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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wien (Vergnügungsorte und Umgebung)

2325 Hilfszillen, 596 Flöße, und gingen bergwärts ab 138 Schleppschiffe, 725 Plätten und 796 Hilfszillen. Dieselben brachten 13472 t Bausand und Steine, 27661 t Pflastersteine, 39950 t Bau- und Werkholz u. s. w.

Eisenbahnen. W. hat sieben Bahnhöfe und liegt an den Linien W.-Oderberg-Krakau (413 km), W.-Lundenburg-Brünn (144 km), W.-Gänserndorf-Marchegg (50 km) der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn (Nordbahnhof), W.-Gmünd-Pilsen-Eger (455 km), W.-Gmünd-Prag (350 km), W.-Absdorf-Krems (76 km, Franz-Josephs-Bahnhof), W.-Salzburg (314 km, Westbahnhof), W.-Praterstern-Hauptzollamt-Meidling-Hütteldorf (16 km) und W.-Penzing-Klein-Schwechat-Kaiser-Ebersdorf (25 km) der Österr. Staatsbahnen, W.-Pottendorf-Wiener Neustadt (55 km) und W.-Graz-Laibach-Triest (589 km) der Österr. Südbahn (Südbahnhof), W.-Brünn-Prag-Bodenbach (540 km), W.-Bruck an der Leitha-Hainburg (62 km) und W.-Marchegg (46 km) der Österr.-Ungar. Staatseisenbahngesellschaft (Staatsbahnhof), W.-Nimburg-Tetschen (458 km) der Österr. Nordwestbahn (Nordwestbahnhof), W.-Aspang (87 km) und W.-Klein-Schwechat (10 km) der W.-Aspang-Eisenbahn (Aspang-Bahnhof).

Auf den Staatsbahnen sind 1895 angekommen und abgereist 5392357, auf den Privatbahnen 13014692 Personen. Der Güterverkehr auf allen Bahnen betrug 1895: 6505 t Reisegepäck im Abgang (5546 t im Eingang), 84699 (191810) t Eil- und 1433974 (5043228) t Frachtgut.

Außerdem bestehen noch: 1) Die Kahlenbergbahn (s. d.); 2) die Dampftramway der Dampftramwaygesellschaft, vormals Krauß & Co., mit den Strecken W.- (seit 1894 Hietzing-)Mödling und Hietzing-Ober-St. Veit mit 16,05 km, ferner W.-Stammersdorf und W.-Groß-Enzersdorf (26 km). Hierzu treten noch 3) 11,7 km Dampfbahnen der Neuen Wiener Tramwaygesellschaft und 4) die Lokalbahn W.-Wiener-Neudorf mit 12,9 km Betriebslänge. Auf den Linien 2-4 wurden 1895: 8258065 Personen befördert.

Pferdebahnen. Die Wiener Tramway- (sog. alte Tramway-)Gesellschaft hat 80,47 km Betriebslänge und ein Aktienkapital von (1895) 12,316 Mill. Fl., die Neue Wiener Tramwaygesellschaft 30,09 km (einschließlich 11,7 km Dampfbahnen) und 4,009 Mill. Fl.; die Betriebseinnahmen betrugen 5073908 und 903184, die Ausgaben 3926362 und 688117 Fl., die Zahl der beförderten Personen 56,81 und 11,08 Mill., der Personenwagen 710 und 207, der Pferde 3074 und 573 sowie 29 Lokomotiven. Einzelne Linien werden bereits elektrisch betrieben, die Ausdehnung auf andere ist im Werke. Außerdem waren 1895 zur Beförderung des Personenverkehrs vorbanden 971 Fiaker, 1511 Einspänner, 952 Lohnkutschen, 577 Stellwagen und 3502 Frachtwagen.

Post und Telegraph. 1895 wurden aufgegeben 124,57 Mill. Briefe, 37,6 Postkarten, 60,23 Zeitungen, 54,02 Drucksachen, 3,84 Muster und Warenproben; angekommen sind 94,18 Mill. Briefe, 28,9 Postkarten, 10,8 Zeitungen, 9,6 Drucksachen, 2,03 Muster. Angekommen (abgegangen) sind ferner 2,29 (7,37) Mill. Sendungen ohne Wert, 421840 (609410) Geldbriefe mit 730,9 (1172,8) Mill. Fl.; 803420 (2040880) Sendungen mit 266,9 (567,2) Mill. Fl. Wert, 1,95 (13,72) Mill. Fl. Nachnahmen, 39057 (196461) Postaufträge. Die Zahl der Postämter betrug 1895: 100 mit 1050 Briefkästen, der pneumat. Stationen 43, der Staats-Telegraphenämter 128; aufgegeben wurden 2270223, aufgenommen 2159780, übertelegraphiert 6006534 Depeschen. Das Privat-(Lokal-)Telegraphennetz wurde 1895 verstaatlicht. Seit 1. Jan. 1895 besteht nur noch ein Staatliches Lokal-Telephonnetz in W. mit zwei Centralen, 45 Stationen mit 8582 Abonnenten. Die Länge der Linien betrug 2385, der Leitungsdrähte 44302 km. Über Postsparkassen s. d.

Neue Verkehrsanlagen. Durch Gesetz vom 18. Juli 1892 wurde zwischen der Staatsregierung, dem Kronland Niederösterreich und der Stadt W. ein Programm vereinbart, welches bezweckt die Ausführung und finanzielle Sicherstellung 1) der Wiener Stadtbahn; 2) der Regulierung der W. sowie Anlage beiderseitiger Sammelkanäle; 3) der Anlage von Hauptsammelkanälen beiderseits des Donaukanals; 4) der Umwandlung des Donaukanals in einen gegen Hochwasser geschützten Handels- und Winterhafen.

Das Bahnprogramm umfaßt 1) Hauptbahn-Gürtellinie, welche die Franz-Josephs-Bahn mit den übrigen Bahnen längs des Gürtels verbindet (15,3 km, Kosten etwa 25,25 Mill. Fl.); 2) Donaustadtlinie (5,6 km, 3,6 Mill. Fl.); 3) Vorortlinie von Döbling nach Penzing (9,3 km, 9,7 Mill. Fl.); dann die Lokalbahnen: 4) Wienthalbahn (s. d.); 5) Donaukanallinie (6 km, 7,9 Mill. Fl.) und 6) innere Ringlinie (4 km, 5,4 Mill. Fl.). Diese Bahnen sollten bis Ende 1897 vollendet sein. In der zweiten Bauperiode (1898-1900) sollten vollendet werden eine Hauptbahn längs des Donaukanals und eine in der Donaustadt, sowie Lokalbahnen entlang des Rennweges zum Centralfriedhof, nach Dornbach und Pötzleinsdorf und zwei unterirdische Radiallinien quer durch die innere Stadt. Das Bauprogramm hat mehrfache Änderungen erfahren: die innere Ringbahn und die Donaustadtlinie fallen fort und die als Lokalbahn in Aussicht genommenen Wienthal- und Donaukanallinien werden als Hauptlinien ausgeführt. Die Vorort-, die obere Wienthallinie (von Hütteldorf-Meidlinger Hauptstraße-Heiligenstadt) und die Gürtellinie sollen 1898, die untere Wienthallinie (Meidlinger Hauptstraße-Hauptzollamt-Praterstern) und die Donaukanallinie 1899 vollendet werden.

Fremdenverkehr. 1895 kamen in den Hotels 354837 Fremde an, davon aus Österreich 186833, Ungarn 72155, Bosnien 1209, Deutschland 34103, Rußland 17479, Rumänien 10979, Amerika 5731, Frankreich 5304, Italien 4111, England 4029 u. s. w. Die stärkste Frequenz hatte der August mit 43008, die geringste der Januar mit 18976 Fremden.

Vergnügungsorte und Umgebung. Am Ring liegt der Stadtpark (6,18 ha) mit dem schönen, 1865-67 erbauten Kursalon im florentin. Stil und mehrern Denkmälern; an ihn stößt, durch die W. getrennt, der Kinderpark; von hier ziehen sich längs der W. Anlagen bis zur Elisabethbrücke. Der abgeschlossene Hofgarten, die Anlagen zwischen den beiden Hofmuseen, vor dem Justizpalast der Volksgarten mit dem Theseustempel, der Rathausplatz und der Park vor der Votivkirche; den Abschluß dieser den Ring begleitenden Anlagen bilden jene am Franz-Josephs-Quai. Die gesamten (150) städtischen Anlagen bedecken eine Fläche von 976 ha. In der Leopoldstadt ist vor allem der ausgedehnte k. k. Prater, der schönste Naturpark, zu nennen, welcher (719 ha