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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wimpffen; Wimpheling; Wimpina; Winander Mere; Winchester

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Wimpffen (Emanuel Felix, Freiherr von) – Winchester (Stadt)

der Armee angestellt und verteidigte Diedenhofen gegen die Preußen. Darauf übernahm W. das Kommando der Küstenarmee in Cherbourg. Nach dem Sturze der Gironde trat er gegen den Konvent auf, verhaftete dessen Deputierte in Caen und rief die nördl. Departements zu den Waffen. Er hatte jedoch wenig Erfolg, wurde bei Vernon geschlagen und floh nach England. 1799 kehrte er zurück und wurde vom Ersten Konsul zum Divisionsgeneral ernannt. Später war er Direktor der kaiserl. Gestüte und starb 1814 zu Bayeux. Sein Enkel war der General Emanuel Felix, Freiherr von W. (s. d.). – Außerdem blüht in Frankreich seit Mitte des 19. Jahrh. eine durch Adoption entstandene Familie des Namens W., deren Stammvater Karl François (Geschlechtsname) mit kaiserl. Genehmigung den Geschlechtsnamen seiner Mutter, einer geborenen (Baronin) von W., annahm.

Wimpffen, Emanuel Felix, Freiherr von, franz. General, geb. 13. Sept. 1811 zu Laon, trat als Unterlieutenant in die Armee und wurde 1847 Bataillonscommandeur und 1853 Oberst. Im Orientkriege zeichnete er sich vornehmlich in den Schlachten an der Alma und von Inkerman sowie beim Sturm auf den Malakow aus und wurde 1855 Brigadegeneral, 1856 Brigadecommandeur in der Kaisergarde. Während des ital. Feldzugs that er sich im Kampfe bei Ponte di Magenta rühmlichst hervor, so daß er 5. Juni 1859 zum Divisionsgeneral aufrückte und das Kommando in Lyon erhielt. Später nach Afrika berufen, stand er an der Spitze der Verwaltung der Provinz Algier, darauf der Provinz Oran, wo er den an der marokk. Grenze im März 1870 ausgebrochenen Aufstand niederwarf. Im Deutsch-Französischen Kriege erhielt er an Stelle de Faillys das Kommando des 5. Armeekorps, traf 30. Aug. 1870 bei der Armee Mac-Mahons ein, übernahm, als letzterer 1. Sept. während der Schlacht bei Sedan verwundet wurde, den Oberbefehl und unterzeichnete 2. Sept. die Kapitulation. Als Kriegsgefangener in Stuttgart interniert, suchte W. in der Tagespresse nachzuweisen, daß er bei Sedan die Absicht gehabt habe, sich durch die deutschen Linien durchzuschlagen, und daß es Napoleon gewesen sei, der dieses Vorhaben gehindert habe. Später veröffentlichte er: «Sedan, par le général de W.» (Par. 1871), was eine Gegenschrift: «La journée de Sedan, par le général Ducrot» (ebd. 1871; neue Aufl. 1875) hervorrief, die W. mit «Réponse au général Ducrot par un officier supérieur» (ebd. 1871) erwiderte; außerdem schrieb W.: «La France, sa situation et les réformes néccessaires» (ebd. 1873), «La nation armée» (1876). Aus der Kriegsgefangenschaft nach Frankreich zurückgekehrt, wurde W. 1872 verabschiedet und siedelte nach Algerien über. Er starb 26. Febr. 1884 zu Paris. Nach seinem Tode erschien «La bataille de Sedan, les véritables coupables» (1887; deutsch Augsb. 1889). Galli veröffentlichte «Notes et correspondance du général de W., Crimée-Italie» (Limoges 1892).

Wimpheling, Jakob, Humanist, geb. 27. Juli 1450 zu Schlettstadt, studierte in Freiburg, Erfurt und Heidelberg Rechtswissenschaft und Theologie, docierte seit 1471 zu Heidelberg in der Artistenfakultät, wurde 1484 Domprediger in Speyer, 1498 Professor der Poesie in Heidelberg; 1500 siedelte er nach Straßburg über, wo er als Erzieher vornehmer Jünglinge, als fruchtbarer Schriftsteller und Leiter einer litterar. Gesellschaft thätig war. Seit 1515 lebte er in Schlettstadt, wo er 17. Nov. 1528 starb. Unter W.s zahllosen polit., philol., theol., histor. und poet. Arbeiten ragen die pädagogischen Traktate «Isidoneus» und «Adolescentia» durch gesunde Erziehungsgedanken hervor; auch seine lat. Komödie «Stylpho» (1470; neu hg. von Holstein in den «Lat. Literaturdenkmälern», Heft 6, Berl. 1892) hat pädagogische Tendenz. In seiner «Germania» (übersetzt von Martin, Straßb. 1885) verficht er 1501 mit warmem Patriotismus die Deutschheit des Elsaß. Seine «Epitoma rerum germanicarum» (1505) war der erste Versuch einer deutschen Geschichte. Freundgen gab W.s «Pädagogische Schriften» in Übersetzung mit Erläuterungen heraus (Paderb. 1892). – Vgl. Wiskowatoff, Wimpheling, (Berl. 1867); Schwarz, Wimpheling (Gotha 1875).

Wimpina, Konr., eigentlich Konrad Koch, kath. Theolog, geb. um 1460 in Buchen im Odenwald, gehörte seit 1479 der Leipziger Universität erst als Student, dann als Magister, dann als Lehrer an, war zugleich Inhaber eines Kanonikats in Wimpfen am Neckar (daher sein Zuname Wimpfinus oder W.), wurde 1505 Lehrer und erster Rektor der Universität Frankfurt a. O. Vom ersten Auftreten Luthers an war er einer seiner heftigsten Gegner. Sehr wahrscheinlich sind die 106 Thesen, die Tezel gegen Luther veröffentlichte, von W. verfaßt. Auf dem Reichstag zu Augsburg (1530) war er einer der Theologen, die nach der Verlesung der Confessio Augustana mit der Ausarbeitung einer Widerlegung, der Confutatio, beauftragt wurden. Auf der Heimreise starb er 17. Mai 1531 im Kloster Amorbach. W.s Hauptschrift ist die «Anacephalaeosis sectarum, errorum, etc.» (Frankf. 1528), gegen die «luth. Ketzerei» gerichtet und Hauptquelle für die Kenntnis der vortridentinischen kath. Theologie.

Winander Mere, s. Windermere.

Winchester (spr. wínntschestr), Municipal- und Parlamentsborough, Bischofssitz und Hauptort der engl. Grafschaft Hampshire, am Itchin, 19 km nördlich von Southampton, ist Station der London and South-Western- sowie der Great-Western-Bahn, hat (1891) 19073 E. Berühmt ist die Kathedrale, 1079 an der Stelle einer sächs. Kirche begonnen, 1393 vom Bischof William of Wykeham (1366‒1404) im Langhaus gotisch umgebaut und 1486 vollendet. Sie ist 171 m lang, im Querschiff 63 im breit, unscheinbar im Äußern (bis auf die 1350 begonnene Westfaçade), im Innern eine der großartigsten und am besten erhaltenen Kirchen Englands. Das dreischiffige Querschiff zeigt noch die Form einer Pfeilerbasilika mit Emporen. Die Krypta gehört noch zur angelsächs. Anlage des 7. Jahrh. Von den Seitenkapellen, meist aus der Zeit von 1350 und 1486, sind besonders bemerkenswert die des Bischofs William of Wykeham und die des Bischofs Gardiner (1531‒55). Alte Glasmalerei und reich skulptierte Chorstühle (1296) schmücken den Chor.

Das von Bischof Wykeham erbaute St. Mary’s College (Winchester College, s. d.), jetzt bedeutend erweitert, hat eine schöne Kapelle und Kreuzgang. Andere Bauwerke sind: St. John’s Church, das Rathaus von G. G. Scott, der Gerichtshof mit Halle aus der Zeit Wilhelms des Eroberers, St. Swithinskirche am King’s Gate. Von dem alten Bischofspalast ist nur noch eine Ruine übrig. Das südwestlich vor der Stadt gelegene Hospital St. Croß mit der aus dem 11. Jahrh. stammenden, jetzt restaurierten Kirche wurde 1136 vom Bischof Henri de Blois