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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Zahnkuppelung - Zahnräder

durchaus eine genaue zahnärztliche Untersuchung der schmerzhaften Zahnreihe. Man unterscheidet im allgemeinen zwei verschiedene Arten des Zahnschmerzes: den sog. idiopathischen, der in dem Zahne selbst seinen Sitz hat, und den sog. sympathischen, der in Erkrankungen anderer mehr oder minder entfernter Organe seine Ursache hat und nur auf dem Wege des Reflexes auf die Zahnnerven übertragen wird. Zu der erstgenannten Art gehören die Schmerzen, die durch die Nervenentblößung an kariösen Zähnen, durch Entzündung der Zahnwurzelhaut oder der Zahnpulpa sowie durch rheumatische Affektionen der Knochenhaut und der benachbarten Gewebe (rheumatischer Zahnschmerz, Zahnreißen) verursacht werden; unter die sympathischen Zahnschmerzen zählt der rein nervöse Zahnschmerz oder die Zahnneuralgie, die auf einer allgemeinen Verstimmung des Nervensystems beruht und nicht selten bei blutarmen, nervösen und hysterischen Personen sowie während der Schwangerschaft auftritt. Ebenso kommen heftige Zahnschmerzen als Begleiterscheinungen von Augen- und Ohrenkrankheiten vor. Aus dem Angeführten geht hervor, daß die Behandlung des Zahnschmerzes je nach der vorliegenden Grundursache sehr verschieden sein muß, und daß in jedem Falle die Beratung eines Zahnarztes unerläßlich ist; symptomatisch erweisen sich das Bestreichen mit ätzenden oder narkotischen Mitteln (Kreosot, Nelkenöl, Chloroform, Morphium), die Anwendung von warmen, trocknen Kräuterkissen, vou Senfteigen auf Oberarm und Nacken sowie warme Fußbäder mit Senfmehl und Asche nützlich.

Die hauptsächlichsten Verletzungen der Zähne sind die Zahnfissur, der Zahnbruch, Dislokationen oder Verschiebungen der Zähne durch mechan. Gewalt sowie die Abnutzung der Zähne durch längern Gebrauch. Eigentümliche Entartungen der Zähne werden durch die Englische Krankheit sowie durch ererbte Syphilis hervorgerufen. Auch Fehler in der ersten Bildung kommen nicht selten vor, wie die sog. Riffzähne, Zähne mit parallel verlaufenden Streifen im Schmelz, der Schiefstand der Zähne, die überzähligen Zähne, die Verwachsung mehrerer Zähne zu einem Zahn u. dgl. Vgl. Klencke, Die Zähne, ihre Natur, Pflege, Erhaltung, Krankheit und Heilung (2. Aufl., Lpz. 1879); Miller, Die Mikroorganismen der Mundhöhle (2.Aufl., ebd. 1892). (S. auch Zahnarzneikunst.)

Zahnkuppelung, s. Kuppelung.

Zahnküste, s. Elfenbeinküste und Guinea.

Zahnlaute, s. Laut.

Zahnlose, Säugetiere, s. Zahnarme.

Zahnneuralgie, s. Zahnkrankheiten.

Zahnpflege, s. Zahn.

Zahnpillen (Pilulae odontalgicae), früher offizinelle Pillen, die als wirksame Bestandteile Opium, Belladonnawurzel, Nelkenöl und Cajeputöl enthielten. Sie fanden Anwendung gegen Zahnschmerzen durch Eindrücken der etwas erwärmten Pillen in den hohlen Zahn.

Zahnpulva, s. Zahn.

Zahnradbahnen, s. Bergbahnen.

Zahnräder, verzahnte Räder, Räder, welche mittels der an ihnen angebrachten Zähne so ineinander eingreifen, daß bei der Drehung des einen Rades auch das andere mit dem ersten in Eingriff stehende Rad gedreht wird. Entweder sind die Wellen, auf denen die Z. sitzen, einander parallel (Stirnräder), oder sie bilden einen Winkel miteinander (Kegelräder), oder sie kreuzen sich (Hyperbelräder). Je nachdem man die Geschwindigkeit der getriebenen gegenüber derjenigen der treibenden Welle vergrößern oder verkleinern will, wird das Übersetzungsverhältnis verändert. Die Zahnformen der Z. können auf verschiedene Weise entworfen werden, wodurch man die verschiedenen Verzahnungen erhält. Diejenigen sich berührenden Kreise, welche man sich bei zwei miteinander arbeitenden Rädern derart zieht, daß das Verhältnis ihrer Halbmesser gleich dem Übersetzungsverhältnis ist, und welche daher die Eigenschaft haben, wegen der gleichen Peripheriegeschwindigkeit sich während der Drehung aufeinander abzuwälzen, nennt man Teilkreise. Die Entfernung je zweier entsprechender Zahnflanken aufeinander folgender Zähne, auf dem Teilkreise gemessen, heißt Teilung. Ineinandergreifende Räder müssen stets gleiche Teilung haben. Teilung dividiert durch die Zahl π (= 3,1416) giebt die Stichzahl oder den Stich des Rades; manchmal wird auch die Teilung selbst als Stich bezeichnet. Zwei Räder, welche nur miteinander in richtigem Eingriff arbeiten, heißen Einzelräder; solche Räder, welche einer Gruppe von Rädern gleicher Teilung (einem Satz) angehören und solche Verzahnung besitzen, daß jedes beliebige Rad der Gruppe mit jedem beliebigen andern Rad der Gruppe richtig zusammenarbeitet, nennt man Satzräder. Man unterscheidet ferner Kreisräder und unrunde Räder. Bei den erstern sind die Zähne auf einem Rotationskörper (bei den Stirnrädern auf einem Kreiscylinder, bei den Kegelrädern auf einem geraden Kreiskegel, bei den Hyperbelrädern oder Hyperboloidrädern auf einem Rotationshyperboloid) angebracht. Bei den Kreisrädern ist das Verhältnis der Winkelgeschwindigkeiten der beiden Räder während einer Umdrehung konstant, bei den unrunden Rädern dagegen je nach Radform veränderlich. (S. Unrunde Räder.) Um bei Kreisrädern auch in kleinsten Zeitteilchen das Übersetzungsverhältnis konstant zu erhalten, müssen den Zahnflanken gewisse Kurven zu Grunde gelegt werden, Cykloiden und Evolventen. Hiernach unterscheidet mau Räder mit Cykloidenverzahnung und mit Evolventenverzahnung. Bei der Cykloidenverzahnung werden die Zahnflanken als Cykloiden geformt und durch Rollen von Kreisen (den sog. Rollkreisen) auf den Teilkreisen hervorgebracht. Man erhält so die in Fig. 1 dargestellte Zahnform. Die punktiert angegebenen Kreise sind die Teilkreise. Für die eingezeichnete Drehrichtung ist das obere Rad als das treibende angenommen. Die bei der Evolventenverzahnung benutzten Zahnprofile ergeben sich durch Abwälzen einer Geraden auf einem nach gewissen Regeln zu bestimmenden Kreise, dem Grundkreise. Das Aussehen der Evolventenzähne stellt Fig. 2 dar. Hierbei sind die Zahnflanken einfach gekrümmt, während die Cykloidenzähne im allgemeinen doppelt gekrümmte Zahnflanken besitzen. Die Evolventenverzahnung gestattet es, daß die Achsenentfernung zweier zusammenarbeitenden Z. geändert werden kann, ohne daß der theoretisch richtige Eingriff der Zähne ver-^[folgende Seite]

^[Fig. 1]