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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Weißrussische Sprache - Weitbrecht

Weißrussische Sprache, s. Russische Sprache und Weißrussen.

Weißrußland, russ. Bělorussija oder Bělaja Ruś, poln. Białoruś oder Ruś Biała, die (nichtoffizielle) Benennung eines größern Teils des heutigen Westrußlands, ohne feste geogr. Abgrenzung. In alter Zeit nannte man vorzugsweise so die Fürstentümer Minsk, Polozk, Witebsk, Mstislaw und Smolensk. Gegenwärtig versteht man unter W. vorwiegend die russ. Gouvernements Minsk, Mohilew, Witebsk und den westl. Teil des Gouvernements Smolensk. (S. auch Weißrussen.)

Weißsieden, Weißsud, Verfahren zur Verschönerung der geringwertigen Silberwaren. Die Werkstücke werden in glühendem Kohlenfeuer erhalten, bis sie infolge der Oxydation des Kupfers an der Oberfläche schwarz erscheinen. Durch Erhitzen mit verdünnter Schwefelsäure oder Weinsteinlösung wird dann das Kupfer entfernt und eine dünne Silberschicht freigelegt. Die ältern Silberscheidemünzen waren weiß gesotten, sie erschienen daher, solange sie neu waren, silberweiß; beim Gebrauch wurde aber das reine Silber von der Oberfläche abgerieben, und es trat die rötliche Farbe der Kupferlegierung hervor. W. nennt man auch die Verzinnung auf nassem Wege (s. Verzinnen).

Weißspecht, Elsterspecht, s. Spechte.

Weißspießglanzerz, Mineral, s. Antimonblüte.

Weißspinner, s. Seidenraupe nebst Tafel, Fig. 13.

Weißstein, s. Granulit.

Weißstein, Dorf im Kreis Waldenburg des preuß. Reg.-Bez. Breslau, 3 km nordwestlich von Waldenburg, am Fuß des Hochwaldberges (843 m), hat (1895) 7852 E., darunter etwa 1600 Katholiken, Post, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, evang. und neue kath. Kirche; Dachpappen- und Cementfabrik, Dampfsägewerk, Dampfseilerei, Ziegeleien und bedeutenden Steinkohlenbergbau (Zeche Fuchsgrube mit 2000 Arbeitern). Zu W. gehören die Kolonie Neuweißstein mit der Porzellanfabrik Neu-Altwasser (1300 Arbeiter), der Juliusschacht und die Glasfabrik Königswalde.

Weißstickerei, s. Stickerei.

Weißstrahl, Eisensorte, s. Eisen.

Weißstuckputz, s. Abputz und Stuccaturarbeit.

Weißsüchtige, s. Albinos.

Weißsud, s. Weißsieden und Verzinnen.

Weißtanne, s. Tanne und Harznutzung.

Weißtannenritzenschorf, Hysterium (Lophodermium) nervisequium Fr., Pilz aus der Gattung Hysterium (s. d.), lebt in den zweijährigen und ältern Nadeln der Weißtanne und verursacht ihren vorzeitigen Abfall. Meist erst nach dem Abfall der Nadeln entwickeln sich oberseits derselben die Fruchtkörper des Pilzes in zwei wellig gekräuselten schwarzen Längswulsten (Spermogonien), unterseits auf der Mittelrippe in einem Längswulst (Apothecien). Die in den Apothecien im nächsten Frühjahr reifenden Sporen verbreiten die Krankheit durch Keimung auf gesunden Nadeln.

Weißwaren, alle unbedruckten, baumwollenen, gebleichten Gewebe, wie Musselin, Gaze, Shirting u. s. w., mit Einschluß der gemusterten und auf Jacquardstühlen erzeugten; auch die genähten und gestickten Gegenstände aus weißen baumwollenen und leinenen Geweben (Weißnähereien und Weißstickereien) zu Leibwäsche, Bettzeug, Ausputz u. dgl.

Weißwasser, Dorf und Gutsbezirk im Kreis Rothenburg des preuß. Reg.-Bez. Liegnitz, in der Oberlausitz, 8 km westlich von Muskau, an der Linie Berlin-Görlitz und den Nebenlinien W.-Forst in der Lausitz (29,9 km) und W.-Muskau (7,7 km) der Preuß. Staatsbahnen, ist im letzten Jahrzehnt in der Umgebung des Bahnhofs erweitert und hat (1895) 2815 E., Post, Telegraph, Kaiserdenkmal, neue evang. Kirche, elektrische Beleuchtung; 4 Hohlglashütten, Tafelglashütte, Porzellanfabrik, je 3 Schneidemühlen und Ziegeleien und Braunkohlenbergbau.

Weißwasser, czech. Bělá, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Münchengrätz in Böhmen, an der Linie Prag-Georgswalde-Eberbach der Böhm. Nordbahn, Sitz eines Bezirksgerichts (204,87 qkm, 12448 E.), hat (1890) 1848, als Gemeinde 3416 meist czech. E., alte Kirche (13. Jahrh.), altes Thor ("Böhmisches Thor") aus dem J. 1411, Forstlehranstalt; betrieben wird besonders Feintuch-, Wollwaren-, Dachsteinpappe-, Holzcement- und Papierfabrikation und Brauerei.

Weißwurm, s. Eintagsfliegen und Uferaas.

Weißwürste, s. Wurst.

Weistritz. 1) W. oder Schweidnitzer Wasser, linker Nebenfluß der Oder im preuß. Reg.-Bez. Breslau, entspringt in 525 m Höhe aus dem Rumpelbrunnen am Brunnberg im Kreis Waldenburg, trennt das Hochwaldgebirge vom Eulengebirge, nimmt rechts unterhalb Schweidnitz die Peilau, oberhalb Kanth das Schwarzwasser, links zwischen Kanth und Lissa das Striegauer Wasser auf und mündet nordwestlich von Breslau unterhalb Herrenprotsch. - 2) Habelschwerdter W., linker Nebenfluß der Neisse, entspringt in 753 m Höhe auf der Hohen Mense im Kreis Habelschwerdt, ist flößbar und mündet bei Habelschwerdt. - 3) Die Glatzer oder Reinerzer W., ebenfalls ein linker Nebenfluß der Neisse, entspringt an der Hohen Mense auf den Seefeldern, im Kreis Glatz, durchfließt das Grunwalder Thal und mündet bei Glatz.

Weistum, im Mittelalter zunächst die von den Schöffen für Einheimische oder Fremde erteilte Rechtsbelehrung; dann überhaupt jede urkundliche, von Gemeinden, Genossenschaften oder Schöffenkollegien veranlaßte Erklärung über bestehendes Recht, namentlich über das Gewohnheitsrecht, welches für einzelne Orte, namentlich Dorfschaften, gilt. Dergleichen W. finden sich vom 13. Jahrh. an und enthalten oft sehr alte Rechtssatzungen und Gebräuche, besonders auch Bestimmungen über die Rechtsverhältnisse der Herrschaft zu den Ortseinwohnern. Eine Sammlung von "Weistümern" veranstaltete Jak. Grimm (4 Bde., Gött. 1840-63; fortgesetzt von Schröder, Bd. 5-7, bis 1878); österreichische W. von Siegel, Tomaschek, Zingerle, Inama-Sternegg u. s. w. (Bd. 1-8, Wien 1870-96).

Weisung, Direktive, s. Befehl.

Weitbrecht, Karl, Dichter, geb. 8. Dez. 1847 zu Neuhengstett bei Calw, studierte in Tübingen Theologie und Litteratur, war bis 1874 Pfarrvikar an mehrern Orten seiner Heimat und seitdem Diakonus in Schwaigern. 1886 wurde er Rektor der höhern Töchterschule und des Lehrerinnenseminars, 1892 zugleich Privatdocent am eidgenössischen Polytechnikum in Zürich, 1893 Professor der Ästhetik und deutschen Litteratur in Stuttgart. In die Öffentlichkeit trat W. zuerst 1870 mit seinen schwunghaften "Liedern von einem, der nicht mit darf" (Stuttg. 1871). Eine Gesamtausgabe der "Gedichte" erschien Stuttgart 1875 (3. Aufl. 1880). Mit seinem Bruder Richard W. gab er "Gschichta-n aus-m Schwôba-^[folgende Seite]