme von
Flußwasser zur Versorgung größerer Städte sind: London (Themse), Hamburg und Magdeburg (Elbe), Bremen (Weser), Breslau und
Stettin (Oder), Warschau (Weichsel), Petersburg (Newa). Das Flußwasser ist gewöhnlich weich und, sofern es durch Filterung
genügend gereinigt wird, zur Verwendung im Haushalt und in der Industrie sehr geeignet; dagegen fehlt ihm zum Trinkwasser
die erforderliche Frische, die ihm auch durch die beste Reinigung nicht verliehen werden kann.
Bei der Entnahme aus Seen ist zu berücksichtigen, daß sich dieselben in unserm Klima
im Winter mit einer starken Eisdecke (bis 0,6 m Stärke) bedecken, unter welcher die
Entnahme stattfinden muß. Ferner pflegt das Wasser in der Nähe flacher Ufer im Sommer sehr warm und reich an pflanzlichen
Beimengungen zu sein, so daß anzuraten ist, die Entnahme stets in größerer Entfernung vom Ufer und in genügender Tiefe
unter dem niedrigsten Wasserstande (jedoch in etwa 1 m Abstand vom Boden) vorzunehmen. Sie geschieht deshalb häufig durch
versenkte Leitungen mit nach oben gerichtetem Knie, welche von einem kastenartigen, mit zahlreichen Öffnungen versehenen
Umbau (Delphin, Seiherkasten) umgeben sind;
manchmal ruht die Leitung auch auf Querhölzern, welche an eingerammten Pfählen befestigt sind. Besondere Erwähnung verdient
die Entnahmestelle für Chicago aus dem Michigansee; bis zu
2,5 km Entfernung vom Ufer ist ein 20 m unter der Seesohle liegender Tunnel vorgetrieben,
von dem aus ein 3,5 m weiter gußeiserner Schacht emporgeführt ist: die Mündung desselben ist
durch einen ringförmigen, mit Einlaßöffnungen versehenen Mantel aus kräftigem Mauerwerk von
21,4 m innerm Durchmesser geschlossen. Außer Chicago werden u. a. folgende größere Städte
aus Seen versorgt: Berlin (Müggel- und Tegeler See), Zürich (Züricher See), Genf und Lausanne (Genfer See), Glasgow
(Loch Katrine und Vennachar), Cleveland (Eriesee), Manchester (Thirlmere).
Verwandt mit der Entnahme aus Seen ist diejenige aus künstlich hergestellten, meist durch einen Staudamm
(s. d. und Thalsperre) gebildeten Sammelteichen, welche ursprünglich im Altertum, insbesondere in Indien, heimisch war;
noch gegenwärtig zählen die vorzugsweise zu Kulturzwecken erbauten Sammelbehälter nach Tausenden. Die Benutzung derartiger
Anlagen zur W. ist aber vorzugsweise in England ausgebildet, wo die örtlichen Verhältnisse, insbesondere in den
Grafschaften York, Lancaster und Derby, dafür günstig liegen. In Nordamerika hat diese Versorgungsart, welche auch wohl das
engl. System genannt wird, gleichfalls Eingang gefunden; hier werden z. B. Neuyork, Albany, Baltimore durch Sammelbecken
mit Wasser versehen, desgleichen verschiedene Städte in Indien und Australien. In Deutschland werden künstliche
Sammelteiche bis ↔ jetzt nur wenig zur Versorgung benutzt (Remscheid, Königsberg i. Pr., Chemnitz); in
Spanien, wo derartige Anlagen zu Bewässerungszwecken schon seit Jahrhunderten vorhanden sind, ist Madrid, in Frankreich
St. Etienne, in Belgien Verviers zu erwähnen. Das Wasser der Seen und künstlichen Sammelbecken ist in der Regel weich und
ziemlich klar, bedarf jedoch, wenn es zum Genuß dienen soll, der vorherigen Filterung. Kann die Entnahme in größerer Tiefe
stattfinden, so wird eine zu starke Erwärmung im Sommer vermieden, welche sonst die Benutzung als Trinkwasser wesentlich
beeinträchtigt.
E. Versorgung mit destilliertem Wasser. Die Destillation von Meerwasser erfolgt
insbesondere zur Versorgung der Schiffe: aber auch einzelne regenlose oder sehr regenarme Küstenplätze und als
Kohlenstationen dienende Inseln sind auf die Destillation als den einzigen Weg angewiesen, um das zum Trinken und Kochen
nötige Wasser zu erhalten. Die Verdampfung erfolgt in der Regel durch Kohle und ergiebt ein sehr reines, aber völlig
weiches Wasser, welches mit eingepumpter Luft oder Kohlensäure versehen werden muß, um es zum Trinken geeignet zu machen.
Reinigung des Wassers. Die Reinigung des zu
Versorgungszwecken dienenden Wassers kann eine mechanische oder chemische sein. Erstere kommt am meisten vor und erfolgt
durch Ablagerung und Filterung. Eine
vollständige Beseitigung aller mechanisch beigemengten Stoffe kann auf dem Wege der
Ablagerung allein niemals erfolgen; diese ist vielmehr als eine Vorstufe der Filterung zu betrachten, wenngleich viele
amerik. und selbst noch einzelne engl. Städte sich mit dem durch Ablagerung gereinigten Wasser begnügen und die weitere
Reinigung den Hausfiltern überlassen, was jedoch vom hygieinischen Standpunkt nicht zu billigen ist. Die Ablagerung oder
mechan. Klärung erfolgt durch Einführung des Wassers in größere Behälter, in welchen dasselbe eine Zeit lang in Ruhe
verbleibt oder durch welche es mit sehr geringer Geschwindigkeit hindurchfließt.
Die beste Reinigungsart für große Wassermengen besteht in der Anwendung von Sandfiltern
(Kiesfiltern). Diese werden in der Hauptsache gebildet aus einer wagerecht gelagerten,
0,5 bis 1,0 m starken Schicht von ziemlich feinem Sande (am
besten von 0,3 bis 0,6 mm Durchmesser), unter welcher mehrere
immer gröber werdende Kiesschichten von zusammen 0,3 bis 0,6 m
Stärke liegen. Die Durchgangskanäle des feinen Sandes sind sehr enge und halten alle sie an Größe übertreffenden Körper
zurück. Dadurch bildet sich alsbald eine aus den schwebenden organischen und unorganischen Beimengungen des Wassers
bestehende Decke, deren Poren so fein sind, daß auch die kleinsten Teile zurückgehalten werden. Erst nach Bildung dieser im
eigentlichen Sinne filtrierenden Schicht ist das Filter geeignet zur Gewinnung völlig reinen, «blanken», nahezu
bakterienfreien Wassers, während es bis dahin ein mehr oder weniger trübes Produkt lieferte. Bei sinkstoffhaltigem
Flußwasser bildet sich jene hautartige Decke, die «Filterhaut», oft schon nach wenigen
Stunden, bei klarem Seewasser sind manchmal Wochen dazu erforderlich. Damit nun der unter der Haut liegende Sand nicht
verunreinigt werde, ist es notwendig, vor dem Anlassen eines Filters dasselbe von unten
heraus bis etwas über die Höhe der Sandschicht mit reinem
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 542.