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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Zahn (in der Baukunst) - Zahn (Theodor)

(etwa 4 Wochen) daraus die beiden obern mittlern Schneidezähne; nach etwa 40 Tagen kommen die seitlichen obern und kurz darauf die seitlichen untern Schneidezähne zum Durchbruch. Am Ende des 1. oder Anfang des 2. Lebensjahres brechen sodann die beiden ersten obern, bald darauf die beiden untern Backzähne durch. In der Mitte oder gegen Ende des 2. Jahres erscheinen hierauf die vier Eck- oder Spitzzähne, und mit dem Hervortreten der vier zweiten Backzähne (erst der untern, dann der obern) in der Mitte oder gegen Ende des 3. Lebensjahres ist der erste Zahnausbruch (erste Dentition) beendet. In sehr seltenen Fällen kommen Neugeborene (Richard III., Mazarin, Ludwig XIV., Mirabeau) schon mit einzelnen Z. auf die Welt. Im 7. oder 8. Lebensjahre beginnen die Milchzähne infolge einer Resorption ihrer Wurzeln nach und nach auszufallen und werden durch andere nachwachsende und in ihrer Struktur bedeutend festere ersetzt. Während dieser Periode (zweite Dentition), die im 13. oder 14. Lebensjahre endigt, brechen auch von den Mahlzähnen jeder Reihe und Seite die zwei vordersten hervor, so daß der Mensch zu Ende derselben 28 Z. besitzt, die sich erst zwischen dem 20. und 30. Lebensjahre durch Hervorbruch der vier äußersten Backzähne, Weisheitszähne genannt, zu ihrer Normalzahl vervollständigen; diese brechen indessen nicht selten gar nicht durch. Nach und nach nutzen sich die Z. ab, so daß die Krone oft auch ohne Zahnkrankheiten im höhern Alter bis über die Hälfte verloren gegangen ist, während sich die Zahnzellen mit Knochenmasse füllen, welche die Wurzeln herausdrängt und so das Ausfallen der Z. veranlaßt. Unvollständige Anzahl, Überzahl, Verwachsung und sonstige Mißbildung oder ein dritter Wechsel der Z. werden zuweilen beobachtet. Von den Entwicklungsstufen der Z. ist besonders die erste, das Hervortreten der Z. beim Säugling, oft von erheblichen Beschwerden begleitet. (S. Zahnen.)

Vgl. Waldeyer, Untersuchungen über die Entwicklung der Z. (Danz. 1864); Holländer, Die Anatomie der Z. des Menschen und der Wirbeltiere (Berl. 1877); Baume, Odontologische Forschungen (2 Tle., Lpz. 1882).

Die wichtigsten Grundsätze der Zahnpflege oder Zahndiätetik lassen sich dahin zusammenfassen, das Beißen auf allzu harte Gegenstände sowie plötzlichen Temperaturwechsel in der Mundhöhle sorgsam zu vermeiden, weil dadurch leicht Risse und Spalten im Zahnschmelz mit ihren Folgen entstehen, saure und scharfe Flüssigkeiten (Essig, Pflanzensäuren u. dgl.) sowie Zucker und zuckerhaltige Substanzen von den Z. möglichst fern zu halten und stets für die gründlichste Reinhaltung des Mundes besorgt zu sein. Man spüle nach jeder Mahlzeit den Mund sorgfältig mit Wasser oder desinfizierendem Mundwasser (Lösungen von hypermangansaurem Kalium, Thymol, Borax, doppeltkohlensaurem Natron u. a.) aus und reinige die Z. früh und abends vermittelst einer nicht zu harten Zahnbürste und einer reinen Seife oder eines zweckdienlichen Zahnpulvers. Am besten bedient man sich eines säuretilgenden alkalischen Pulvers (aus kohlensaurer Magnesia, präparierten Austernschalen, Schlämmkreide u. a.), wogegen salicylsäurehaltige Zahnpulver, Bimsstein und gepulverte Kohle wegen ihrer nachteiligen Einwirkung auf die Glasur zu vermeiden sind. Beim Reinigen der Z. mit der Bürste führe man dieselbe nicht bloß horizontal, sondern auch in der Richtung von oben nach unten, damit die Borsten der Bürste gehörig in die Lücken zwischen den Z. eindringen können. Kranke Z. sind möglichst früh in zahnärztliche Behandlung zu geben. Den Verlust der Z. sucht man durch Einsetzen teils einzelner, aus verschiedenen Stoffen verfertigter künstlicher Z., teils ganzer Gebisse zu ersetzen. (S. Zähne, künstliche.)

Vgl. Süersen, Anleitung zur Pflege der Z. und des Mundes (10. Aufl., Lpz. 1889); Parreidt, Die Z. und ihre Pflege (ebd. 1883); Falkenstein, Die Z. Ihre Hygieine und Pflege (Berl. 1895). (S. Auch Zahnarzneikunst und Zahnkrankheiten.)

Zahn, in der Baukunst, s. Zahnschnitte.

Zahn, Adolf, reform. Theolog, s. Bd. 17.

Zahn, Franz Ludwig, Pädagog und Schriftsteller, geb. 6. Okt. 1798 zu Wasserthalleben in Schwarzburg-Sondershausen, studierte in Jena Jurisprudenz und, nachdem er kurze Zeit als Anwalt thätig gewesen war, von 1822 bis 1824 in Berlin Theologie. 1825 wurde er Seminarlehrer in Weißenfels und 1827 Direktor des Fletcherschen Seminars in Dresden, wo er seine vielfach aufgelegten "Biblischen Geschichten" und Handbücher zum biblischen Geschichtsunterricht schrieb. 1832 wurde er zum Nachfolger Diesterwegs am Seminar zu Mörs ernannt, wo er 25 Jahre wirkte. 1857 zog er sich auf sein Gut Fild zurück, wo er schon 1830 eine Präparandenanstalt begründet hatte, aus der sich eine jetzt von seinem Sohne Franz Volkmar geleitete allgemeine Erziehungsanstalt entwickelte. Er starb 20. März 1890 in Fild. Z. schrieb noch: "Das Reich Gottes auf Erden" (2 Bde., Meurs a. Rh. 1830), "Dr. Luthers Handbuch zur Biblischen Geschichte" (2 Tle., ebd. 1838), "Filder Bibelkalender", "Schulchronik" (1843 fg.), "Dorfchronik" (1840 fg.).

Zahn, Theodor, luth. Theolog, Sohn des vorigen, geb. 10. Okt. 1838 zu Mörs (Rheinprovinz), studierte zu Basel, Erlangen und Berlin, war seit 1861 Lehrer am Gymnasium zu Neustrelitz, seit 1865 Repetent in Göttingen, habilitierte sich daselbst 1868 und wurde 1871 außerord. Professor und zweiter Universitätsprediger, 1877 ord. Professor in Kiel, 1878 in Erlangen, 1888 in Leipzig, von wo er jedoch 1892 nach Erlangen zurückkehrte. Von seinen Schriften seien genannt: "Marcellus von Ancyra" (Gotha 1807), "Der Hirt des Hermas untersucht" (ebd. 1868), "Ignatius von Antiochien" (ebd. 1873), "Konstantin d. Gr. und die Kirche" (Hannov. 1876), "Weltverkehr und Kirche während der ersten drei Jahrhunderte" (ebd. 1877), "Geschichte des Sonntags, vornehmlich in der alten Kirche" (ebd. 1878), "Sklaverei und Christentum in der Alten Welt" (Heidelb. 1879), Acta Johannis" (Erlangen 1880), "Forschungen zur Geschichte des neutestamentlichen Kanons und der altkirchlichen Litteratur" (5 Bde., Erlangen und Lpz. 1881-93; Bd. 4 mit Haußleiter), "Cyprian von Antiochien und die deutsche Faustsage" (Erlangen 1882), "Die Anbetung Jesu im Zeitalter der Apostel" (Stuttg. 1885), "Missionsmethoden im Zeitalter der Apostel" (Erlangen 1886), "Geschichte des neutestamentlichen Kanons" (2 Bde., Erlangen und Lpz. 1889-92), "Einige Bemerkungen zu Ad. Harnacks Prüfung der Geschichte des neutestamentlichen Kanons" (Erlangen 1889), "Das apostolische Symbolum" (2. Aufl., Lpz. 1893), "Skizzen aus dem Leben der alten Kirche" (ebd. 1894), "Einleitung in das Neue Testament", Bd. 1 (ebd.' 1897). Für die "Patrum