Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: York

896

York (Stadt in England)

schend steil und klippig, südlich von der Robin-Hood-bai bis 296 m hoch; weiter südwärts bis zum Spurn-Head an der Mündung des Humber dagegen flach. Zwischen Nordsee und Humber liegt die Halbinsel Holderneß (s. d.). Der östl. und der westl. Teil bilden Hügellandschaften, getrennt durch die fruchtbare Thalebene von Y. (Plain of Y.), 96 km lang und durchschnittlich 26 km breit, mit Marschland am untern Ouse und mit Torfmooren. Die östl. Hügelregion begreift die North-York-Moors oder Östlichen Moorlands, auch Egton-Moors genannt, und die Yorkshire-Wolds, erstere im North-, letztere im East-Riding.

Die Westlichen Moorlands oder Yorkshire-Hills gehören als nördl. Fortsetzung des Peakgebirges von Derbyshire zur Penninischen Kette und bilden ein breites Hochland mit romantischen Thälern, hohen Spitzen (Peaks oder Fells), teils schieferigen, teils sumpfigen Hochflächen. Die höchsten Gipfel liegen im nordwestl. Teile des West-Riding. Hier erheben sich auf der Grenze von North- und West-Riding der Whernside 726 m, der Great-Whernside 704 m; südlicher der Ingleborough 723 m, wegen seiner umfassenden Aussicht über beide Meere berühmt, und der Penigant 692 m. Es gehören diese Westlichen Moorlands zur Steinkohlenbildung. Auf ihrer Ostseite senken sich abwärts zur Ebene von Y. zahlreiche Felsenthäler, unter denen das Airethal berühmt ist. Auch ist das westl. Bergland nicht so steril wie die Östlichen Moorlands. Den Hauptreichtum bildet hier das große Steinkohlenfeld, welches sich von jenseit Leeds 100 km weit in einer Breite von 24 bis 35 km südwärts bis Nottingham am Trent fortzieht. Außerdem zeigen sich mehrere isolierte Kohlenfelder im nördl. Teile der Grafschaft, in Sandsteinmulden gelegen. Im ganzen wurden (1894) 15,9 Mill. t gewonnen. Überdies ist Yorkshire eins der eisenreichsten Gebiete Englands und besitzt auch Bleiminen, Kupferadern, an der Ostküste Alaunwerke, Kalk- und Quadersteinbrüche sowie Mühl- und Schleifsteine. Der Ackerbau wird in Holderneß und der Thalebene von Y. am besten betrieben. Obst gedeiht nirgends. Die ausgedehnten Hutungen begünstigen die Zucht von Pferden (s. Tafel : Pferderassen, Fig. 8), Rindern, Schafen und Schweinen. Der Wollertrag ist bedeutend, aber nicht von feinster Qualität. Schinken werden von ausgezeichneter Güte geliefert. Wichtig ist auch die Seefischerei. Das West-Riding ist einer der ersten Manufakturdistrikte Englands (s. Karte: Industriegebiet Manchester-Leeds beim Artikel Manchester). Leeds, Bradford, Huddersfield, Halifax und Wakefield sind die Hauptsitze der Woll-, Dewsbury insbesondere der Shoddymanufaktur. Sheffield liefert berühmte Stahlwaren, Rotherham hat Eisenwerke. Die Baumwollspinnerei hat sich in verschiedenen Gegenden etabliert. Außerdem werden grobe Leinwand, Seilerwaren, Zwirn, Baumwollzeuge, Teppiche, Leder, Papier, Glas, Chemikalien u. s. w. gefertigt. Hull und Goole, auch Whitby, Middlesborough und Scarborough haben ansehnlichen Handelsverkehr. Im West-Riding haben 77 Städte über 5000,15 über 20000, 3 über 200000 E. Die Grafschaft schickt 26 Abgeordnete in das Unterhaus. - Vgl. Hughes, Geography of Yorkshire (Lond. 1878).

York, Hauptstadt der engl. Grafschaft Y., Sitz des einen der zwei Erzbischöfe, der Primas von England ist, und unter einem Lord-Mayor stehend, County- und Parlamentsborough, hat (1891) 67004 E. Die Stadt liegt in der nach ihr benannten Ebene an der Mündung der Foß in den Ouse, ist Knotenpunkt der North-Eastern- und der Great-Northernbahn und mit Hull auf dem Ouse durch Dampfschiffahrt verbunden. Y., ein schöner, stiller Ort, reich an Altertümern, hat enge, aber reinliche Straßen, Mauern, deren Fundament aus den Tagen der Römer, deren Hauptbefestigungen aus der Regierung Eduards I. stammen und welche 1831 erneuert wurden. Unter den Gebäuden ist vor allen die größtenteils 1472 geweihte Kathedrale St. Peter zu erwähnen, ein Meisterwerk got. Baukunst, 158 m lang, 67 m in den Kreuzflügeln, 32 m im Schiff breit, 28 m hoch, mit drei Türmen, von denen der Mittelturm 65 m, die beiden 1402 vollendeten, über der glänzenden Westfaçade, 60 m hoch sind. Das Presbyterium und die Lady Chapel hinter dem Chor wurden 1361-73 im spätgot. Stil, der übrige Chor mit Statuen engl. Könige 1373-1400 erbaut. Die spätnormann. Krypta, der älteste Teil des Baues, stammt aus dem 12. Jahrh. Das Querschiff (erste Hälfte des 13. Jahrh.) enthält schöne alte Fenster und Denkmäler von Erzbischöfen. Durch die Brände vom 2. Febr. 1829 und vom 21. Mai 1840 hatte die Kathedrale gelitten, doch ist sie völlig wiederhergestellt. Mit der Kathedrale durch einen Gang verbunden ist das Kapitelhaus, ein regelmäßiges Achteck mit zierlichen Säulen ohne Mittelpfeiler und mit Glasmalereien. Andere Kirchen sind: die kath. St. Wilfriedskirche, die All Saints-, St. Mary-the-Younger- und St. Margaretskirche. Die St. Mary Abtei (1056 gestiftet) liegt in Trümmern. Das sog. Schloß dient als Gefängnis, Gerichtshof und County-Halle; dabei sind die Ruinen eines von Wilhelm I. auf röm. Fundament erbauten Bollwerkes, des Cliffordturms. An dem Ouse liegen das moderne Stadthaus (Mansion House) und das Rathaus (Guildhall). Die schönste Aussicht auf die Stadt gewährt die Lendalbrücke.

Y. hat zwei Lateinschulen, ein Lehrerseminar, mehrere Fachschulen, Seminar für anglikan. Geistliche, eine philos. Gesellschaft mit Museum (röm. Altertümer) und botan. Garten, eine wertvolle erzbischöfl. Bibliothek, ein Theater, eine Musikhalle, Kunstsammlungen in der Fine Art Industrial Exhibition, Irrenhaus und eine Blindenanstalt in dem von Heinrich VIII. erbauten Manor-Hause. Im Mittelalter war die Industrie bedeutender als jetzt. Dieselbe besteht jetzt in Maschinen- und Kutschenbau, Eisengießerei, Leinweberei, Brauerei, Glasfabrikation u. s. w. In der Nähe der Stadt liegen das Dorf Bishopthorpe, mit dem erzbischöfl. Palast, die höhere kath. Schule Ampleforth College und das barocke Schloß Howard mit Kunstschätzen (s. Textfigur zum Artikel Englische Kunst).

Y., das alte Eburacum, auch Eboracum, war seit Trajanus militär. Mittelpunkt der Provinz Britannia und wurde dann unter dem Namen Eoforwyc Hauptstadt des angelsächs. Königreichs Northumbria und Deira. Mit dem Einfall der Dänen, welche Y. 867 eroberten und kurz darauf vor seinen Mauern die Angelsachsen unter Osbert und Ella schlugen, mußte es den Ruhm, Englands erste Stadt zu sein, an London abtreten. Hier predigte Paulinus im 7. Jahrh. das Christentum. Wilhelm I. eroberte es 1068 und ließ sich hier krönen; 1160 wurde hier unter Heinrich II. und 1322 unter Eduard II. ein Parlament gehalten. Am 8. Sept. 1483 wurde Richard III. hier gekrönt. 1644 eroberten es die Par-^[folgende Seite]