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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wilhelm (Karl) - Wilhelmshaven

Die einzigen Gemälde, die ihm mit einiger Wahrscheinlichkeit zugeschrieben werden können, sind Reste von Wandmalereien aus dem Rathause, jetzt im Hof des Kölner Museums. Dagegen muß es ungewiß bleiben, ob er in der That die ihm heutzutage allgemein zugeschriebenen Werke, wie die Madonna mit der Bohnenblüte (Germanisches Museum in Nürnberg), den Crucifixus mit den Aposteln (Kölner Museum), den Klaraaltar im Dom zu Köln u. a. geschaffen hat.

Wilhelm, Karl, der Komponist des Liedes «Die Wacht am Rhein», geb. 5. Sept. 1815 zu Schmalkalden, war 1841‒65 in Krefeld Musiklehrer und Musikdirektor mehrerer Gesangvereine. Bei Gelegenheit der Silbernen Hochzeit des Prinzen von Preußen (nachmaligen Deutschen Kaisers Wilhelm Ⅰ.) 11. Juni 1854 ließ er in Krefeld das von ihm komponierte Lied «Die Wacht am Rhein» (Text von Max Schneckenburger) zuerst von einer größern Anzahl Sänger singen; doch erlangte Text und Melodie erst beim ersten Deutschen Sängerbundesfeste zu Dresden (Juli 1865), namentlich aber beim Beginn des Deutsch-Französischen Krieges im Juli 1870 eine allgemeine Verbreitung. Nach dem Versailler Frieden von 1871 erhielt W. vom Reichskanzleramt eine Nationaldotation von 1000 Thlrn. jährlich zugesichert. Er starb 26. Aug. 1873 zu Schmalkalden.

Wilhelma, Landhaus bei Cannstatt (s. d.).

Wilhelmdor. 1) Frühere kurfürstliche hess. Goldmünze (Pistole), seit 1841 und bis 1857 ganz im Münzfuße der gleichzeitigen preuß. Friedrichdor (s. d.) geprägt. 2) In Holland das bis 1875 geprägte Goldstück zu 10 Fl. (Gouden Willem), seit Mitte 1850 nur noch Handelsmünze, also mit veränderlichem Preis in der holländ. Silberwährung. Gewicht 6,729 g, Feinheit 900 Tausendteile, demnach Feingewicht 6,0561 g, und zum Preise von 2790 M. für 1000 g Feingold = 16,8965 M.

Wilhelm-Glücksbrunn, Salzwerk bei Creuzburg (s. d.).

Wilhelmina, der 392. Planetoid.

Wilhelmina, Königin der Niederlande, s. Wilhelm Ⅲ., König der Niederlande.

Wilhelminaoord, niederländ. Armenkolonie, s. Frederiksoord.

Wilhelmine, Friederike Sophie, Markgräfin von Bayreuth, älteste Tochter des Königs Friedrich Wilhelm Ⅰ. von Preußen, geb. 3. Juli 1709, vermählte sich 1731 mit dem spätern Markgrafen Friedrich von Bayreuth, nachdem der Plan ihrer Verheiratung mit dem Prinzen von Wales sich zerschlagen hatte. Auch W. war, wie ihr Bruder Friedrich, von dem Vater, der für die Neigungen der reichbegabten Tochter kein Verständnis besaß, hart und vielfach ungerecht behandelt worden; aber, anders als Friedrich, gewann sie nicht die Selbstüberwindung und Einsicht, um in späterm Alter die vortrefflichen Seiten des Vaters zu erkennen und würdigen zu lernen und die Erinnerung an seine Schwächen zurückzudrängen. Die geistvolle, leicht erregte, aber auch sehr boshafte, satirische und klatschsüchtige Fürstin verfaßte in franz. Sprache Memoiren (die J. 1706‒42 behandelnd, 2 Bde., Braunschw. 1810; deutsch Tüb. 1810), die ein recht pikantes, aber verzerrtes Bild geben von dem Hofe und dem Charakter Friedrich Wilhelms Ⅰ. Gegen ihre Glaubwürdigkeit richten sich Droysen in der «Geschichte der preuß. Politik» (Tl. 4, Bd. 4) und Ranke in den «Abhandlungen und Versuchen» (1872; «Gesammelte Werke», Bd. 24); ferner Pierson, König Friedrich Wilhelm Ⅰ. in den Denkwürdigkeiten der Markgräfin von Bayreuth (Dissertation; Halle 1890) und Bernbeck, Die Denkwürdigkeiten der Markgräfin Friederike Sophie W. von Bayreuth und die engl.-preuß. Heiratsverhandlung von 1730 (Gieß. 1894). Von einer weit günstigern Seite zeigt sich die Markgräfin in ihren Briefen an Friedrich d. Gr., wo sie als begeisterte Anhängerin Preußens, als liebevolle Schwester, als die geistvolle Freundin Voltaires hervortritt. Sie starb 14. Okt. 1758. – Vgl. Polit. Korrespondenz Friedrichs d. Gr., Bd. 13‒17 (Berl. 1885‒89), und Œuvres de Frédéric le Grand, Bd. 27, Tl. 1 (Akademische Ausgabe).

Wilhelmj, Aug., Violinist, geb. 21. Sept. 1845 zu Usingen im Nassauischen, ging 1861 zu Liszt nach Weimar und darauf zu Ferd. David nach Leipzig. Außerdem studierte er unter Hauptmann und Richter, später in Wiesbaden unter Joachim Raff Theorie. Seit der Zeit konzertierte W., dessen Spiel sich namentlich durch großen Ton auszeichnet, in allen civilisierten Ländern. 1865‒78 reiste er in Europa, dann begab er sich nach Nordamerika; über Neuseeland, Australien, China, Japan und Ägypten kehrte er 1882 nach Europa zurück. Spätere Kunstreisen führten ihn 1886 auch nach Konstantinopel. 1876 war er Konzertmeister bei den Bayreuther Aufführungen und organisierte 1876 auch die Wagnerfestspiele in London. Seit 1894 ist er als erster Professor an der Guildhall-Akademie in London thätig und widmet sich in letzter Zeit dem Komponieren.

Wilhelm-Luxemburg-Eisenbahn, s. Luxemburgische Eisenbahnen.

Wilhelmsbad. 1) Gutsbezirk und Gesundbrunnen im Kreis Hanau des preuß. Reg.-Bez. Cassel, an den Linien Frankfurt-Aschaffenburg und Frankfurt-Eberbach der Hess. Ludwigsbahn, hat (1895) 46 E. W. erhielt den Namen vom nachmaligen Kurfürsten Wilhelm Ⅰ. von Hessen, der bei den 1709 entdeckten Eisenquellen noch als Erbprinz 1779 ein Kurhaus und eine künstliche Ruine aufführen und einen 30 ha großen Park anlegen ließ, jetzt Eigentum des preuß. Domänenfiskus. – 2) Solbad bei Aschersleben (s. d.).

Wilhelmsburg an der Elbe, preuß. Landgemeinde, s. Bd. 17.

Wilhelmsdorf. 1) Kolonie, s. Arbeiterkolonien. – 2) W. in Württemberg, Dorf, s. Wilhelmsdorf (Bd. 17).

Wilhelms-Eisenbahngesellschaft, s. Oberschlesische Eisenbahn.

Wilhelmshafen, s. Wilhelmshaven.

Wilhelmshall, Saline bei Rottweil.

Wilhelmshaven (Wilhelmshafen), Stadt und Reichskriegshafen im Kreis Wittmund des preuß. Reg.-Bez. Aurich, auf der Landseite von oldenb. Gebiet umschlossen, am Ems-Jade-Kanal und den Linien W.-Wittmund (27,6 km) und Bremen-W. (96,7 km) der Oldenb. Eisenbahn, Station der Deutschen Nordseeflotte und Sitz einer Kommandantur, des Kommandos der Marinestation der Nordsee, der 2. Marineinspektion, der Inspektion der Marineartillerie, der Marinedepot-Inspektion, der Oberwerftdirektion, Festungsbaudirektion, einer Fortifikation, eines Amtsgerichts (Landgericht Aurich), Nebenzollamtes erster Klasse, Seemannsamtes, Artillerie- und Minendepot, hat (1895) 19422 (12087 männl., 7335 weibl.) E., darunter 2026 Katholiken und 7 Israeliten, in Garnison die 2. Ma- ^[folgende Seite]