881
Wüstenfuchs – Wyatt (Sir Matthew Digby)
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Wüstenfeld'
histor. Klasse W. seit 1876 ist; die ältern betreffen die Geographie von Arabien und die Geschichte und Topographie von Medina, die neuern sind: «Die Statthalter
von Ägypten» (4 Abteil., 1875–76), «Die Übersetzungen arab. Werke in das Lateinische» (1877), «Das Heerwesen der Mohammedaner» (1880), «Geschichte der Fatimiden»
(1881), «Die Geschichtschreiber der Araber» (1882), «Jemen im 11. Jahrh. und die Kriege der Türken» (1885), «Fachr ed-din, der Drusenfürst» (1886),
«Der Imam el-Schâfi'i, seine Schüler und Anhänger» (3 Tle., 1890–81).
Wüstenhallucination oder Wüstenwahnsinn, eine eigentümliche transitorische Sinnesstörung in Form von
Hallucinationen (s. d.), die nicht selten bei Wüstenreisenden auftritt. Meist betreffen die Hallucinationen den Gesichtssinn, der Ergriffene
erblickt lachende Landschaften, lange Züge von Kamelen, Bäume, Brunnen u.dgl.; seltener sind Gehörstäuschungen. Gewöhnlich treten die Hallucinationen, deren
Ursache starke Erschöpfung, mangelhafte Nahrung und der Mangel an abwechselnden Sinneseindrücken sind, in der Zeit von Mitternacht bis zum Tagesanbruch auf. Das
beste Mittel dagegen ist der Schlaf. Die W. sind nicht zu verwechseln mit den wirklichen Erscheinungen der Luftspiegelung (s. d.).
Wüstenluchs, Karakal, s. Luchs.
Wüstenwinde, Winde, die in der Wüste auftreten oder von den Wüsten in benachbarte Gegenden übertreten. Sie zeichnen sich durch extreme
Temperaturen aus und sind meist außerordentlich warm. Als W. können vorzüglich gelten der Samûm (s. d.),
Leste (s. d.), Leveche (s. d.), Sirocco (s. d.), Harmattan.
Wusterhausen. 1) Stadt im Kreis Ruppin des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, an der Dosse und der
Nebenlinie Neustadt a.d. Dosse-Meyenburg der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Neuruppin), hat (1895) 3187 E., darunter 28 Katholiken
und 11 Israeliten, Post, Telegraph, evang. Kirche; Schuh- und Cigarrenmacherei, Ackerbau und Viehzucht. W. ist seit 1250 Stadt. – Vgl. Altrichter, Geschichte
der Stadt W. (Neuruppin1888). –
2) Flecken, s. Königs-Wusterhausen.
Wüstewaltersdorf, Dorf im Kreis Waldenburg des preuß. Reg.-Bez. Breslau, am Eulengebirge, hat (1895) 2411 E., darunter etwa 300
Katholiken, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, evang. und kath. Kirche; Leinwand- und Baumwollweberei, Färberei, Bleicherei und Appreturanstalten.
Wustmann, Gustav Moritz, Schriftsteller, s. Bd. 17.
Wustrow, Dorf und Seebad in Mecklenburg-Schwerin, auf dem sog. Fischland, einer Halbinsel zwischen Ostsee und Saaler Bodden, ist
Dampferstation und hat (1895) 1050 evang. E., Post, Telegraph, neue Kirche, Strandpromenaden, Strandpavillon, Navigationsschule, doppelte Station zur Rettung
Schiffbrüchiger und Schiffahrt.
Wutach, rechter Nebenfluß des Rheins in Baden, entsteht im Schwarzwalde im Feldsee (s. d.) als ↔
Seebach, durchfließt den Titisee (s. d.), bildet dann als Gutach in
östl. Richtung ein schönes, tief eingeschnittenes Thal bis Achdorf, wendet sich nach SW. und mündet, 112 km lang, bei Waldshut.
Wu-tschang, Hauptstadt der chines. Provinz Hu-pe (s. d.), am Jang-tse-kiang, in den hier der Han-kiang mündet, und
der die Stadt von Han-jang und dem Vertragshafen Han-kou (s. d.) trennt, hat 4–500000 E., ist Sitz eines Oberstatthalters und ein bedeutender
Handelsplatz, namentlich in Baumwollwaren und Opium, für den Binnenverkehr.
Wuttke, Heinr., Geschichtsforscher, geb. 12. Febr. 1818 zu Brieg in Schlesien, widmete sich in Breslau histor. Studien, ging 1839 nach
Berlin und 1840 nach Leipzig, wo er sich Ostern 1841 habilitierte und 1848 eine ordentliche Professur erhielt. 1848 wurde er in das Vorparlament nach Frankfurt
entsandt. Nach Rob. Blums Tode trat W. als dessen Stellvertreter in die Deutsche Nationalversammlung ein. Er wurde hier Mitbegründer der Großdeutschen Partei. In
späterer Zeit, insbesondere nach 1866, verschärfte sich sein großdeutscher Standpunkt zu einer immer leidenschaftlichern Opposition. Er starb 14. Juni 1876 zu
Leipzig. Den panslawistischen Ideen trat W. mit der Schrift «Polen und Deutsche» (Schkeuditz 1847) entgegen. Ferner veröffentlichte er «Die Entwicklung der
öffentlichen Verhältnisse Schlesiens» (2 Bde., Lpz. 1842–43), «Die schles. Stände» (ebd.1847), «Erdkunde und Karten des Mittelalters» (ebd. 1854), «Die
Kosmographie des Istriers Aithicus im lat. Auszuge des Hieronymus» (ebd. 1854) sowie eine Denkschrift über die Echtheit derselben (ebd. 1854); ferner «Die
Völkerschlacht bei Leipzig» (Berl. 1863 u.ö.), «Städtebuch des Landes Posen» (Lpz. 1864; Nachtrag 1866), «Die deutschen Zeitschriften und die Entstehung der
öffentlichen Meinung» (3. Aufl., ebd. 1875), «Denkschrift über das geistige Eigentum» (ebd. 1866), «Über die Gewißheit der Geschichte» (ebd. 1865), «Geschichte
der Schrift und des Schrifttums», Bd. 1: «Die Entstebung der Schrift» (ebd. 1872). Aus seinem Nachlaß erschien «Zur Vorgeschichte der Bartholomäusnacht» (Lpz.
1876).
Wutz, ind. Stahl, s. Wootz.
W. Va., offizielle Abkürzung für den nordamerik. Staat Westvirginia.
Wyandot (spr. weiĕndótt), Indianerstamm,s. Huronen.
Wyandottehuhn (spr. weiĕndótt-), s. Haushuhn.
Wyatt (spr. weiĕt), James, engl. Baumeister, geb. 3. Aug. 1748 in Burton Constable, seit 1806 Präsident der
Malerakademie in London, gest. 5. Sept. 1813 in Marlborough, war für die Wiederaufnahme des von der Nachahmung des Palladio verdrängten got. Stils in England
thätig und leistete auch als Restaurator für seine Zeit Tüchtiges, wenngleich seinen Arbeiten große Nüchternheit und Formenarmut anhängt. Sein Hauptbau ist die
Abtei Fonthill.
Wyatt (spr. weiĕt), Sir Matthew Digby, engl. Architekt und
Kunstschriftsteller, geb. 1820 in Rowde, trat in das Bureau seines Bruders Thomas W. 1844–46 machte er Kunstreisen in
Frankreich, Deutschland und Italien und gab 1848 seine Stu-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 882.