Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

632

Wenden (Dorf) - Wenersee

und ein kath. Bücherverein. Volksüberlieferungen sammelten Schmaler ("Volkslieder der W. in der Ober- und Niederlausitz", 2 Bde., Grimma, 1843-44; mit Karte des Sprachgebietes), W. von Schulenburg ("Wend. Volkssagen und Gebräuche", Lpz. 1880; "Wend. Volkstum in Sage, Brauch und Sitte", Berl. 1882), Mucke (Volksliederhefte; "Statistika łužiskich Serbow", Bautzen 1884-86, mit Karte), Hórnik, Černý u. a. Grammatiken von Pfuhl ("Laut- und Formenlehre der oberlausitzisch-wend. Sprache", Bautzen 1867), Mucke ("Histor. und vergleichende Laut- und Formenlehre der niedersorbischen Sprache", Lpz. 1895), Kral ("Grammatik der oberwend. Sprache", Bautzen 1895); Wörterbücher von Pfuhl ("Wend. Wörterbuch", Bautzen 1866) und Zwahr ("Niederlausitzisch-wend.-deutsches Wörterbuch", Spremberg 1846-47). - Vgl. Andree, Wend. Wanderstudien (Stuttg. 1873); ders., Das Sprachgebiet der Lausitzer W. vom 16. Jahrh. bis zur Gegenwart (Prag 1873); Boguslawski und Hórnik, Historija serbskeho naroda (mit histor. Karte aus dem 6. bis 11. Jahrh., Bautzen 1884); Pypin, Das serb.-wend. Schrifttum in der Ober- und Niederlausitz (Lpz. 1884); E. Müller, Das Wendentum in der Niederlausitz (Cottb. 1894).

Wenden, preuß. Dorf, s. Bd. 17.

Wenden. 1) Kreis im südl. Teil des russ. Gouvernements Livland, im Gebiet der livländ. Aa und des Ewest (zur Düna), hat 5637,3 qkm, darunter 77 qkm Seen, 130695 E., meist Letten; Roggen-, Kartoffel- und Flachsbau, Viehzucht, 1 Papier-, 1 Tuchfabrik, 13 Brauereien, 4 Branntweinbrennereien, 9 Wollkämmereien. - 2) W., lett. Zehse und Kehs, esthn. Wenno-lin, Kreisstadt im Kreis W., in malerischer Gegend (der sog. Livländischen Schweiz), 5 km links van^[korrekt: von] der Aa entfernt und an der Linie Petersburg-Riga der Baltischen Eisenbahn, hat (1893) 4516 E., Post, Telegraph, eine großartige Schloßruine; die evang. St. Johanniskirche, 1281 erbaut, mit dem Grabmal Plettenbergs (s. d.), eine russ. Kirche, eine Wasserheilanstalt; eine Dampfmühle und eine Wollkämmerei. Die ehemalige Burg W. kam 1204 in die Hände der Schwertritter. 1238 wurde W. Residenz des Ordensmeisters und blieb es fast 300 Jahre. W. kam 1562 zu Polen, 1622 zu Schweden und 1710 zu Rußland.

Wendengräber, s. Bestattung.

Wendenpfennig, s. Tafel: Münzen III, Fig. 15.

Wendepflug, s. Pflug.

Wendeplatte, s. Transportable Eisenbahnen nebst Tafel, Fig. 7.

Wendepunkt, s. Wendetangente.

Wender, s. Spinnerei.

Wender., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Georg Wilhelm Franz Wenderoth, geb. 1774 zu Marburg, gest. 1861 daselbst als Professor der Botanik.

Wenderwalzen, s. Spinnerei.

Wendescheiben, s. Eisenbahnsignale.

Wendeschemel, s. Wagen.

Wendetangente, diejenige Tangente einer Kurve, bei der eine plötzliche Richtungsänderung des Kurvenlaufs eintritt, so daß die beiden Kurvenzweige auf entgegengesetzten Seiten der W. liegen. Der Berührungspunkt einer W. heißt Inflexionspunkt oder Wendepunkt und gehört zu den sog. Singularitäten (s. d.).

Wendezeher, s. Klettervögel.

Wendĭdad, Teil des Zendavesta (s. d.).

Wendisch-Buchholz, s. Buchholz.

Wendische Krone, von beiden Großherzögen von Mecklenburg 12. Mai 1864 gestifteter Hausorden, zerfällt in Großkreuze, Großkomture, Komture und Ritter; dazu kommt ein goldenes und ein silbernes Verdienstkreuz. Für Schwerin ist die Zahl der inländischen Dekorierten auf 6 Großkreuze, 18 Großkomture, 24 Komture und 48 Ritter, für Strelitz auf je ein Drittel dieser Zahlen festgesetzt. Ordenszeichen ist ein vierarmiges, achtspitziges, goldeingefaßtes, weiß emailliertes Kreuz, zwischen dessen Armen je ein goldener Greif. Das blaue Mittelschild zeigt die goldene wend. Krone, aus der roten Umrahmung für Schwerin die Worte: Per aspera ad astra, für Strelitz: Avito viret honore in goldenen Buchstaben. Das Kreuz wird von einer Krone überhöht und an gelb und rot gerandetem lichtblauem Bande getragen. Für die Verdienstkreuze ist das Band rot mit blau und gelben Rändern festgesetzt. (S. Tafel: Die wichtigsten Orden I, Fig. 16.)

Wendische Spree, s. Dahme.

Wendl., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Johann Christoph Wendland, geb. 1755 zu Landau, gest. 1828 als Inspektor des königl. Gartens zu Herrenhausen bei Hannover.

Wendland, der nordöstliche Teil des ehemaligen Fürstentums Lüneburg (s. d.).

Wendland, Johann Christoph, s. Wendl.

Wendorf, Seebad bei Wismar (s. d.).

Wendungen, Veränderungen der Frontrichtung durch Drehen des Körpers auf der Stelle. In den Vorschriften der verschiedenen Armeen kommen W. vor um einen Achtelkreis (45°), um einen Viertelkreis (90°) und um einen halben Kreis (180°). Im deutschen Heere nennt man die genannten W. Viertelwendungen, halbe W. und ganze (Kehrt-) W.; die Bezeichnung in andern Heeren ist verschieden, in Österreich z. B. heißen sie halbe, ganze und doppelte W. Bei der Infanterie kann jeder Mann einer Abteilung die W. für sich allein ausführen, da der ihm im Gliede zur Verfügung stehende Raum eine quadratische Form hat. Bei der Kavallerie da gegen nimmt der einzelne Reiter einen Raum ein, der etwa dreimal so tief wie breit ist; er kann daher W. im Gliede ohne Störung der engen Aufstellung nicht machen; jede Wendung kann nur von wenigstens drei Reitern gemeinsam ausgeführt werden und ist eigentlich eine Schwenkung. Geschütze und Fahrzeuge können nur bei einer Aufstellung mit ganzen Zwischenräumen W. ausführen.

Wenern, s. Wenersee.

Wenersborg, Stadt im schwed. Wenersborgs oder Elfsborgs Län (s. d.), an der Südspitze des Wenersees auf einer Landzunge zwischen dem Götaelf und dem See, durch welche ein Kanal geleitet ist, und in Eisenbahnverbindung mit der Stadt Uddevalla und der Station Herrljunga auf der westl. Stammbahn, hat (1893) 5637 E.; Getreidehandel, Fabrikation von Leder, Zündhölzchen u. s. w.

Wenersee, Wenern, auch Wänern, der größte See Skandinaviens und nach dem Ladoga und Onega der größte in Europa, in Südschweden gelegen, von den Landschaften Wermland, Westergötland und Dalsland umgeben, ist in seiner Hauptrichtung von Nordosten gegen Südwesten etwa 180 km lang, 80 km breit und bedeckt einen Flächenraum von 5808 qkm, wovon 240 qkm Inseln. Der See liegt 44,1 m über dem Spiegel der Nordsee, seine Wasserhöhe variiert bis über 3 m,