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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wurzelhaarstern - Wüste

(s. Ernährung der Pflanze) stattfindet, unterbleibt die Ausbildung der W. in der Regel.

Wurzelhaarstern, s. Seelilien und Tafel: Stachelhäuter I, Fig. 1.

Wurzelhals, die Grenzpartie zwischen Wurzel und Stamm, die gewöhnlich ungefähr an der Oberfläche des Bodens liegt.

Wurzelhaube, Wurzelhülle, s. Wurzel.

Wurzelknollen, s. Knollen.

Wurzelköpfer, s. Rankenfüßer.

Wurzelkraft, s. Wurzeldruck.

Wurzelkrebse, s. Rankenfüßer.

Wurzellaus, verschiedene an Pflanzenwurzeln lebende Blattlausarten, besonders die Reblaus (s. d.).

Wurzellohden, s. Ast.

Wurzelmännchen, s. Alraun.

Wurzelmaus, s. Wühlmaus.

Wurzelquallen, s. Akalephen..

Wurzelrinde, s. Zahn.

Wurzelschneidemaschinen, Maschinen zur Zerkleinerung der an das Vieh zu verfütternden Wurzelgewächse, namentlich der Rüben. Die W. bestehen in der Hauptsache aus dem vierbeinigen Gestell, aus der Schneidevorrichtung, meistens ein mit Messern versehenes Schwungrad, und aus dem Zuleitungstrichter. Einen Rübenschneider zeigt Tafel: Landwirtschaftliche Geräte und Maschinen IV, Fig. 8.

Wurzelschwamm, s. Trametes.

Wurzelsprossen, s. Ast.

Wurzeltöter, Pilzgattung, s. Rhizoctonia.

Wurzelzasern, s. Wurzel.

Wurzen, Stadt in der Amtshauptmannschaft Grimma der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, an der Mulde, über die eine Straßenbrücke (1830) und eine Eisenbahnbrücke (1837) führen, und den Linien Leipzig-Riesa-Dresden und Glauchau-W. (Muldenthalbahn, 82 km) der Sächs. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Leipzig) und Bezirkskommandos, hat (1895) 15 674 (7997 männl., 7677 weibl.) E.,darunter 343 Katholiken und 39 Israeliten, in Garnison das 3. Jägerbataillon Nr. 15, Postamt erster Klasse, Telegraph, eine Domkirche mit zwei Türmen, die 1114 eingeweiht, nach wiederholten Bränden erweitert und 1817-18 gänzlich renoviert wurde, eine St. Wenceslai- oder Stadtkirche, schönes got. Schloß, jetzt Amtsgericht, königl. Gymnasium, private höhere Mädchenschule, landwirtschaftliche Schule, Fachschule der Bauinnung, Poliklinik, städtisches Krankenhaus, Wasserleitung, Gasanstalt, Stadtpark; Eisengießerei, Fabrikation von Maschinen, Papier, Tapeten (F. A. Schütz), Teppichen, Möbeln, Pianofortefilz, Cigarren und Kartonnagen, bedeutende Mühlen, darunter die Aktiengesellschaft, vormals A. Krietsch, mit umfangreicher Cakesfabrikation. - W. wurde von den Sorbenwenden gegründet und kommt schon frühzeitig als Stadt vor. 1114 errichtete hier der meißnische Bischof Herwig ein Kollegiatstift, welches mit der Reformation protestantisch wurde, worauf das Stift Meißen nebst W. 1581 an das Kurhaus Sachsen kam. W. war 1542 Schauplatz des sog. Fladenkrieges (s. d.). Im Dreißigjährigen Kriege wurde die Stadt durch die Schweden 1637 und 1643 niedergebrannt und geplündert.

^[Abb.]

Würzesteuer, die Form der Bier- und Branntweinbesteuerung, bei der die zuckerhaltige, reife Maische, in der sich durch Gärung Alkohol bilden soll, den unmittelbaren Besteuerungsgegenstand bildet. Die Höhe der jedesmal zu entrichtenden Steuer bestimmt sich nicht nur nach der Menge der Würze, sondern auch nach den: saccharimetrisch festgestellten Grade ihres Zuckergehalts. Die W. besteht für Bier und Branntwein in England, für Bier in Österreich und Italien, in Verbindung mit einer Kesselsteuer auch in Frankreich. (S. Biersteuer.)

Würzfeuer, s. Johannisfeuer.

Wüst, Albert, Landwirtschaftslehrer, geb. 23. Nov. 1840 zu Mergentheim, studierte auf der Polytechnischen Schule zu Stuttgart das Maschinenfach, war längere Jahre in England als Ingenieur beim Bau landwirtschaftlicher Maschinen und Lokomobilen thätig, wurde dann Docent in Peppelsdorf, 1873 Professor für landwirtschaftliche Maschinenkunde und Meliorationswesen sowie Geschäftsführer der Maschinenprüfungsstation in Halle. W. veröffentlichte: "Leichtfaßliche Anleitung zum Feldmessen und Nivellieren" (4. Aufl., Berl. 1896), "Konkurrenz von Reinigungs- und Sortiermaschinen für Gerste- und Rübensamen in Magdeburg" (ebd. 1884), "Landwirtschaftliche Maschinenkunde" (ebd. 1882), "Wandtafeln für den Unterricht im landwirtschaftlichen Maschinenwesen" (ebd. 1883).

Wüste, große, keineswegs immer ebene Landstriche, die infolge Armut oder völligen Mangels an Wasser des Pflanzenwuchses so gut wie vollständig entbehren und daher unbewohnbar sind. Mit der Steppe (s. d.) teilt die W. den Charakter ermüdender Einförmigkeit, unterscheidet sich aber von dieser wesentlich darin, daß sie auf weite Strecken ganz vegetationslos ist. Der Wüstenboden besteht entweder aus starren, steinigen Massen, oder er ist mit kiesartigem, nicht selten mit leicht beweglichem Flugsande bedeckt, oder auch aus Salzbänken, kochsalz- und kalireichem Sande zusammengesetzt. Danach unterscheidet man Stein- oder Felsenwüsten (Hammadas), Sandwüsten und Salzwüsten. Die Sandwüsten gleichen bald an Einförmigkeit und Unabsehbarkeit den weiten Spiegelflächen des Meers, bald durch ihre Sanddünen einer wildbewegten See. Es kommen in der Sand- und in der Steinwüste Unterbrechungen, Klippen, Hügelketten, ja in der nordafrikanischen W., die man lange fälschlich als eine Tiefebene angesehen hat, sogar hohe Gebirge (s. Tibesti) vor, wasserlose Schluchten und Spalten, Flußthäler oder Wadi (s. d.) und Seebecken, deren Wasser in der heißen Jahreszeit meist wieder versiegen, wie die Flüsse, die hier und da aus den umliegenden Randgebirgen herabströmen, sich im Sande verlieren und verdunsten. Die Oasen (s. d.), die einzig möglichen Wohnsitze für Menschen, sind kessel- oder trogförmige Bodensenken, die entweder zum Niveau des Grundwassers reichen, so daß dieses als Quelle zu Tage tritt, oder durch Brunnen Wasser erhalten.

Die Wüstenbildung hat, ähnlich der der Steppen, klimatische Ursachen. Entweder liegen die W. im Bereiche der Passate, oder umgebende Gebirgswälle halten die Regenwinde ab. Beides bewirkt Lufttrockenheit und Armut an Niederschlägen. Im allgemeinen läßt sich sagen, daß die Alte Welt, und in ihr wieder die Passatgürtelzone, die ausgedehntesten Wüstengebiete besitzt. Durch die Alte Welt zieht, abgesehen von dem Binnenlande des