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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Würfelalaun - Wurfmaschinen

ganz den heutigen ähnlich, indessen ist zu vermuten, daß diese röm. Ursprungs sind. Im Mittelalter hießen die W. auch wohl Schelmenbeine und spielten im Leben der Landsknechte eine bedeutende Rolle. Im 16. Jahrh. hatten die W. manchmal auch die Form von hockenden menschlichen Figuren. In unserer Zeit wird das Würfeln (s. d.) namentlich zum Herausspielen der Zeche benutzt. - Vgl. Bolle, Das Knöchelspiel der Alten (Wismar 1886).

Würfelalaun, s. Alaun (kubischer).

Würfelbein (Os cuboideum), einer der sieben Fußwurzelknochen (s. Fuß).

Würfelerz, Mineral, s. Pharmakosiderit.

Würfelkapitäl, eine Kapitälform des roman. Baustils (s. beistehende Abbildung), entstanden durch Abschneiden der über die Unterglieder der Platte hervorragenden Teile eines nrsprünglich als Halbkugel gedachten Körpers. Doch tritt die Würfelform nicht überall ganz klar in die Erscheinung, da das W. oft ornamental reich ausgestattet wird.

^[Abb.]

Würfeln, Knobeln, Knockeln, Paschen, eins der ältesten und verbreitetsten Hasardspiele, wird mit einem Becher (Würfelbecher) und drei Würfeln (s. Würfel) gespielt, wobei die verschiedensten sog. Bestimmungen möglich sind. - Vgl. Reymond, Illustriertes Knobelbrevier (Oranienburg 1888).

Würfelnickel, s. Nickel.

Würfelpflaster, s. Pflasterung.

Würfelpulver wurde in den sechziger Jahren in England aus schwarzem Schießpulver an Stelle des Grobkörnigen (Pebble-) Schießpulvers (s. d.) durch Verdichten hergestellt, um langsameres Verbrennen und regelmäßigere Wirkung zu erzielen. Zur Zeit ist W. Nobels rauchschwaches Pulver (s. d.), das, aus Collodiumwolle und Nitroglycerin hergestellt, etwa dreimal soviel leistet, als das alte Schießpulver. Die verschiedene Körnergröße giebt das Mittel, die Ladung zu regeln, so daß bei relativ kleinstem Gasdruck die größte Anfangsgeschwindigkeit erzielt wird.

Würfelschneidemaschine, s. Fleischzerkleinerungsmaschinen.

Würfelzucker, s. Verbrauchszucker.

Wurffeuer, eine Gruppe von Feuerwerkskörpern. Zu ihnen gehören: die Römischen Lichter oder Bombenröhren, welche abwechselnd mit einem faulen Satze und einer Treibladung, auf der eine Leuchtkugel steht, gefüllt sind und diese Kugeln nach und nach brennend in die Höhe werfen; die ähnlich eingerichtete, statt mit Leuchtkugeln mit Körnern gefüllte Körnerfontäne; der Feuertopf (pot à feu), ein weiter oben offener Behälter, welcher Schwärmer oder Leuchtkugeln brennend auswirft, so daß sie eine Garbe bilden; die aus Pappe hergestellte Bombe, welche mit Schwärmern, Leuchtkugeln u. dgl. gefüllt und mit Leuchtkugelsatz überzogen ist und aus Handmörsern geworfen wird.

Wurfhölzer, in verschiedenen Formen weit verbreitete Wurfwaffen, deren entwickeltste Form der Bumerang (s. d.) darstellt. Diesem sehr ähnlich sind die W. der Tuareg, einfacher die Wurfpfeile mehrerer Sudanstämme, der Wurfstock (Kirri) der Hottentotten und die Wurfkeule der Fidschi-Insulaner und der Somal. Eine specifisch afrik. Form ist das Wurfmesser vieler Negerstämme nördlich vom Kongo bis in den Sudan und vom Nil bis zum Golf von Benin, besonders charakteristisch für die Monbuttu und die ihnen verwandten Völker. Es ist ein Stück Eisen, das vorn an der Klinge mehrere scharf geschliffene Arme oder Messer hat und horizontal geschleudert wird. - Vgl. Luschan, Das Wurfholz in Neu-Holland und in Oceanien (Berl. 1896).

Wurfkegelschub, s. Kegelspiel.

Wurfkessel, Mörser, s. Geschütz.

Wurfkeule, s. Wurfhölzer.

Wurfkörper, s. Geschoß.

Würfler, drehkranke Schafe, s. Drehkrankheit.

Wurfmaschinen, Vorrichtungen zum Werfen von Geschossen (Kugeln, Steine, Pfeile u. s. w.). Die ersten W. scheinen im Orient (vielleicht von den Phöniziern) erfunden und von dort aus den Griechen bekannt geworden zu sein. Die macedon. Kriegführung machte bereits einen ausgedehnten Gebrauch von den W. Die durch die Züge Alexanders vermittelte nähere Bekanntschaft mit den Völkern Asiens bereicherte die mechan. Kenntnisse der griech. Welt, und das im Anschluß hieran in Ägypten unter den Ptolemäern sich entwickelnde rege wissenschaftliche Leben verlieh der Konstruktion der Kriegsmaschinen durch rationelle und systematische Behandlung einen erneuten Aufschwung. Demetrius (s. d.) Poliorketes wendete gegen Rhodus bereits sehr vervollkommnete Maschinen an. Die Römer lernten die gewaltige Wirkung der (zum Teil von Archimedes konstruierten) Maschinen bei der Belagerung von Syrakus und in den Punischen Kriegen kennen, da die Karthager zahlreiche größere und kleinere Maschinen in Gebrauch hatten. Bei den Römern selbst kamen die W. sehr langsam zur Anwendung; die bei ihnen sehr ausgebildeten direkten Breschmittel (s. Kriegsmaschinen) waren selbst noch unter Cäsar vorherrschend in Gebrauch. Unter den Kaisern dagegen ist die Anwendung der W. bei den Römern ganz allgemein; nicht nur bei Belagerungen wurden dieselben in großer Anzahl gebraucht, sondern in kleinern Abmessungen auch im Felde; eine bestimmte Anzahl derselben war den Legionen als Feldgeschütze zugeteilt (s. Karrenballiste und Onager).

Die W. des Altertums beruhten im allgemeinen auf der Torsionselasticität (s. Torsion) zusammengedrehter Stricke, Haare oder Sehnen, und zwar wurden diese Maschinen teils in zweiarmiger, teils in einarmiger Form hergestellt (s. Torsionswurfmaschinen); die zweiarmigen Maschinen hatten mit einer großen Armbrust, die einarmigen mit einer großen Schleuder Ähnlichkeit. Schon im 3. Jahrh. suchte man die Torsionselasticität als geschoßbewegende Kraft durch Metallfedern (in einer Chalkentonon, d. h. Erzspannung, genannten Maschine) oder auch durch komprimierte Luft (in einer Aërotonon, d. h. Luftspannung, genannten Maschine) zu ersetzen. - Nach der Art der geschleuderten Geschosse unterschied man Katapulte (s. d.), d. h. Pfeilschießer, und Lithobolen (s. Balliste), d. h. Steinwerfer; nach der Gestaltung der Flugbahn des Geschosses: Euthytonen (Maschinen mit gerader Spannung), d. h. Maschinen, die zum geraden Schuß oder doch zum Schuß in ganz flachem Bogen bestimmt waren und die