Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

911

Zahna - Zähne

apostolicum opera", die er mit von Gebhardt und A. Harnack herausgab (3 Bde., Lpz. 1875-78), bearbeitete er: Ignatii et Polycarpi epistulae, martyria, fragmenta" (ebd. 1876).

Zahna, Stadt im Kreis Wittenberg des preuß. Reg.-Bez. Merseburg, am Bache Z. und an der Linie Berlin-Wittenberg der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 2837 E., darunter 41 Katholiken, Post, Telegraph; Fabrikation von Dachpappe und Strohpapier, Landwirtschaft, Hundezüchterei.

Zahnabsceß, s. Zahnkrankheiten.

Zahnarme (Edentata s. Bruta), auch Zahnlose, eine Anzahl niedrig organisierter Säugetierfamilien, die man ihres verkümmerten oder fehlenden Gebisses wegen zu einer Ordnung vereinigte. (Hierzu Tafel: Zahnarme Säugetiere I u. II.) Es sind dle letzten, im Aussterben begriffenen, zwerghaften Reste einer ehemals mächtigen und teilweise aus gigantischen Formen gebildeten Tiergruppe. Gemeinsam ist diesen Tieren nur die niedrige Organisation und geringe geistige Begabung; was das Gebiß betrifft, so finden sich darunter teils wirklich Zahnlose, teils solche mit einer großen Zahl (bis 100) Backzähne. Diese sind von einfacher Gestalt, haben weder Schmelz noch Wurzeln und werden nicht gewechselt. Auch sonst stehen die Gruppen ziemlich unvermittelt nebeneinander; höchstens hat die specielle Anpassung an die Ameisen- und Termitennahrung stellenweise eine Konvergenz der Charaktere bewirkt, die sich in der Ausbildung großer Grabkrallen an den Vorderbeinen und einer wurmförmigen Zunge ausspricht, ohne damit eine innigere Verwandtschaft der Gruppen zu begründen. Alle Z. sind Bewohner des warmen Erdgürtels beider Hemisphären Afrikas, Ostindiens und namentlich Südamerikas. In der austral. Region fehlen sie. Man teilt die Z. in folgende Familien ein: 1) Faultiere (s. d., Tardigradae, Bradypoda), ausschließlich südamerikanisch, zu ihnen gehört das Ai oder dreizehige Faultier (Bradypus tridactylus Prz. Neuw., s. Taf. II, Fig. 2). 2) Megatheriidae, ausgestorben, südamerikanisch; hierher gehört das Riesenfaultier (Mylodon robustus Ow., Fig. 4) und die Gattung Megatherium (s. d.). 3) Schuppentiere (Manididae), afrikanisch und indisch, mit Temmincks Schuppentier (Manis Temminckii Smuts., s. Taf. I, Fig. 2). 4) Gürteltiere (s. Armadill, Dasypodidae;), amerikanisch, mit dem dreigürteligen Gürteltier (Tolypeutes conurus Geoff., s. Taf. II, Fig. 1), der Gürtelmaus (Chlamydophorus truncatus Hart., Fig. 3) und dem ausgestorbenen Riesenpanzertier (Glyptodon clavipes Ow., Fig. 5). 5) Erdferkel (s. d., Orycteropodidae), ausschließlich afrikanisch; hierher das Kapsche Erdferkel (Orycteropus capensis Geoff., s. Taf. I, Fig. 4). 6) Ameisenfresser (s. Ameisenbär, Myrmecophagidae), südamerikanisch, mit dem großen Ameisenbär (Myrmecophaga jubata L., Fig. 1) und dem kleinen Ameisenbär (Myrmecophaga s. Cyclothurus didactyla L., Fig. 3).

Zahnarzneikunst, Zahnheilkunde, derjenige Teil der Chirurgie, der sich mit der Erkennung und Heilung der Zahnkrankheiten (s. d.) und dem Ersatz verloren gegangener Zähne (Zahnmechanik, s. Zähne) befaßt. Die ersten Anfänge der Z. reichen bis in das hohe Altertum. In Ägypten gab es schon zur Zeit des Herodot eigene Zahnärzte; bei den Römern gedenken schon die Gesetze der Zwölf Tafeln der Befestigung der Zähne durch Gold. Im Mittelalter hingegen befaßten sich nur unwissende Barbiere und marktschreierische "Zahnbrecher" mit der Behandlung der Zahnkrankheiten. Die wissenschaftliche Bearbeitung der Zahnheilkunde beginnt im Anfang des 18. Jahrh. mit dem trefflichen Werke von Pierre Fauchard in Paris: "Le chirurgien dentiste" (2 Bde., Par. 1728; deutsch Berlin 1733); weitere Verdienste erwarben sich die Franzosen Pierre Mouton, Lecluse, Anselme Jourdain und Bourdet sowie die Engländer John Hunter, Thomas Berdmore und Joseph Foxe. Weit später treten in Deutschland selbständige Bearbeiter der Z. hervor; unter ihnen sind Jakob Joseph Serre in Berlin sowie Georg Carabelli und Moritz Heider in Wien hervorzuheben, welch letzterer sich durch Gründung des Centralvereins deutscher Zahnärzte ein besonderes Verdienst erworben hat. In neuerer Zeit gelangte die Z. namentlich durch die Bemühungen deutscher und engl. Zahnärzte zu hoher Blüte; ihr technischer Teil erfuhr besonders durch die Amerikaner einen großartigen Aufschwung. Im Deutschen Reich erhalten nur solche Zahnärzte die staatliche Approbation, die einen zweijährigen mediz. Kursus an der Universität sowie einen mindestens halbjährigen technischen Kursus bei einem praktischen Zahnarzt durchgemacht und die vorgeschriebene zahnärztliche Prüfung mit Erfolg bestanden haben. Da die Gewerbefreiheit jedermann gestattet, auch ohne staatliche Prüfung die Z. auszuüben, so giebt es neben den approbierten Zahnärzten noch eine große Anzahl sog. Zahntechniker, die zum großen Teil aus den Heilgehilfen hervorgegangen sind und sich mit der Anfertigung und dem Einsetzen künstlicher Zähne befassen. Lehrstühle für Z. sind in Berlin und Leipzig errichtet; in Wien befindet sich eine von Zahnärzten begründete Fachschule, die mit der Universität in Verbindung steht.

Vgl. Heider und Wedl, Atlas zur Pathologie der Zähne (2. Aufl., Lpz. 1889-93); Parreidt, Handbuch der Zahnersatzkunde (2. Aufl., ebd. 1893 fg.); ders., Kompendium der Zahnheilkunde (ebd. 1886); Holländer, Die Extraktion der Zähne (3. Aufl., ebd. 1888); ders., Das Füllen der Zähne (3. Aufl., ebd. 1896); Baume, Lehrbuch der Zahnheilkunde (3. Aufl., ebd. 1890); Arkövy, Diagnostik der Zahnkrankheiten (Stuttg. 1885); Scheff, Handbuch der Zahnheilkunde (Wien 1890); Holtbuer, Herbstsche Neuerungen für die zahnärztliche Praxis (Lpz. 1894); Metnitz, Lehrbuch der Zahnheilkunde (2. Aufl., Wien 1895); Miller, Lehrbuch der konservierenden Zahnheilkunde (Lpz. 1896); Geist-Jacobi, Geschichte der Zahnheilkunde (Tüb. 1896); Jung, Lehrbuch der zahnärztlichen Technik (Wien 1897). Über die Fortschritte der Z. geben die Deutsche Monatsschrift für Zahnheilkunde (Leipzig), das Journal für Zahnheilkunde (Berlin), The independent practitioner (Neuyork) und The dental cosmos (Philadelphia) fortlaufende Auskunft.

Zahnarzt, s. Zahnarzneikunst.

Zahnausschlag, s. Schälknötchen.

Zahnbein, s Zahn.

Zahndiarrhöe, s. Durchfall und Zahnen.

Zahndiätetik, s. Zahn.

Zähne, s. Zahn. - Künstliche Z. dienen als Ersatzmittel der verloren gegangenen natürlichen und können bei sorgfältiger Anfertigung die letztern nahezu vollkommen ersetzen; man bedient sich ihrer nicht bloß aus kosmetischen Interessen, sondern auch als eines sehr wichtigen hygieinischen Hilfsmittels, um durch sie alle diejenigen nachteiligen Folgen ab-^[folgende Seite]