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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wickel - Wicklow

wendet, wurde er 1874 zum Kapitän zur See befördert und 1878 als Kommodore eines Geschwaders nach Nicaragua gesandt. 1882 zum Konteradmiral, 1885 zum Viceadmiral befördert, war er lange Zeit hindurch Chef der Marinestation der Ostsee und arbeitete unter dem Chef der Admiralität von Stosch den erweiterten Entwurf für die Seetaktik aus. Er leitete fünf Jahre hindurch die großen Geschwaderübungen und Seemanöver der deutschen Flotte, sah sich aber 1887 durch Krankheit genötigt, sich zur Disposition stellen zu lassen. Er starb 28. Nov. 1895 in Berlin.

Wickel (Cincinnus), eine Form der sympodialen Blütenstände (s. d.), bei der die Einzelblüten sämtlich nach derselben Seite sich abzweigen.

Wickelbär, s. Kinkaju.

Wickelmaschine, s. Spinnerei (Wollspinnerei), Flachsspinnerei und Baumwollspinnerei.

Wickelschlangen oder Rollschlangen (Tortricidae), eine aus drei Gattungen und fünf Arten bestehende Familie nichtgiftiger Schlangen, die das südl. Amerika von Kalifornien bis Brasilien und das kontinentale und insulare Ostindien bis Timor bewohnen. Der Kopf der W. ist klein, der Schwanz kurz abgestumpft, die Färbung meist prächtig in Querstreifen verteilt. Die W. leben unterirdisch und ihre Augen sind insoweit rudimentär, als sie sehr klein und von einer durchscheinenden Hornschuppe bedeckt sind. Eine der bekanntesten Arten ist die tropisch-amerik. Korallenrollschlange (Tortrix scytale Hempr., s. Tafel: Schlangen, Fig. 3), bis 70 cm lang, siegellackrot mit schwarzen Ouerstreifen.

Wickelschwanz, s. Kinkaju.

Wickelstich, s. Stickerei.

Wickelwalze, s. Walze.

Wickelwolle, s. Angorawolle.

Wickelzähner, soviel wie Labyrinthodonten (s. d.)

Wickenburg, Albr., Graf von, Schriftsteller, geb. 4. Dez. 1838 in Graz (Steiermark), studierte seit 1856 in Wien die Rechte und war 1860‒63 Beamter im österr. Staatsdienst. Seitdem lebt er als Privatmann in Gries bei Bozen. W. veröffentlichte die Gedichtsammlungen: «Eigenes und Fremdes» (Wien 1874; 2. Aufl. 1887), «Tiroler Helden» (Innsbr. 1893), «Mein Wien» (Wien 1894), «Altwiener Geschichten und Figuren» (ebd. 1896); ferner bearbeitete er eine Anzahl ausländischer Dichtungen, wie Michael Draytons «Nymphidia» (mit Wilhelmine von W., Heidelb. 1873), den «Entfesselten Prometheus» von Shelley (Wien 1876), Swinburnes «Atalanta in Calydon» (ebd. 1878), Tennysons «Harald» (Hamb. 1880), «Die Abenteurerin» von Augier (Wien 1881), den altfranz. Schwank «Meister Pathelin» (ebd. 1884) und das peruan. Drama «Ollanta» (ebd. 1876; auch in Reclams «Universalbibliothek»).

Seine Gattin Wilhelmine, geborene Gräfin Almasy, geb. 8. April 1845 in Ofen, verheiratete sich 1868 mit Albrecht von W. und starb 22. Jan. 1890 in Gries bei Bozen. Sie schrieb: «Gedichte» Wien 1866 u. ö.), «Neue Gedichte» (ebd. 1869) und als dritte Folge der Gedichte «Erlebtes und Erdachtes» (Heidelb. 1873), die erzählenden Gedichte «Emanuel d’Astorga» (ebd. 1872; 2. Aufl. 1875), «Der Graf von Remplin» (Wien 1874) und «Marina» (Heidelb. 1876), das Drama «Radegundis» (Wien 1880) und das Lustspiel «Ein Abenteuer des Dauphin» (ebd. 1882) u. a. Wilhelmine von W. ist auch die Verfasserin des bekannten «Mahnrufs an die Deutschen in Österreich» (1886).

Wickendorfer Kanal, s. Tabelle Ⅰ zur Karte: Die Schiffahrtsstraßen des Deutschen Reiches, beim Artikel Schiffahrtskanäle.

Wickersheimersche Flüssigkeit, eine von dem Konservator Wickersheimer (gest. 1896) in Berlin angegebene Flüssigkeit, welche zur Konservierung tierischer und menschlicher Leichen sowie anatom. Präparate dient. 100 g Alaun, 25 g Kochsalz, 12 g Salpeter, 60 g Pottasche, 20 g arsenige Säure werden in 3 l Wasser gekocht und filtriert; auf 10 Volumen der Lösung sind 4 Volumen Glycerin und 1 Volum Methylalkohol zuzusetzen. Mittels eines konstanten Druckapparats von 2 m Druckhöhe wird diese Mischung nach vorausgegangener Entleerung der Bauchhöhle in die große Halsschlagader der betreffenden Leiche injiziert. (S. Einbalsamieren.) Über die W. F. für Nahrungsmittel s. Konservierungsmittel.

Wickhafer, ein Mengfutter (s. Gemenge) von Wicken, Hafer und Feldbohnen, zum Grünfüttern für Rindvieh häufig angebaut.

Wickler, Blattwickler oder Blattroller (Tortricidae), eine Familie der Kleinschmetterlinge (s. d.), deren mit acht Paar Beinen versehene Räupchen meistens die Eigenschaft haben, sich Blätter zur Wohnung zusammenzurollen und mit einigen Fäden zu einer Röhre zu wickeln. Einige Arten leben indes auch in Blüten, Beeren, Früchten oder in jungen Schossen. Die Räupchen sind stets nur sehr sparsam behaart und verpuppen sich in einem leichten Gespinst an dem Orte, wo sie lebten. Die Schmetterlinge haben fein gekerbte Fühler, an der Wurzel breite, häufig lebhaft gefärbte, mit metallglänzenden Linien und einem besonders gefärbten Fleck (Spiegel) vor dem Innenrande verzierte Oberflügel, während die Unterflügel einfarbig grau sind. Sie tragen die Flügel in der Ruhe dachförmig und fliegen erst gegen Abend. Die W. gehören zu den schädlichsten Raupen. Einige sind Waldverwüster, so mehrere Arten Tortrix buoliana Fab., turionana L., resinana Ratz.) auf Nadelhölzern, die Triebe ausfressend, andere auf Eichen (Tortrix viridana L.); andere wickeln an Obstbäumen, darunter besonders der graue oder rote W. (Tortrix ocellana Tr. und variegana Tr.), die sich in die Knospen der Apfel- und Birnbäume einbohren und diese oft ganz zerstücken; andere leben in Früchten.

Hierher gehört der Apfelwickler und der ähnliche Pflaumenwickler (s. Obstmaden). In schlimmster Weise macht sich der goldgelbe Rosenwickler (Tortrix Bergmanniana L.) bemerkbar. Schon im April mit den Blättern auf Gartenrosen erscheinend, lebt und frißt die Raupe zwischen zusammengesponnenem Laube und verläßt ihren Schlupfwinkel nur, um Blätter und junge Knospen aufzusuchen. In ihrer Gesellschaft lebt das Räupchen von Tortrix Forskåleana L. Der gefährlichste aller W. ist der Traubenwickler (s. d.).

Wicklow (spr. -loh), Grafschaft der irischen Provinz Leinster (s. Karte: Irland), von der Irischen See im O., Dublin im N., Kildare und Carlow im W., Wexford im S. begrenzt, hat auf 2024 qkm (1891) 62163 E. gegen 73679 im J. 1881 und 126143 im J. 1841. 79 Proz. sind Katholiken. Das Land ist gebirgig und durch seine Naturschönheiten berühmt. Das Bergland von W., 89 km lang und über 48 km breit, besteht teils aus Berggruppen, teils aus vereinzelten Bergen und Bergzügen. An der Grenze von Wexford