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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Willibrord; Willich; Willĭgis; Willimantic; Willington; Willisau; Willisen; Willkomm

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Willibrord - Willkomm (Ernst Adolf)

729 nach Italien zurück, ließ sich als Mönch im Kloster Monte-Cassino nieder und schloß sich dann Bonifatius an. Von diesem wurde er 740 zum Presbyter, 741 zum Bischof geweiht und erhielt den Bischofssitz von Eichstätt, wo er, wie auch in Heidenheim, ein Kloster gründete und für die Befestigung des Christentums erfolgreich thätig war. Er starb 781. Hauptquelle für die Geschichte W.s ist die von einer Heidenheimer Nonne verfaßte «Vita Willibaldi», auch «Hodoeporicum» genannt (hg. von Suttner, Eichst. 1857).

Willibrord, Missionar, Apostel der Friesen, geb. 658 in Northumberland, wurde Benediktiner und Schüler Egberts, der ihn 690 als Missionar nach Friesland schickte. Vorher ging W. nach Rom; auch setzte er sich mit Pippin ins Einvernehmen und führte, besonders nachdem er 695 zum Erzbischof geweiht worden war, die Christianisierung des fränk. Frieslands zum größten Teil durch. Sein Sitz war Utrecht, von wo aus er auch einen Missionsversuch in Dänemark machte. Er starb 7. Nov. 739 in dem von ihm gegründeten Kloster Echternach (s. d.) in der Diöcese Trier, wo sein Grab das Ziel zahlreicher Wallfahrten ist. Die Hauptquelle für sein Leben ist die Biographie Alkuins. – Vgl. Alberdingk-Thym, Der heilige W. (Münster 1863).

Willich, preuß. Dorf, s. Bd. 17.

Willĭgis oder Willegis, 975‒1011 Erzbischof von Mainz und Erzkanzler des Deutschen Reichs, war der Sohn freier Eltern, wenn auch niedrigen Standes; erst die spätere Sage hat ihn zum Sohn eines Wagners gemacht. Er stand in hoher Gunst bei Otto Ⅱ., dessen Lehrer er war. Als nach Ottos Ⅱ. Tod 983 dem Kinde Otto Ⅲ. (s. d.) von Heinrich Ⅱ. dem Zänker von Bayern die Krone bestritten wurde, erhielt sie W. dem Kaisersohne und führte mit dessen Mutter Theophano und Großmutter Adelheid die Regentschaft während Ottos Minderjährigkeit. Aber auch später, als Otto sich vorwiegend Italien zuwandte, und bei den Stürmen, welche die Thronbesteigung Kaiser Heinrichs Ⅱ. begleiteten, übte W. maßgebenden Einfluß aus. Er war ein tüchtiger Gelehrter, Gründer und Leiter der in jener Zeit hochgefeierten Schulen zu Mainz und Aschaffenburg und Erbauer des Mainzer Doms. Er starb 23. Febr. 1011. Die im 12. Jahrh. zum Zwecke seiner Heiligsprechung zusammengestellten Wundergeschichten «Officium et miracula S. Willigisi» gab Guerrier (Moskau und Lpz. 1869) heraus. Auf seine sagenhafte Herkunft soll das Rad im Wappen des Mainzer Erzbistums sich beziehen. – Vgl. Ossenbeck, De Willigisi vita et rebus gestis (Dissertation, Münster 1859); Böhmer, W. von Mainz (Lpz. 1895).

Willimantic, Ort im County Windham im nordamerik. Staate Connecticut, östlich von Hartford am Willimantic-River, mit Bahnen nach sechs Richtungen und (1890) 8648 E.; hat Seiden- und Seidenzwirnspinnereien, Fabrikation von Baumwollzwirn, Kaliko u. s. w.

Willington, Stadt in der engl. Grafschaft Durham, am Wear oberhalb der Hauptstadt Durham, hat (1891) 7804 E.

Willisau. 1) Bezirk im schweiz. Kanton Luzern, hat (1888) 30787 E., darunter 2590 Evangelische, in 30 Gemeinden. – 2) Hauptstadt des Bezirks W., im Thal der Wigger, in 560 m Höhe, an der Linie Langenthal-Huttwil-Wolhusen der Schweiz. Nordostbahn, hat (1888) 1621 meist kath. E., Post, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, schöne Kirche, Wallfahrtskirche zum Heiligen Blut, ein ehemals gräfl. Schloß, jetzt Schulgebäude, und eine Mittelschule.

Willisen, Wilhelm von, preuß. Generallieutenant und Militärschriftsteller, geb. 30. April 1790 zu Staßfurt, trat schon im 15. Jahre in preuß. Militärdienst, machte den Feldzug von 1806 mit, blieb aber nach dem Tilsiter Frieden zunächst ohne Anstellung. Er studierte nun etwa zwei Jahre in Halle und machte das Gefecht von Dodendorf unter Schill mit. 1809 ging er nach Österreich, wo er bei Wagram, in Tirol und Italien mitkämpfte. 1811 erhielt er wieder eine Anstellung im preuß. Heer und wohnte den Feldzügen von 1813 bis 1815 als Generalstabsoffizier im Blücherschen Hauptquartier bei. Später dem Großen Generalstabe zugeteilt, erwarb er großen Ruf durch seine Vorträge über Kriegsgeschichte an der Allgemeinen Kriegsschule. 1832 wurde er zum Chef des Generalstabes des 5. Armeekorps in Posen ernannt, 1840 zum Oberst und 1843 zum Generalmajor und Brigadecommandeur in Breslau. Im März 1848 berief ihn der König nach Posen zur Reorganisation des Großherzogtums. Es gelang ihm zwar, durch Konvention die poln. Bewaffnung aufzulösen; aber seine Nachgiebigkeit, Unentschiedenheit und Schwäche veranlaßten seine Abberufung. W. ging nach Paris und Italien, wo er dem Ende des Feldzugs gegen Sardinien beiwohnte. 1849 nahm er den Abschied als Generallieutenant, worauf ihm die Statthalterschaft von Schleswig-Holstein 1850 den Oberbefehl über die schlesw.-holstein. Armee übertrug. Seine Operationen gegen die Dänen endigten jedoch mit der Niederlage von Idstedt und dem mißlungenen Angriff auf Friedrichstadt. Er geriet hierüber mit der Statthalterschaft in Zerwürfnis, legte das Kommando nieder, zog sich ins Privatleben zurück und starb 25. Febr. 1879 in Dessau. W. schrieb: «Theorie des Großen Krieges» (3 Bde., Berl. 1840‒50; 2. Aufl. 1868; Bd. 4: «Die Feldzüge von 1848 und 1859 in Italien und von 1866 in Deutschland», Lpz. 1868), «Akten und Bemerkungen über meine Sendung nach dem Großherzogtum Posen im Frühjahr 1848» (Kiel 1850).

Willkomm, Ernst Adolf, Romanschriftsteller, geb. 10. Febr. 1810 zu Herwigsdorf bei Zittau, studierte zu Leipzig anfänglich Jurisprudenz, dann Philosophie und Ästhetik, und gab 1837‒39 mit Alexander Fischer die «Jahrbücher für Drama, Dramaturgie und Theater» heraus. Eine Reise nach Italien (1845‒46) bot ihm den Stoff zu seinen «Ital. Nächten» (2 Bde., Lpz. 1847). Während des schlesw.-holstein. Krieges 1849 besuchte W. den Kriegsschauplatz und übernahm dann bis 1852 die Redaktion der «Lübecker Zeitung». Nach Hamburg übergesiedelt, war er als Mitredacteur des «Hamburger Korrespondenten», dann (1853‒56) als Redacteur der «Jahreszeiten» thätig, bis er mit seiner ebenfalls litterarisch bekannten Gattin Marie W., geborenen Rosendahl aus Flensburg (vermählt 1850), ein Pensionat begründete. Nach dem 1880 erfolgten Tode seiner Gattin zog sich W. nach Zittau zurück, wo er 24. Mai 1886 starb. In seinen ersten Dramen und Romanen (z. B. «Die Europamüden», Lpz. 1838; «Eisen, Gold und Geist», ebd. 1843; «Weiße Sklaven», ebd. 1845) offenbarte sich W. in Stil, Charakteristik und Handlung als ein extremer und wüster Nachahmer der Dichter des Jungen Deutschlands. Besseres leistete er in «Lord Byron, ein Dich- ^[folgende Seite]