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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wilhelm; Wilhelm der Löwe; Wilhelm Ⅰ.; Wilhelm Ⅱ.

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Wilhelm der Löwe (König v. Schottland) - Wilhelm (Maler)

Grafen W. (hg. von Th. Schmalz, Hannov. 1783); Varnhagen von Ense, Biogr. Denkmale (Berl. 1824); Preuß. Militär-Wochenblatt (ebd. 1869).

Wilhelm der Löwe, König von Schottland (1165‒1214), Bruder und Nachfolger Malcolms Ⅳ., beanspruchte von Heinrich Ⅱ. von England die Belehnung mit den nordengl. Besitzungen, die Malcolm Ⅳ. verloren hatte. Wegen Heinrichs Weigerung begann er 1173 einen Krieg, geriet aber in Gefangenschaft und mußte 1175 seine Krone als engl. Lehen annehmen. Er starb 1214; ihm folgte sein Sohn Alexander Ⅱ.

Wilhelm Ⅱ., der Gute, der letzte anerkannte normann. König von Sicilien und Neapel (1166‒89), regierte mit Gerechtigkeit, Einsicht und Milde und schuf so sich und der Normannenherrschaft in Sicilien ein glänzendes Andenken. Er starb 16. Nov. 1189. Sein Nachfolger war Kaiser Heinrich Ⅵ. (s. d.), der Hohenstaufe, als Gatte seiner Tante Konstanze (s. d.), welcher das Haus der Normannen 1194 verdrängte. – Vgl. La Lumia, Storia della Sicilia sotto Guglielmo il Buono (Flor. 1876).

Wilhelm Ⅰ., König von Württemberg (1816‒64), geb. 27. Sept. 1781 zu Lüben in Schlesien, wo sein Vater, der nachmalige König Friedrich Ⅰ. (s. d.), damals als preuß. Generalmajor in Garnison lag; seine Mutter war die Prinzessin Auguste Karoline Friederike Luise von Braunschweig-Wolfenbüttel. Der gebieterische Sinn des Vaters legte den Grund zu spätern Mißverhältnissen zwischen Vater und Sohn. 1800 trat W. als Freiwilliger in das österr. Armeekorps unter dem Erzherzog Johann und zeichnete sich in der Schlacht von Hohenlinden aus. Um dem häuslichen Druck zu entgehen, unternahm er 1803 eine Reise nach Frankreich und Italien. Erst 1806 kehrte W. in das Vaterland zurück, wo er nun als Kronprinz bis 1812 zurückgezogen lebte. Auch seine Vermählung 1808 mit der Prinzessin Charlotte Auguste, Tochter des Königs Maximilian Ⅰ. Joseph von Bayern, von der er sich 1814 scheiden ließ, änderte in seiner Lebensweise wenig. Als 1812 Napoleon Ⅰ. den Krieg gegen Rußland begann, mußte W. sich an die Spitze des württemb. Kontingents stellen. Nach dem Einrücken in das russ. Gebiet blieb er, gefährlich erkrankt, in Wilna zurück, von wo er nach seiner Genesung ins Vaterland zurückkehrte. Als nach der Schlacht bei Leipzig sein Vater den Verbündeten beigetreten war, übernahm W. das Kommando des 7. Armeekorps. 1814 zeichnete er sich bei La Rothière, Bar-sur-Aube, Arcis-sur-Aube, La Fère-Champenoise, Vincennes durch persönlichen Mut und Feldherrnkunst aus, wurde aber bei Montereau durch die dreifache Übermacht Napoleons geschlagen. Im Feldzuge von 1815 hatte er das Kommando über das 3. Armeekorps im Elsaß. 1816 vermählte sich W. mit der Großfürstin Katharina Pawlowna, Witwe des Prinzen Georg von Holstein-Oldenburg. (Vgl. Merkle, Katharina Pawlowna, Königin von Württemberg, Stuttg. 1890.) Sie starb 9. Jan. 1819, nachdem sie ihm zwei Töchter geboren hatte: Marie, geb. 30. Okt. 1816, gest. 4. Jan. 1887 als Witwe des württemb. Generalmajors Alfred Grafen von Neipperg, und Sophie, geb. 17. Juni 1818, vermählt 1839 mit dem König Wilhelm Ⅲ. der Niederlande, gest. 3. Juni 1877.

Nach dem Tode seines Vaters, 30. Okt. 1816, trat W. die Regierung an. Die verworrenen Zustände des Landes wurden geregelt, Sparsamkeit und Ordnung eingeführt und die definitive Feststellung der Verfassung nach langen und mühevollen Verhandlungen 1819 geregelt. W. war ein modern und praktisch denkender, einsichtiger, einem mäßigen Liberalismus mit Überzeugung zugethaner Mann, der den Versuch machte, der Metternichschen reaktionären Bundespolitik Widerstand zu leisten und den beiden Großmächten eine liberale Gruppe von Mittel- und Kleinstaaten (Trias) entgegenzustellen. Aber bei dem entschiedenen Vorgehen jener und der Uneinigkeit dieser sah er sich bald zum Rückzug genötigt. Preußen gegenüber zeigte er sich 1849 und 1850 sehr eifersüchtig auf die Wahrung seiner Souveränitätsrechte. Am 15. April 1820 vermählte sich W. zum drittenmal mit Pauline (geb. 4. Sept. 1800, gest. 10. März 1873), der Tochter seines Oheims, des Herzogs Ludwig von Württemberg, aus welcher Ehe die Prinzessin Katharina, geb. 24. Aug. 1821, vermählt seit 1845 mit dem Neffen des Königs, dem Prinzen Friedrich von Württemberg, Witwe seit 9. Mai 1870, ferner sein Nachfolger, der König Karl (s. d.), und die Prinzessin Auguste, geb. 4. Okt. 1826, vermählt seit 17. Juni 1851 mit dem Prinzen Hermann von Sachsen-Weimar, hervorgingen. W. starb 25. Juni 1864 auf dem Schlosse Rosenstein. Ein Reiterstandbild (von Hofer modelliert) wurde ihm 1884 im Vorhof des Museums der bildenden Künste in Stuttgart errichtet. Seinen Namen führt seit 1889 das Infanterieregiment Nr. 124. – Vgl. Strauß, König W. von Württemberg (in seinen «Kleinen Schriften», Neue Folge, Berl. 1866).

Wilhelm Ⅱ., Karl Paul Heinrich Friedrich, König von Württemberg, geb. 25. Febr. 1848, Sohn des Prinzen Friedrich von Württemberg (geb. 21. Febr. 1808, gest. 9. Mai 1870) und der Prinzessin Katharina, der Tochter König Wilhelms Ⅰ. von Württemberg, bezog 1865 die Universität Tübingen, befand sich im Kriege von 1866 im württemb. Hauptquartier, besuchte 1867 die Universität Göttingen, 1868‒69 zum zweitenmal die Universität Tübingen und begab sich im Frühjahr 1869 nach Berlin, um in preuß. Militärdienste zu treten. Dem Kriege von 1870 und 1871 wohnte er im Hauptquartier des Königs von Preußen bei. Bei seinem Abschied von der preuß. Armee erhielt er den Charakter eines Oberst à la suite derselben. Er trat in das württemb. Armeekorps ein und wurde Generalmajor, legte aber unter dem kommandierenden General von Schachtmeyer seine militär. Stellen nieder. Er blieb Inhaber des württemb. 2. Dragonerregiments und war Chef des russ. Draqonerregiments Nr. 10 von Nowgorod. Seinen Namen führt jetzt das 6. sächs. Infanterieregiment Nr. 105. Am 15. Febr. 1877 vermählte er sich mit der Prinzessin Marie zu Waldeck und Pyrmont (geb. 23. Mai 1857), und nachdem diese, mit Hinterlassung einer Tochter, der Prinzessin Pauline (geb. 19. Dez. 1877), 30. April 1882 gestorben war, 8. April 1886 mit der Prinzessin Charlotte von Schaumburg-Lippe (geb. 10. Okt. 1864), welche Ehe bisher kinderlos blieb. Er folgte 6. Okt. 1891 seinem Oheim, dem König Karl Ⅰ., auf dem Throne. Am 20. Okt. 1889 wurde auf W. ein Attentat ausgeübt, das mißlang. Der Attentäter, Rotgerber Müller, wurde für geisteskrank erklärt.

Wilhelm, Nikolaus, Herzog von Württemberg, s. Eugen, Herzog von Württemberg.

Wilhelm, Meister W. von Köln, Maler, den die Chronik von Limburg unter dem J. 1380 rühmt, war vermutlich ein W. von Herle, der von 1348 bis 1372 in den Kölnischen Urkunden genannt wird.