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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Windautographen; Windawa; Windbaum; Windblume; Windbruch; Windbüchse; Winddorn; Winde; Windeck; Windecken; Windei; Windelband

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Windautographen – Windelband

der W. in die Ostsee und an der Eisenbahn Tukkum-W. (im Bau), hat (1893) 6897 E., Post, Telegraph, eine russ., eine evang. Kirche, ein kath. und ein baptistisches Bethaus, eine Synagoge, zehn Schulen, Stadtbank, Zollamt, mehrere Konsulate (darunter ein deutsches), Seebäder; Fischerei, Schiffbau, Branntweinbrennerei, drei Bierbrauereien, eine Dampfsäge- und eine Dampfmahlmühle. Der Hafen ist tief, wenn auch nicht frei von Sandbänken, und fast ganz eisfrei. Die Ausfuhr betrug (1896) 3,11 Mill. M., davon nach England 1,7 Mill., Deutschland 537140, Niederlande 474640 M.; die Einfuhr 137960 M., davon aus Deutschland (Korkholz, Wein, Maschinen) 17165, aus England (Steinkohlen) 45410, aus Norwegen (Heringe) 65715 M. Im Hafen liefen ein 234 Schiffe mit 44503 t; es liefen aus 228 Schiffe mit 42603 t.

Windautographen, s. Windmeßapparate.

Windawa, s. Windau (Fluß).

Windbaum, Wolkenform, s. Cirrus.

Windblume, s. Anemone.

Windbruch, das Zerbrechen der Waldbäume durch die Kraft des Sturmes. Beim W. ist die Widerstandsfähigkeit der Wurzel größer als die des Stammes; widersteht dagegen die Wurzel der Kraft des Sturmes weniger als der Schaft, so erfolgt Windwurf oder Windfall. Flachwurzelnde Holzarten, z. B. Fichte, sind der Gefahr des Windwurfs am meisten ausgesetzt. Die tiefwurzelnden Kiefern brechen mehr. Die hauptsächlichste Sturmrichtung in Deutschland ist aus West und Nordwest. Die Forsteinrichtung, namentlich die Waldeinteilung (s. d.), hat durch gehörige Gruppierung der Bestände nach ihrem Alter, durch Bildung von Waldmänteln, indem man an den Bestandsrändern tiefbeastete und festbewurzelte Randbäume erzieht, durch rechtzeitig eingelegte Loshiebe und Umhauungen der Sturmgefahr möglichst vorzubeugen. Forstwirtschaftliche Maßregeln, die vollständige Sicherheit gegen Sturm bringen können, giebt es nicht. Wo es der Standort gestattet, gewährt einigen Schutz die Mischung sturmfesterer Holzarten (meist Laubhölzer) zu den der Windgefahr mehr ausgesetzten Nadelhölzern, namentlich Fichten. – Vgl. Heß, Der Forstschutz (Lpz. 1878).

Windbüchse, Luftgewehr (Luftpistole), ein Gewehr, bei dem zusammengepreßte Luft als Treibkraft benutzt wird. Zu dem Lauf gehört ein abzuschraubendes Mittelstück, an dem sich das Schloß befindet. Dasselbe wird mit dem Kolben in Verbindung gesetzt, der die zusammengepreßte Luft enthält. Der Kolben, von starkem Schmiedeeisen, ist vorn mit einem kegelförmigen Ventil geschlossen, das, beim Abdrücken des Hahns zurückgestoßen, ein kurzes Ausströmen der Luft gestattet, so daß man beim gefüllten Kolben mehrere Schüsse thun kann, deren Kraft aber mit der Verminderung der eingepreßten Luft abnimmt. Zuweilen wird auch eine kupferne Kugel als Luftbehälter benutzt und unten an das Mittelstück geschraubt. Um den Kolben zu laden, wird er mit einer eisernen, mit einem Ventil versehenen Röhre verbunden, in der sich ein genau schließender Stempel befindet. Das untere Ende der Stempelstange hat zwei Querarme, die man auf die Erde setzt und mit den Füßen festhält, um durch Auf- und Abbewegen des Kolbens die durch eine Seitenöffnung in die Röhre tretende Luft in den Kolben einzupumpen. Obgleich manche Vorrichtungen erfunden sind, um zu erkennen, ob die Verdichtung der Luft noch durch die Festigkeit des Kolbens gehalten werden kann, so zeigen die vielen vorgekommenen Unglücksfälle doch die stets vorhandene Gefahr beim Laden des Kolbens. Das Springen desselben kommt zuweilen selbst beim Schießen vor. Ein Vorteil der W. liegt darin, daß sie weder Rauch noch Rückstand und einen nur geringen Knall ergiebt. Letzterer Eigenschaft wegen wird sie bisweilen von Wilderern geführt; als Kriegswaffe hat sie niemals Verbreitung gefunden. Die Verdichtung der Luft geht bis 200 Atmosphären, es ist möglich 20 bis 24 Kugeln nacheinander zu versenden. Sie vermag mit Feuergewehren weder in Kraft, noch in Gleichmäßigkeit der Wirkung zu wetteifern. Die W. wurde angeblich 1430 von Guter in Nürnberg erfunden; doch wird auch Hans Lobsinger, der 1566 in Nürnberg lebte, als Erfinder genannt. Neuerdings sind noch Verbesserungen an W. angebracht worden, indem zwischen dem abklappbaren Lauf und dem Kolben eine Luftkammer eingelegt ist, in deren hinterm Teil ein beweglicher Stempel mit starker Spiralfeder sitzt, durch die von Schuß zu Schuß die durch den Lauf eingeströmte Luft beim Abdrücken verdichtet wird, so daß der Nachteil der Ungleichmäßigkeit, wie des zeitraubenden Einpumpens der Luft wegfällt.

Winddorn (Spina ventosa s. nodosa), die chronische skrofulöse Entzündung (Caries) der Knochen der Finger und Zehen, wobei dieselben spindelförmig aufgetrieben erscheinen und schließlich durch allmähliche Zerstörung des Knochengewebes zusammenschrumpfen. Über die Behandlung s. Knochenfraß.

Über den W. des Rindes s. Aktinomykose.

Winde, Pflanzengattung, s. Convolvulus.

Winde, Hebeapparat, s. Winden.

Windeck, Burg bei Weinheim (s. d.) und Burgruine bei Bühl (s. d.).

Windecken, Stadt im Kreis Hanau des preuß. Reg.-Bez. Cassel, links an der Nidder, in der Wetterau, an der Linie Friedberg-Hanau (Station W.-Heldenbergen) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Hanau), hat (1895) 1600 E., darunter 34 Katholiken und 51 Israeliten, Post, Telegraph und evang. Kirche.

Windei, s. Mole (mediz.).

Windelband, Wilh., Philosoph, geb. 11. Mai 1848 zu Potsdam, studierte in Jena, Berlin und Göttingen, promovierte 1870 mit der Schrift «Die Lehren vom Zufall» (Berl. 1870) und habilitierte sich 1873 in Leipzig mit der Abhandlung «Über die Gewißheit der Erkenntnis» (ebd. 1873). Im J. 1876 wurde er ord. Professor der Philosophie an der Universität Zürich, 1877 in Freiburg i. Br., 1882 in Straßburg. Ein Schüler Kuno Fischern und Lotzes, arbeitet W. auf histor. wie auf theoretischem Gebiete im Sinne des deutschen Idealismus und insbesondere für eine Rekonstruktion der Kantschen Lehre. Außer kleinern Gelegenheitsarbeiten veröffentlichte W.: «Die Geschichte der neuern Philosophie in ihrem Zusammenhange mit der allgemeinen Kultur und den besondern Wissenschaften» (Bd. 1: «Von der Renaissance bis Kant», Lpz. 1878; Bd. 2: «Von Kant bis Hegel und Herbart, die Blütezeit der deutschen Philosophie», ebd. 1880), «Präludien, Reden und Aufsätze zur Einleitung in die Philosophie» (Freib. i. Br. 1884), worin er die Grundzüge eines Systems der kritischen Philosophie darlegt; «Geschichte der alten Philosophie» (in Iw. Müllers «Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft», Bd. 5, Nördl. 1888; 2. Aufl., nebst einem Anhang; «Abriß der Geschichte der Mathematik