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Wurfmesser – Würmer
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Wurfmaschinen'
den jetzigen Kanonen entsprachen, und Palintonen (Maschinen mit Winkelspannung),
welche zum hohen Bogenwurf bestimmt waren und den jetzigen Mörsern entsprachen. –
Euthytonen sind im allgemeinen stets Pfeilschießer, und zwar zweiarmige
Torsionsmaschinen, deren geschoßführende Bahn fast horizontal liegt; ursprünglich führen sie ausschließlich den Namen
Katapulte; später werden sie auch, namentlich die leichten Feldkaliber, Ballisten genannt. Eine besondere röm. Abart der
pfeilschießenden Euthytonen ist der Skorpion (s. d.). –
Palintonen sind entweder zweiarmige Torsionsmaschinen, deren geschoßführende Bahn
unter 45° ansteigt, und welche Balken oder Steine schießen (in diesem Falle werden sie bald Katapulte, bald Balliste genannt),
oder es sind einarmige Torsionsmaschinen, welche Steine schleudern; dann werden sie meist Balliste, auch Lithobolen oder
Petrobolen genannt; eine besondere röm. Abart ist der
Onager (s. d.). – Über Gebrauch
und Konstruktion der W. im Mittelalter s. Antwerk.
Wurfrad, eine zur Entwässerung von Ländereien gebrauchte Vorrichtung, welche aus einem Rade mit
horizontaler Achse besteht, dessen Schaufeln sich in einem Gerinne bewegen und beim Antrieb des Rades in entsprechendem
Sinne in den Schaufeln das Wasser fassen und vor sich her werfen.
Wurfspieß, Wurfspeer, uralte, mit scharfer Spitze versehene
Waffe, die noch jetzt bei wilden Völkern in Gebrauch ist
(s. Pilum, Ger und
Handfernwaffen).
Wurfzeug, Kriegsmaschinen, s. Antwerk.
Würgelpumpe, rotierende Pumpe, s. Pumpen.
Würger (Laniidae), eine zur Ordnung der Singvögel gehörige,
gegen 250 Arten zählende, die ganze Erde mit Ausnahme von Südamerika, Westindien und Neuseeland bewohnende, am
stärksten in Afrika entwickelte Familie, deren Angehörige sich von Insekten, die größern von Mäusen und kleinen Vögeln nähren
und an Wildheit und Grausamkeit oft die Raubvögel übertreffen. Der Oberschnabel ist an der Spitze hakig übergebogen und mit
einem scharfen seitlichen Zahn versehen, die Schnabelwurzel mit Bartborsten besetzt, die Krallen sind scharf und gekrümmt. Die
eigentlichen W. (Dorndreher, Laniinae) haben die Gewohnheit, ihren Raub in Astgabeln zu
klemmen oder auf Dornen zu spießen und so sich Vorräte aufzuspeichern. In Deutschland kommen von W. bloß 4 Arten und zwar
die typische Gattung Lanius vor, nämlich: der große W.
oder Krick-, Busch-,
Bergelster, Buschfalke
(Lanius exenbitor L.), der schwarzstirnige W.
(Lanius minor Gm.), der rotköpfige W.
(Lanius rufus Briss.), der rotrückige W. oder
Neuntöter (Lanius collurio L., s. Tafel:
Mitteleuropäische Singvögel IV, Fig. 4, beim Artikel
Singvögel; Ei desselben s. Tafel:
Eier mitteleuropäischer Singvögel, Fig. 32, Bd. 17).
Würgerschnäpper (Dicruridae), eine aus mehrern Gattungen und
gegen 70 Arten bestehende, das ↔ tropische Afrika, Madagaskar, Indien bis Neuguinea, Australien und
Neu-Irland bewohnende Vogelfamilie von der Größe der Stare und Dohlen und meist schwarzem, blau und grün schimmerndem
Gefieder, oft mit einzelnen verlängerten und fahnenartig verbreiterten Steuerfedern. Sie zeigen Verwandtschaft mit Würgern und
Fliegenschnäppern und sind Insektenfresser wie diese.
Wurm, s. Würmer. – W. oder Fingerwurm
heißt auch die Fingerentzündung (s. d.); ferner heißt die Rotzkrankheit der Pferde W. oder
Wurmkrankheit. – über die W. genannte Verbindung der Kleinhirnhemisphären
s. Gehirn (Kleines Gehirn).
Wurm, Worm, linker Zufluß der Roer im
preuß. Reg.-Bez. Aachen, entspringt südlich von Aachen, berührt Herzogenrath und Geilenkirchen, geht durch den westl.
Teil des Kohlenreviers (Inde- und Worm-Becken, s. Rheinisch-Westfälisches Kohlenbecken und den
Karton zur Karte: Rheinprovinz u. s. w., I. Nördlicher Teil) und mündet nördlich
von Heinsberg. Unterhalb Herzogenrath begrenzt er die niederländ. Provinz Limburg.
Wurm, Wilh. Albert, Jagdschriftsteller, geb. 4. April 1831 zu Nürnberg,
studierte Medizin in Erlangen und München; er ist leitender Arzt des Bades Teinach im württemb. Schwarzwald. W. schrieb:
«Mediz. und topogr. Beschreibung des Königl. Bades Teinach» (1866, 7.Aufl. 1895), «Das Wasser als Hausfreund in gesunden
und kranken Tagen» (1882), «Das Auerwild» (2. Aufl. 1885), «Der Auerhahnjäger» (1888), «Waldgeheimnisse» (2. Aufl. 1895).
W. hat die beste Aufklärung über das Auerwild gegeben und ist Entdecker des
Tetraonerythrins (s. d.).
Würm. 1) Rechter Zufluß der Nagold kurz vor deren Einmündung in die Enz, entspringt auf der
Nordwestseite des Schönbuck in Württemberg, berührt Weilderstadt und mündet, 52 km lang, südlich von Pforzheim in
Baden. –
2) W., rechter Nebenfluß der Amper in Oberbayern, entfließt dem Würmsee oder Starnberger See (s. d.)
an dessen nördlichem, unterm Ende, geht durch das Dachauer Moos und mündet unterhalb Dachau.
Wurmbrand, Gundaccar, Graf, österr. Staatsmann, geb. 9. Mai 1838, diente in der Armee,
quittierte als Rittmeister den Dienst und widmete sich dann der Verwaltung seines Gutes, zugleich mit Studien der
Anthropologie, Kunstarchäologie und der Kunstgewerbe beschäftigt. Als Abgeordneter der Grazer Handelskammer trat W.
1879 in den Reichsrat, wo er sich der Deutschen Linken anschloß und 1889 durch seinen Antrag der Anerkennung der
deutschen Sprache als Staatssprache stürmische Debatten hervorrief. Nach dem Tode Kaiserfelds wurde W. zum
Landeshauptmann und Landtagspräsidenten von Steiermark und 1887 zum Geheimen Rat ernannt. Am 12. Nov. 1893 wurde er
Handelsminister im Kabinett Windisch-Grätz, mit dem er 18. Juni 1895 zurücktrat. 1896–97 war er Landeshauptmann
von Steiermark.
Würmer (Vermes), ein großer Kreis von niedern wirbellosen
Tieren, der von Linné an bis in die neueste Zeit alle die Typen aufnehmen mußte, die anderwärts nicht gut untergebracht werden
konn-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 858.