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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wegerich - Wegwart

lichen Verkehrs zu. Bisher sind noch keine Reichsstraßen hergestellt. Für Preußen ist eine allgemeine Wegeordnung seit 1820 in Vorbereitung; zur Zeit sind noch maßgebend das Allg. Preuß. Landr. II, 15, §§. 1 fg., (Code civil Art. 538, 649 u. 650, das Zuständigkeitsgesetz vom 1. Aug. 1883, §§. 55-64, und Vorschriften für die einzelnen Provinzen und Landesteile u. a., eine Wegeordnung für die Provinz Sachsen vom 11. Juli 1891, dazu Gesetz vom 14. Juli 1892. - In Frankreich ist namentlich das Gesetz vom 21. Mai 1836, betreffend die Neuanlegung und bauliche Unterhaltung der Vicinalwege wichtig. Das große Netz der kleinern Verbindungswege ist damit in einer bewundernswürdigen Weise gefördert und damit der Lokalverkehr des platten Landes mit den Städten gleichmäßig zufriedenstellend durchgeführt. Jenes Gesetz gilt noch heute in Elsaß-Lothringen; daneben neuere Gesetze von 1884,1887 und 1890 sowie ältere franz. Gesetze über Staats- und Departementalstraßen.

Wegerich, s. Plantago und Tafel: Futterpflanzen II, Fig. 17.

Wegeschaufel, s. Gartengeräte (Bd. 7 nebst Tafel, Fig. 16).

Wegefchranken, Wegeübergänge, s. Eisenbahnbau.

Wegfüllarbeit, s. Bergbau.

Weggis (Wäggis), Dorf im schweiz. Kanton und Bezirk Luzern, 10 km östlich von Luzern auf dem nördl. Ufer des Vierwaldstätter Sees, in 444 m Höhe, am Südfuß des Rigi, ist Dampferstation und hat (1888) 1374 deutsche E., darunter 30 Evangelische, Post, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, neue Kirche, Sekundärschule, Wasserleitung; Anbau von Gemüse, Gartengewächsen, Wein, Kastanien, Mandeln und Feigen. W. hat lebhaften Fremdenverkehr und wird als klimatischer Kurort besucht. 1795 wurde der obere Teil des Dorfes durch einen Schlammstrom vom Rigi größtenteils zerstört.

Wegmaße, s. Meile und Wegstunde.

Wegmesser oder Hodometer (grch.), eine Vorrichtung zum mechan. Abmessen von Wegstrecken, welche ein Fuhrwerk oder ein Fußgänger zurücklegt. Für Fuhrwerke besteht der W. aus einem Zählwert (s. d.), das, von einer der Wagenachsen in Umdrehung versetzt, entweder die Umdrehungen oder direkt die durchfahrene Strecke angiebt. Bei Taxameterdroschken, wie sie in einzelnen Großstädten eingeführt sind, dient ein solcher W. (hier Taxameter genannt) dem Fahrgast zur Kontrolle in Bezug auf das zu zahlende Fahrgeld. An Velocipeden kamen W. (Cyklometer) zuerst 1885 bei österr. Militärfahrradern auf. (Näheres s. Wegmesser, Bd. 17.) Ein verwandtes Instrument ist der Schrittzähler oder Pedometer, welcher häufig in Taschenuhrenformat ausgeführt wird, und zwar in der Weife, daß ein auf einer Kreisteilung laufender Zeiger die Anzahl der zurückgelegten Schritte angiebt, woraus man bei Innehaltung eines gleichmäßigen Ganges die zurückgelegte Wegstrecke berechnen kann. Das im Innern befindliche Räderwerk wird von einem durch eine Feder in nahezu horizontaler Lage erhaltenen Gewichtshebel bei jedem Schritt dadurch in Bewegung versetzt, daß das ganze Instrument sich jedesmal bis zum Auftreten des Fußes mit dem Körper senkt. Der Gewichtshebel wird alsdann vermöge des ihm erteilten Schwunges noch ein Stück weiter nach unten bis zu einem Anschlag sich bewegen, wobei er die Feder zurückdrängt, die ihn hierauf sogleich wieder rückwärts bewegt. Das auf diese Weise bei jedem Schritt erfolgende Auf- und Niederschwingen des Gewichtshebels versetzt zunächst ein Schaltwerk und durch dasselbe die weitern Räder des Zählwerks in Thätigkeit. (S. auch Meßrad und Perambulator.)

Wegriesen, s. Riesen (zum Holztransport).

Wegrow, poln. Stadt, s. Wengrow.

Wegscheid. 1) Bezirksamt im bayr. Rcg.-Bez. Niederbayern, hat 272,19 qkm und (1895) 17 048 (8343 männl., 8705 weibl.) E. in 20 Gemeinden mit 325 Ortschaften. - 2) Markt mit städtischer Verfassung im Bezirksamt W., 1 km von der österr. Grenze, in 719 m Höhe, Sitz des Bezirksamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Passau), eines bavr. und eines österr. Nebenzollamtes, hat (1895) 1267 kath. E., Postexpedition, Telegraph, frühgotische kath. Pfarrkirche (1866), Gottesackerkirche und Wasserkapelle (Wallfahrtsorte), Distriktskrankenhaus, Leinenindustriegenossenschaft; Leinen- und Damastweberei, Seiden- und Madrastücherfabrikation, Rindviehzucht, Viehhandel und Forellenbäche.

Wegscheider, Jul. Aug. Ludw., prot. Theolog, ein Hauptvertreter des ältern Nationalismus, geb. 17. Sept. 1771 zu Kübbelingen (Braunschweig), studierte zu Helmstedt, war dann zehn Jahre Hauslehrer in Hamburg, wurde 1805 Repetent in Göttingen, 1806 infolge seiner "Einleitung in das Evangelium des Johannes" (Gött. 1806) Professor an der Universität Rinteln, 1810 in Halle. Infolge einer Denunziation der "Evang. Kirchenzeitung" wurde gegen ihn und Gesenius (s. d.) eine beide mit Amtsentsetzung bedrohende Untersuchung eingeleitet, die jedoch resultatlos verlief. W. starb 27. Jan. 1849 zu Halle. Sein Hauptwerk: "Institutiones theologiae christianae dogmaticae" (Halle 1815; 8. Aufl. 1844; deutsch von Weiß, ebd. 1831), kann als die klassische Dogmatik des Rationalismus gelten.

Wegschnecken (Arion), eine Gattung nackter Lungenschnecken (s. d.), kenntlich an der rechts vor der Mitte des Mantelschildes, das eine in Kalkkrümel zerfallene Schale enthält, gelegenen Lungenöffnung und einer Schleimdrüse am Schwänzende. Sie bewohnen Sibirien, Nord- und Mitteleuropa, Italien, Spanien, Marokko und in einer Art Neuseeland. Der kleine Arion Bourguignati Mab., die Gartenschnecke, wetteifert bisweilen an Schädlichkeit mit der Ackerschnecke (s. d.); die größte und bekannteste Art in Deutschlands Wäldern und Hainen ist die gemeine Wegschnecke (Arion empiricorum Fer.), die fuchsrot, braun und schwarz vorkommt, von den Fuhrleuten als Teerschnecke zum Radschmieren, gelegentlich auch zur Erzeugung eines Medikaments gegen Brustkrankheiten gebraucht wird.

Wegstunde, ein Wegmaß, mit welchem die Entfernung bezeichnet wird, die man in gewöhnlichem Fußgängerschritt (1 km in 12 Minuten) in einer Zeitstunde (60 Minuten) zurücklegt, also = 5 km. In der Schweiz hatte bis Ende 1876 die W. (frz. lieue itinéraire) gesetzlich 16 000 Fuß oder 4,8 km.

Wegtaufungen, in Ungarn die Taufen, die dem Gesetz von 1868 zuwider, wonach in Mischehen die Knaben der Konfession des Vaters, die Mädchen der der Mutter folgen sollten, von kath. Geistlichen an prot. Kindern und von prot. Geistlichen an kath. Kindern vorgenommen wurden. Der Streit um diese W. führte zu der umfassenden kirchenpolit. Gesetzgebung in Ungarn (s. d., Geschichte).

Wegwart, Wegwarte, deutscher Name der Pflanzengattung Cichorium (s. d.).