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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ypsilanti - Yucatan

16998 E., die sich großenteils mit der Verfertigung von Spitzen und Baumwollwaren sowie mit Bleichen beschäftigen. Ein Überbleibsel aus der Blütezeit ist die stattliche (4872 qm), im 13. Jahrh. begonnene, neuerdings mit den Standbildern von 44 flandr. Grafen von Puyenbroek und im Innern mit trefflichen Freskomalereien von Guffens und Swerts geschmückte Tuchhalle mit Belfried (70 m), die jetzt als Rathaus dient (s. Tafel: Niederländische Kunst I, Fig. 3). Die Wände des ersten Stocks sind seit 1876 mit 12 Gemälden in Wachsfarben von F. Pauwels ausgeschmückt. In der got. Domkirche des heil. Martin aus dem 13. Jahrh. mit schönem Chorgestühle liegt Cornelis Jansen (s. d.), der hier 1635 - 38 Bischof war, begraben. Andere Bauten sind die got. Fleischhalle mit dem Museum, das Hospiz (Belle-Gasthuis), 1279 gegründet, 1616 umgebaut, die Peterskirche und Militärreitschule. - Y. nahm im 14. Jahrh. Anteil an dem Aufstand gegen den Grafen von Flandern unter Philipp von Artevelde; ergab sich aber den Franzosen schon vor der Schlacht bei Roosebeke (1382) und wurde darauf 1383 von den Gentern und ihren engl. Hilfstruppen belagert; von da rührt der Verfall der einst angeblich 200000 E. zählenden Stadt. Auch in den Kriegen des 16. und 17. Jahrh. wurde Y. häufig von den Franzosen und Spaniern erobert, bis Joseph II. 1781 die Festungswerke schleifen liest.- Vgl. Vandenpeereboom, Ypriana (3 Bde., Brügge 1878 - 80).

Ypsilanti, Fanariotenfamilie, s. Hypsilantis.

Ypsiloneule, Schmetterling, s. Gammaeule.

Yriarte, span. Dichter, s. Iriarte.

Yrieix, Saint, franz. Stadt, s. Saint Yrieix.

Yrmak (türk.), Fluß.

Yrsa, der 351. Planetoid.

Yrún, span. Stadt, s. Irun.

Ysara, im Mittelalter Name der Isar (s. d.).

Ysaye, Eugène, Violinvirtuos, s. Bd. 17.

Ysenburg, s. Isenburg.

Ysop (Hyssopus officinalis L.), Halbstrauch aus der Familie der Labiaten (s. d.), im südl. Europa, die einzige Art dieser Gattung, teils als Zierpflanze, teils als Gewürzkraut häufig in Deutschland kultiviert und verwildert hin und wieder auf Schutt alter Burgen. Er bildet vielstenglige, fußhohe oder höhere Büsche, deren Stengel mit zahlreichen lineal-lanzettförmigen, drüsig-punktierten, sehr aromatischen Blättern besetzt sind und in aus einseitswendigen Scheinquirlen zusammengesetzte Trauben dunkelblauer (selten weißer) Blüten auslaufen. Der Y. ist reich an ätherischem Öl, riecht und schmeckt aromatisch. Er erträgt den deutschen Winter gut, gedeiht ohne besondere Pflege auf kräftigem Gartenboden und läßt sich durch Zerteilung der Stöcke im Spätsommer leicht vermehren. Das Kraut war als Herba Hyssopi offizinell und wurde gegen Magenleiden angewendet, es ist auch jetzt noch als Hausmittel in Gebrauch, weshalb die Pflanze besonders auf dem Lande häufig kultiviert wird.

Yssel oder Ijssel (spr. eißel), Flüsse in den Niederlanden. Die Neue oder Nieuwe Yssel, kanalisierter Arm des Rheins, der von Drusus gegrabenen Fossa Drusiana entsprechend, führt aus dem Rhein nahe oberhalb Arnheim 26 km nordostwärts nach Doesburgh, wo er sich mit der Alten oder Oude-Yssel vereinigt, wendet sich in dem ursprünglichen Bett des untern Laufs der Alten Y. unter dem Namen Y. oder Ysselstroom nordwärts über Zutphen und Deventer und geht nach einem Laufe von 90 km westlich von Zwolle, bei Kampen, mit mehrern Armen und einem sich stets erweiternden Delta in den Zuidersee, nachdem er rechts aus Westfalen die Berkel und die Schipbeek aufgenommen hat. Die Y. ist 146 km lang, bei Zutphen 100, bei Kampen über 220 m breit und wird von Dampfbooten befahren. - Die Niederyssel, Nederyssel, auch Kleine oder Holländische Y. genannt, ein schiffbarer Arm des Leck, zweigt bei Vianen ab, fließt über Ysselstein und Montfoort, dann über Oudewater nach Gouda, zuletzt südwärts in die Maas, oberhalb Rotterdam und gegenüber der Insel Ysselmonde.

Yssingeaux (spr. issängschoh). 1) Arrondissement im Osten des franz. Depart. Haute-Loire in Languedoc, hat auf 1153,28 qkm (1896) 92128 E., 6 Kantone und 43 Gemeinden. - 2) Hauptstadt des Arrondissements Y., an einem 860 m hohen Vorberge der Montagne du Meygal (1483 m), links vom zur Loire gehenden Lignon, an der Nebenbahn Y.-La Voûte-sur-Loire (23 km), hat (1896) 3208, als Gemeinde 8004 E., einen Gerichtshof erster Instanz, Ackerbaukammer, Sparkasse, Hospital; Gerberei, Brauerei, sowie Fabrikation von Blonden, Spitzen und Bändern.

Ystad, alte Stadt an der Südküste des schwed. Läns Malmöhus, an den Privatbahnen Eslöf-Y. und Malmö-Y. (63 km), ist unregelmäßig gebaut, hat einen neuen Hafen, schönen Marktplatz, Rathaus und zählt (1893) 8540 E. Die Stadt unterhält Fabriken in Tabak, Cichorien, Zucker, Leder und Wagen, Dampfmühle, Gießerei; treibt Fischerei und Schiffahrt. Die Ausfuhr erstreckt sich namentlich auf Eier (1896: 202300 Stück), Melasse (583908 kg), Butter (12135 kg), Hafer (19000 kg), frische und gesalzene Fische, die Einfuhr auf Dungstoffe, Roggen, Weizen, Gußeisen, Petroleum, Spirituosen, Kohlen, Kleie und Ölkuchen. Regelmäßige Dampfschiffahrt besteht mit Stockholm, Göteborg, Kopenhagen, Bornholm, Lübeck und Stettin. Y. ist Sitz eines deutschen Konsuls.

Ystradyfodwg (spr. -duk), Stadt in der Grafschaft Glamorgan des engl. Fürstentums Wales, am Rhonnda, einen: rechten Nebenfluß des Taff, im Nordwesten von Cardiff, inmitten des Kohlen- und Eisenreviers, hatte 1881: 55632, 1891 schon 88350 E.; Eisen- und Stahlwerke, Hochöfen u. s. w.

Ytterbĭum (chem. Zeichen Yb; Atomgewicht 173,2), ein metallisches chem. Element, das in den Yttrium (s. d.) enthaltenden Mineralien vorkommt und sehr schwer rein abzuscheiden ist.

Yttererde, s. Yttrium.

Yttrĭum (chem. Zeichen Y; Atomgewicht 89), ein metallisches, zu den sog. Erdmetallen gehöriges chem. Element. Der Schwede Gadolin entdeckte 1794 in dem nach ihm Gadolinit (s. d.) genannten Mineral eine eigentümliche Erde, die Yttererde, Y2O3 ^[Y_{2}O_{3}], aus der das Y. in Gestalt metallglänzender Schuppen abgeschieden wurde. Später ergab sich, daß dieses Y. ein Gemenge mehrerer Metalle war, nämlich des eigentlichen Y., des Ytterbiums und des Erbiums, deren Eigenschaften noch nicht gehörig erforscht sind. Diese Metalle finden sich auch in den beiden Mineralien Orthit (s. d.) und Yttrotantalit.

Yüan-schan, Hafenstadt auf Korea, s. Wön-san.

Yucatán, Halbinsel, die in Gestalt eines länglichen Rechtecks auf der Nordseite von Centralamerika vorspringt (s. Karte: Mexiko), zwischen der Campechebai des Mexikanischen Golfs und dem