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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Webervögel - Webster

Webervögel, Weberfinken (Ploceidae), eine aus 24 Gattungen und etwa 150 Arten bestehende Gruppe von meist schön gefärbten Finken, die Süd- und Mittelafrika sowie Südasien bewohnen (s. Karte: Tiergeographie I), den kräftigen Kegelschnabel der Finken besitzen und sich dadurch auszeichnen, daß sie äußerst kunstvolle, oft gemeinsame Nester bauen, die gewöhnlich zum Schutz gegen Raubtiere an schwanken Zweigen aufgehängt oder durch fest gearbeitete schiefe Dächer gesichert sind. Zu ihnen gehören der Blutschnabelweber (Quelea sanguinirostris Gray, s. Tafel: Webervögel, Fig. 1), der Napoleonsvogel (Euplectes melanogaster Swains., Fig. 2), der Feuervogel (Euplectes franciscanus Isert., s. Euplectes, Fig. 4), der Scharlachweber (Foudia madagascarensis Gray, Fig. 3), der Goldweber (Hyphantornis aureoflava Gray, dessen hängende Nester in Fig. 5 abgebildet sind), der Bayaweber (Ploccus baya Blyth) u. a. m., die Viehweiden besuchenden und den Rindern die Schmarotzer ablesenden Büffelweber (Textor albirostris Sws.), im weitern Sinne auch die verschiedenen Widahfinken (s. Witwenvögel) u. a. m., die alle wegen ihrer Farbenpracht, ihres kunstvollen Nestbaues und ihrer guten Haltbarkeit Gegenstand großer Liebhaberei sind. Alljährlich gelangen Tausende von W. auf den europ. Vogelmarkt, meist allerdings unausgefärbte billige Vögel, Für ausgefärbte bezahlt man, je nach der Art, 5, 10, 20 und mehr Mark für das Paar. Früher rechnete man auch die Siedelvögel (Philetaerus), deren gemeinschaftliche Nester auf der Tafel: Webervögel abgebildet sind, zu den W. Jetzt werden sie den Sperlingen zugezählt. Das Prachtkleid tragen nur die Männchen der W. zur Fortpflanzungszeit, während sie sonst den unscheinbar gefärbten Weibchen gleichen.

Webkante, soviel wie Salleiste (s. d.).

Webschulen, Lehranstalten, die Webereibeflissenen die theoretische und praktische Ausbildung zu einer umfassendern Ausübung ihres Berufs gewähren. Sie sollen die Handweberei verbessern, den Handwebern Gelegenheit zum Übergang nach der mechan. Weberei gewähren und die letztere fördern. Die ersten Versuche hierzu wurden bereits 1770 mit einer Webschule zu Hohenelbe in Böhmen gemacht; sie war eine Lehrwerkstätte und ging bald wieder ein. Die erste lebensfähige Webschule wurde 1850 zu Reichenbach im Vogtland gegründet. Ihr folgten bald zahlreiche andere, alle mit Lehrwerkstätten verbunden. Man unterscheidet zwischen höhern W., welche meist ein- oder zweijährige Kurse haben, vollen Tagesunterricht erteilen und die Bestimmung haben, Fabrikarbeiter und Beamte für umfänglichern Webereibetrieb heranzubilden, und den einfachen W., welche vielfach nur bei einjährigem Kurs durch Abend- und Sonntagsunterricht Arbeiter oder Werkführer vollkommen auszubilden beabsichtigen. Im Königreich Sachsen zählt man allein 21 W., wovon die zu Chemnitz (älteste höhere Webschule seit 1857), Crimmitschau, Glauchau, Großschönau, Merane, Werdau und Reichenbach (seit 1830) jetzt als höhere W. gelten. Die 13 preußischen W. entstammen den sechziger und siebziger, zumeist aber den achtziger Jahren; die besteingerichtete Webschule ist die höhere königl. Lehranstalt für Textilindustrie zu Krefeid; bedeutend sind auch die W. zu Aachen, Mülheim a. Rh., Spremberg und Berlin. Bayern besitzt drei W., zu Passau, Münchberg und Lambrecht (Pfalz), wovon letztere die bedeutendste ist. Eine sehr gut und vollständig eingerichtete Webschule besitzt Württemberg in der Fachschule für Spinnerei, Weberei und Wirkerei mit Färberei und chem. Laboratorium zu Reutlingen (1855 gegründet). Ebenso ist die theoretisch- und praktisch-mechan. Spinn- und Webschule zu Mülhausen (Elsaß, gegründet 1861) vorzüglich eingerichtet und gut besucht. Die Schweiz besitzt eine Seidenwebschule zu Wipkingen bei Zürich seit 1884 und eine Webschule zu Wattwyl. Zu den ersten und auch bedeutendsten österreichischen W. zu Reichenberg (gegründet 1852), Brünn (gegründet 1860), Wien und Bielitz sind nach 1870 nicht weniger als 25 weitere W. hinzugekommen.

Websky, Christian Friedr. Martin, Mineralog, geb. 17. Juli 1824 zu Wüstegiersdorf in Schlesien, widmete sich anfangs dem Bergfach und rückte bis zur Stellung als Oberbergrat bei dem königl. Oberbergamt in Breslau vor, habilitierte sich auch als Privatdocent für Mineralogie an der dortigen Universität, an der er bald darauf eine außerordentliche Professur erhielt. 1874 wurde er ord. Professor an der Berliner Universität, 1875 Mitglied der Akademie der Wissenschaften daselbst. Er starb 27. Nov. 1886. W. hat eine große Anzahl kleiner Arbeiten über verschiedene Mineralarten veröffentlicht sowie ein selbständiges Werk: "Die Mineralspecies nach den für das spec. Gewicht derselben angenommenen und gefundenen Werten" (Bresl. 1868).

Webspinnen, s. Spinnen.

Webster, Ort im County Worcester im nordamerik. Staate Massachusetts, südlich von Worcester, an einem Nebenflüßchen des Quinebaug-River, an der Neuyork-Neuengland- und der Boston-Albany-Bahn, hat (1890) 7031 E.; Kaschmir-, andere Textil- und Schuhfabriken.

Webster, Daniel, amerik. Staatsmann, geb. 18. Jan. 1782 zu Salisbury (jetzt Franklin) in New-Hampshire, ließ sich 1807 zu Portsmouth in New-Hampshire als Advokat nieder und ward, nachdem er 1812 der Gesetzgebenden Versammlung seines Staates angehört hatte, in demselben Jahre als Abgeordneter in den Kongreß gewählt, dem er als Mitglied der Föderalistenpartei bis 1817 angehörte. Nach seinem Austritt aus dem Kongreß zog W. nach Boston, wo er 1820 Mitglied der die Verfassung von Massachusetts revidierenden Versammlung wurde. 1823 trat er wieder als Repräsentant von Boston in den Kongreß, in dem er bald eins der leitenden Mitglieder wurde. 1827 gelangte er in den Senat, dem er bis 1839 angehörte. Präsident Harrison stellte W. 1841 als Staatssekretär an die Spitze des Ministeriums, und auch unter Tyler behielt W. dieses Amt noch bis 1843. Im Auftrage desselben schloß er 1842 zu Washington mit dem engl. Gesandten Lord Ashburton den Vertrag zur Regulierung der Grenzen, zur Unterdrückung des Sklavenhandels und zur Auslieferung der Verbrecher ab. 1845 trat W. wieder in den Senat, wo er sich energisch gegen den Krieg mit Mexiko erklärte, weil er ein Gegner der Ausdehnung der Sklaverei war; später trat er jedoch auf die Seite der Sklavenhalter über. Fillmore ernannte ihn zwar im Juli 1850 zu seinem Staatssekretär, aber der bisher gefeierte Mann verlor durch seinen auf die Präsidentschaft spekulierenden Gesinnungswechsel Ansehen und Vertrauen beim Volke. W. starb 24. Okt. 1852 auf seinem Landsitze zu Marshfield bei Boston. Seine Reden und Schriften wurden mit einer biogr. Skizze von Everett u. d. T. "Speeches, forensic arguments