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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wüllerstorf-Urbair - Wunde

begann ein weitläufiger Prozeß. Durch die Folter preßte man W. die widersinnigsten Geständnisse ab, woraufhin er 24. Sept. 1537 zum Tode verurteilt und 29. Sept. enthauptet wurde. Sein Bruder Joachim W. zu Hamburg mußte im November aus dem Rate austreten und starb 1558 als Verbannter zu Malmö. - Das Schicksal W.s ist von L. Köhler u. a. novellistisch und von Gutzkow und Heinrich Kruse dramatisch behandelt worden.

Vgl. Handelmann, Die letzten Zeiten hansischer Übermacht im skandinav. Norden (Kiel 1853); Paludan-Müller, Grevens Feide (2 Bde., Kopenh. 1853-54); Waitz, Lübeck unter Jürgen W. und die europ. Politik (3 Bde., Berl. 1855-56).

Wüllerstorf-Urbair, Bernh., Freiherr von, österr. Seemann, geb. 29. Jan. 1816 zu Triest, trat 1833 in die österr. Marine und wurde 1837 nach Wien gesandt, um sich unter Littrow in der Astronomie weiter auszubilden. 1839 erfolgte seine Ernennung zum Direktor der Marinesternwarte und Professor an der Marineakademie in Venedig. 1848 ging er nach Triest, wo er mit der Reorganisation des technischen Materials der Marine und dem Seebezirkskommando betraut wurde. Zugleich erfolgte seine Beförderung zum Schifflieutenant, später zum Geschwaderadjutanten; hierauf übernahm W. die Reorganisation sowie die Direktion der Marineakademie. 1849 wurde er zum Korvettenkapitän ernannt und 1851 zum Präsidialreferenten des Marineoberkommandos befördert. Nachdem er 1852 zum Fregattenkapitän avanciert war, übernahm er als Kommodore die Leitung der Novaraexpedition (s. d.), mit der er im Aug. 1859 nach Triest zurückkehrte. 1860 erfolgte W.s Ernennung zum Festungskommandanten und Hafenadmiral von Pola und zu Anfang 1861 die zum Konteradmiral. 1863 ging er als Hafenadmiral nach Venedig; 1864 ward er im Kriege gegen Dänemark mit einem Geschwader nach der Nordsee beordert, wo er den Dänen die Westsee-Inseln entriß. Nach dem Kriege in Disponibilität versetzt, trat er 1865 als Handelsminister in das Kabinett, schied jedoch im Frühjahr 1867 wieder aus und wurde dann zum lebenslänglichen Mitglied des Herrenhauses ernannt. W. starb 10. Aug. 1883 in Bozen. Von seinen Schritten sind hervorzuheben: "Über das Verhalten und die Verteilung der Winde auf der Oberflüche der Erde" (Wien 1860), "Über die Wichtigkeit des Adriatischen Meers für Österreich" (ebd. 1861), "Bemerkungen über die physik. Verhältnisse des Adriatischen Meers" (ebd. 1863). Seine "Vermischten Schriften" (Graz 1889) wurden von seiner Witwe herausgegeben.

Wüllner, Adolf, Physiker, geb. 13. Juni 1835 zu Düsseldorf, studierte in Bonn, München und Berlin Physik und habilitierte sich 1858 zu Marburg. Im Herbst 1862 übernahm er die Direktion der Provinzialgewerbeschule zu Aachen und wurde mit den Vorarbeiten für die Organisation der in Aachen zu gründenden Polytechnischen Schule betraut. Im Herbst 1865 als Docent der Physik an die landwirtschaftliche Akademie zu Poppelsdorf berufen, docierte er gleichzeitig an der Universität Bonn und wurde im Jan. 1867 an derselben zum außerord. Professor ernannt. 1869 wurde er Professor der Physik an der Polytechnischen Schule, jetzt Technischen Hochschule in Aachen. Als Physiker gehört W. wesentlich der experimentierenden Richtung an. Er beschäftigte sich mit der Spannung der Dämpfe von Salzlösungen und Flüssigkeitsgemischen, ferner mit den specifischen Wärmen der allotropen Modifikationen mehrerer Körper, sowie mit den specifischen Wärmen der Flüssigkeiten und Gase nach der Dichtigkeit der gesättigten Dämpfe. Außerdem befaßte er sich mit optischen und elektrischen Arbeiten. Seine Arbeiten sind mitgeteilt in Poggendorffs (Wiedemanns) "Annalen" seit 1858, in den "Berichten" der Akademie der Wissenschaften zu München, deren korrespondierendes Mitglied er seit 1874 ist, und den "Berichten" der Berliner Akademie, der er seit 1889 angehört. Das Hauptwerk W.s ist das "Lehrbuch der Experimentalphysik" (ursprünglich mit Zugrundelegung von Jamins "Physik", 4. Aufl., 4 Bde., Lpz. 1882-86; 5. Aufl., Bd. 1 u. 2, 1894-95). Ferner veröffentlichte er eine "Einleitung in die Dioptrik des Auges" (Lpz. 1866) und ein "Kompendium der Physik" (2 Bde., ebd. 1879).

Wüllner, Franz, Komponist und Dirigent, geb. 28. Jan. 1832 zu Münster in Westfalen, war Schüler A. Schindlers und seit 1848 auch F. Keßlers in Frankfurt a. M. Nachdem er 1852-54 als Konzertspieler in mehrern deutschen Städten aufgetreten war, ließ er sich im März 1854 in München nieder, wo er 1856 Lehrer des Klavierspiels am Konservatorium wurde. 1858 wurde er städtischer Musikdirektor in Aachen, 1864 Hofkapellmeister in München, wo er 1867 die Leitung der Chorgesangsklassen der köniql. Musikschule, 1869 auch die Leitung der Orchesterklassen und das Inspektorat an der Anstalt übernahm. 1870 wurde er erster Kapellmeister in München, 1877 Hofkapellmeister in Dresden und leitete seit 1882 (von der Direktion der Oper zurückgetreten) von hier aus sowie später von Köln aus die Philharmonischen Konzerte in Berlin sowie zahlreiche Musikfeste in Aachen, Köln, Antwerpen, Kiel, Görlitz, Bonn u. s. w. Seit 1884 ist W. als Nachfolger Hillers Direktor des Konservatoriums und städtischer Kapellmeister in Köln. W. komponierte Motetten, Messen, Psalmen, ein Stabat mater, ein großes Tedeum, die Kantate "Heinrich der Finkler", Lieder, Chorgesänge, Klaviersachen u. s. w. Seine Recitative zu Webers "Oberon" haben sich an den meisten deutschen Bühnen eingebürgert.

Wulst, ein architektonisches Glied (Viertelstab), welches nach einem Viertelkreis ausgebaucht ist; in der Heraldik ein die Farben der Helmdecke (s. Helm) tragender gedrehter Tuchring, der die Befestigungsvorrichtung des Kleinods am Helm verdeckt.

Wulsthaube, mittelalterliche Kopfbedeckung der Männer (s. Tafel: Kostüme II, Fig. 5).

Wümme, Fluß in Hannover, entspringt im preuß. Reg.-Bez. Lüneburg, südwestlich vom Wilseder Berg in der Lüneburger Heide, empfängt links die Verse und die Windau, rechts die Worpe, heißt, nachdem sie sich bei Ritterhude mit der Hamme vereinigt hat, Lesum, mündet oderhalb Vegesack rechts in die Weser und bildet in ihrem Unterlaufe die Nordgrenze des Bremer Gebietes (s. Karte: Bremen und Bremerhaven). Die W. ist auf 13, die Hamme auf 30 und die Lesum auf 9 km schiffbar.

Wundarzneikunst, s. Chirurgie.

Wundbalsam, s. Balsame.

Wundbehandlung, s. Wunde.

Wundbrand, Wunddiphtherie, s. Hospitalbrand.

Wunddouche, s. Irrigator.

Wunde (Vulnus), jede durch mechan. Gewalt plötzlich hervorgebrachte Trennung organischer Gewebe. Man teilt die W. nach der Verschiedenheit der einwirkenden Instrumente und der Art ihrer